Anka Röhr
Wieviel Volt Das Heute
So viel Spannung fang es auf wie Wasser in einer Schale
hinter der Stirn schmeck es weil Wasser Leben ist
wieviel Volt mehr als das Heute gehört dir nicht
hält dich wach im Heute ist Gestern u Morgen
zum Weitergehen
Auf dem Weg nach vorn Ein Einmaleins
Nie hörst du auf zu träumen Wär zwischen uns
auf dem Weg nach vorn wild und schön eine wiese
es gibt kein Zurück ins Gestern zum Entgeengehn
es gibt nur ein Weiter wir pflückten Sträuße
vielleicht an Strände aus Sonne und Wind
närrischer Vernunft ein Einmaleins
vielleicht an Ufer darin wir einig sind
vergessener Weisheit
Der Mensch
aus krummem Holz geschnitzt
wie denn kann er bestehen
wie denn herauswachsen
aus allem Ungemach
und aufrecht gehen
ich ahne was du sagst:
unvollkommen der Mensch
aus krummem Holz geschnitzt
sein Wagnis sein Bemühen
sein ewig kühnes:
mit guter Geister Hilfe
Krummes grad zu biegen
an jedem neuen Tag
Dein Flug durch die Zeit
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt
durch Wolken Wind und Wetter
unter Sonne und Regenbogen
unaufhaltsam hoch und nieder
hinter dir neben dir Weggefährten
Freunde durch alle Zeiten
im Hoch im Nieder im Auf und Ab
im Tanz durch Tage und Stunden
verloren im All
aufgehoben unter Flügeln
Die Lebens-Melodie
die tragende
hinter dem Tag
die tröstliche
hinter den Stunden
die zündende
hinter der zerrinnenden Zeit
Vollmond über fremder Stadt über
Wie ein Freund
kamst du auf mich zu
die Dächer der Stadt ins
als Fremdheit mich schnürte
als ich gebannt von Lichtern
einer tropischen Nacht
mich zu orten suchte
da tauchtest du auf
wie ein Freund aus tausend
und einer Nacht
mir einen Fixpunkt zu funken
ins wrire Spiel
Weggefährte
nah
neben
dem
Flügel
des
Flugzeugs
am
Wege
der
Mond
verläßlicher
Gefährte
zerfließender
Zeit
Nach der Reise
Es bleibt
der besondere Geschmack
auf der Zunge
der fremde Duft in der Nase
das Rauschen des fernen Flusses im Ohr
es bleibt
die wache Erinnerung an Menschen
die Erfahrung von Geschwisterlichkeit
über Grenzen hinaus
es bleibt
das Erlebnis des einen Himmels
über der einen Erde
Häuser am Wege
Häuser die du bewohnt
im Laufe der Jahre
sie stehen wie fremd
am Wege
kein Zuzwinkern mehr
aus Fensteraugen
keine Handbreit
geöffnete Tür
nur dein Erinnern
erschließt dir die Räume
füllt sie mit Stimmen
der Frühe
erweckt sie neu
über Leere und Fremdheit
über die Häuser die stummen
hinweg zum Leben
Wenn dich wer fragt
nach dem Weg
geh mit ihm des Weges
ein Stück
über alle Wege hinaus
dass er ankomme bei sich
Erinnerung
Du hebst sie auf
die Bruchstücke vertrauter Krüge
unter dem Bananenbusch
aus der Töpfer-Werkstatt
von Leprakranken
die zu Künstlern wurden
aufzubrechen
ihr bedrückendes Dasein
Spielregeln
für dich für mich
zu entzünden den Mut
zum Spiel des Lebens
zu ermessen das Mögliche
auszuloten das Geheimnis
des Gelingens
Bick in die Zukunft
Alles machbar
nichts aufhaltbar
vieles denkbar
weniges tragbar
im Treiben tagauf
Warte nicht
fang an
schau dich
nicht um
fang an
schreib deine Schrift
in den Schnee
Dieser Tanz
der Weißlinge am Weg
ihr Auf un Ab
im duftenden Lavendel
ihr Hin und Her
ihr Spiel ohne Grenzen
Honig zu erhaschen
nach Herzenslust
dich zu locken
in die Leichtigkeit
sorglosen Seins
Franka
Das bunte Herbstblatt
in deinen kleinen Händen
ich zählte mit dir
die Finger des Blattes
die Finger deiner kleinen Hand
so viel Frühling in ihr in dir
aus weiter Ferne raschelt
verwegen bunt ein Herbst
zaubert Farben dir früh
ins fragende Herz
Drüben der alte Mann
er ist verstummt mit den Jahren
verschlungen von Wellen
von Wirbeln des Lebens
was übriggerblieben
der Schatten seiner selbst
schemenhaft gegen den Himmel
geschlagen im Lichtschein
der schwindenden Sonne
Blumen am Wegrand
das Vergissmeinnicht
an Hängen der Trauer
die Sonnenblume
an Zäunen der Erinnerung
das Tausendgüldenkraut
am Wegrand der Hoffnung
Heute
ein Tag hinter den Tagen
versteckt im Schneegestöber
unwirklich die Welt
hinter der Wirklichkeit
flockenleicht löst sich
ein grauer Himmel auf
dich wortlos gewichtlos
zu betören für einen Tag
Nichts fließt mehr
in vertrauten Flüssen
neu der Fluss aller Dinge
dich flussabwärts mitzuziehen
in die fortfließende Zeit
Blockade
Mit den Jahren blockiert
Gestein deinen Weg
lähmt den leichten Schritt
begrenzt den schnellen Gang
es sei denn du entdeckst
mit den Jahren
versteckt im Gepäck
deine Flügel
Im Erinnern bleibt dir
die Landschaft
durch die ein Wind
dich getrieben nach vorn
die Gärten der Kindheit
in denen immer noch
Fragen blühen
die erste Liebe
die Wege bergauf
Wolkenbrüche der Trauer
das Glück
der Schmetterling
auf geöffneter Hand
im Erinnern bleibt dir
bruchstückhaft
ein ganzes Leben.
Diese Bilder
die ohnmächtig machen
den Atem stocken lassen
dich aus der Fassung bringen
Bilder
die mehr sind als Bilder
von Menschen mit Namen
mit einem Gesicht wie du und ich
Bilder
die sich einbrennen
unauslöschlich in dir
unaufhebbar
vom hämmernden Herzen
Namen
wie Bilder
rahmenlosleicht
Namen
wie Blüten
bilderbuchbunt
Namen
wie Lichter
zeitlos zündend
Magnetik-Wortspiel
flieg zum Meer
schüttel die Nacht von dir
verlass ihre Schatten
umarm den Tag
kühle dein Gesicht
hör den Puls
wie deine Sprache
diese Zeit ist seltsam
spiel immer mit Licht
sag mir leise ein Wort
purpur wie ein Rose
Herbst
Du bahnst dir
den Weg winterwärts
durch buntes Laub
wagst dich einzunisten
im Nebelhaus
anzuhalten zwischen
den Zeiten
dich anzufreunden
mit den Geistern
der Dunkelheit
am Rande des Tages
aufzulösen
die Töne der Tristesse
Zugfahren
immer ist Zugfahren
mehr als Zugfahren
zwischen Start und Ziel
ein Nirgendwoland
eine Weile zu verweilen
im Schwerelosen
Die Zugfahrt
durch goldgelben Raps
wer fragt nach dem Ziel
dem verblassten
mitten im Gelb
Im Wirbel der Tage
Weniger ist mehr
im Wirbel der Tage
wenige Meilensteine
weisen meilenweit
Segelboote
füllen das Meer
wie weiße Schmetterlinge
sich wiegend im Wind
von Sehnsucht getrieben
schaukeln Meersüchtige dahin
Horizonte zu durchqueren
fortzuziehen in die Weite
des Außer-sich
des Bei-sich-Seins
Urlaub
Im Auf und Davon
der andere Blick:
der Weitblick
der Rundblick
der Überblick
der Rückblick
vom Urlaub zurück
im Rucksack
der neue:
der Vorwärtsblick
Nur dieses nicht
sich nicht verstricken
in Stricken
sich nicht verfangen
im Frust
sich nicht verbiegen
im Vorwärtsgehen
Neujahr
Unter dem Rauschen der Wellen
wegüber in ein neues Jahr
wir flüchtigen Wesen
verrauschender Zeit
hingeworfen ans nackte Ufer
zu benennen den Tag
zu wagen den Weg
Welt sein
Mitten in der Welt
selbst Welt sein
zu bewegen die Welt
Der Strand
steinreich
an Glück
die Tage
zwischen
Steinen
am Strand
Unterwegs
schreibe ich
schreibe mich fest
im Davonfahren
Ein neues Lied
So viele Lenze
und wieder Saft
in den Zweigen
den Taktstock
des Frühlings
leih ich mir
für ein neues Lied
Verstecke
Versteck dein Lachen
in den Rumtopf für morgen
press dein Lachen
in ein Buch für morgen
leg dein Lachen In den Safe
für morgen
pflanz dein Lachen ins Beet
für morgen
Lichtjahre
So viele Berge erklommen
und immer noch
Lichtjahre weg von
von Weisheit
Immer unterwegs
den Ort der Versöhnung zu finden
zwischen gestern und heute
zwischen Trauer und Wut
zwischen Kopf und Herz
zwischen Kommen und Gehen
zwischen dir und mir
zwischen mir und mir
Immer neu
ankommen
und wieder aufbrechen
dazwischen
Fußwege am Grat
Pulsschläge im Gleichtakt
von Wellen
Schaumträume
die im Sand zerrinnen
Friedensengel
In der Innenstadt
ist der Teufel los
"Demo" sagte die Frau
vor der Bücherei
ich ging gradwegs
des Teufels Spuren nach
und fand Friedensengel
mutige Menschen
mit gestutzten Flügeln
Altvertraute Stadt
dich erleben wie Neuland
fern vom Sog des Alltags
gelöst aus Verankerung
frei zu bauen Zelte
der Freundschaft
Meine Traumstadt
ist jung
sie kennt keine
trennenden Mauern
keine Straßen
mit tödlichem Lärm
keine Gassen der Gewalt
keine grußlose Begegnung
meine Traumstadt
atmet die Luft einer Vision:
zu wohnen ohne Fremdheit
ohne Furcht
Nichts geht verloren
nicht die Landschaft
durch die ein Wind
dich getrieben nach vorn
nicht die Gärten der Kindheit
in denen immer noch
Fragen blühen
die erste Liebe nicht
alle die Wege bergauf
die Wolkenbrüche der Trauer
nicht das Glück
der Schmetterling
auf geöffneter Hand
nichts geht verloren
Leben ist Frucht
des Erlebten
Drüben
jenseits der Gleise
deine Silhouette
wir warten
und winken
winken und warten
auf Züge
die uns fortziehen
zu neuen Zielen
Im Wechselspiel
Im Wechselspiel
der Gezeiten
hinter der weichenden Flut
zu Bewahrendes finden
im ausgewaschenen Sand
Eine Hütte bauen
brückenschlagnah
brückenschlagfern
vom Festland
offener Fragen
Die letzte Rose (Haiku)
sie sagt dir adieu
noch im Abbschied
betörend wie im Kommen
Unter dem einen Himmel
wieviele Köpfe
wieviele Deutungen
der einen Welt
wieviele Welten
in den Köpfen
unter dem einen Himmel
Nächte Haiku
unter Schleiern des Schlafes
schlummert aus dem Tag
gefallenes Licht
Das Spiel geht weiter
du gewinnst du verlierst
du fängst von neuem an
wirfst den Würfel
wieder und wieder
führst Figuren durchs Feld
spielst mit dem Gelingen
Sternlos
die Routen
ohne
Resonanz
Die Zeit
ein seltsam Ding
sie jagt davon
ist nicht zu halten
nur wer im Einverständnis
mit ihr lebt
versteht ihr Walten
Olaf
wie eine Sternschnuppe
in die Welt geworfen
nirgendwo angekommen
irgendwo verglüht
Ende des Jahrtausends
Wieviel Mensch
Ist übriggeblieben
nach so viel
Unmenschlichkeit
heisergeschrien
hat sich der Mensch
zu Tode geweint
es gäbe einen Grund
zu feiern ein neues
Jahrtausend:
wiederzufinden
ein Sternzeichen
über der Welt
Kirche
heute Kirche global erleben
in Räumen eines offenen Dialogs
frei werden von Enge
zu einer Spiritualität finden
die Flügel schenkt
Am Ufer der Zeit
mit dem Blick
zurück und voran
viel Herzblut ist
in die Strömung geflossen
flußabwärts in Zukünftiges
noch schlägt mein Herz
im Herzschlag der Zeit
schlägt im Takt
des Weltgeschehens
überschlägt
die Schläge der Zeit
Verluste
Wollt ich zählen
was verlorenging
was aus dem Tag fiel
was verblaßte
verwelkte verging
wollt ich zählen
die Zahlen flögen davon
wie ein Schwarm Vögel
sich verliert in der Ferne
wollt ich zählen
was geblieben
die Zahlen kämen zurück
wie Vögel aus wärmeren Zonen
Bevor ich geh
sag ich adieu
sag´s unumwunden
lässt sich gewiss
nicht besser sagen
was noch zu sagen wär:
Adieu
Die Not
Die Not des Nachbarn
ist die Not der Welt
die Not der Welt
ist die Not von nebenan
Sonnenblume
Ich möcht
mit deiner Sprache
sprechen
ich möcht
mit deinem Blühen
blühn
ich möcht
mit deiner Farbe
färben
trüber Zeiten
Nebelkleid
Distanz
Immer ein Stück
sich selbst
voraus sein
Dinge zu deuten
aus der Distanz
sich selbst
zu erfassen
wie von fern
Die unerfüllten Träume
Wo bleiben die Träume
die unerfüllten
in der Weite der Welt
in welches Loch fallen sie
in welche Dunkelheit
wer wacht über ihnen
wer hebt sie auf
wer läutert sie
dass sie verglühen
wie Sterne
Dein Platz
zwischen Tür und Angel
immer im Aufbruch
zwischen Gestern und Heute
immer unterwegs
zwischen Tag und Nacht
halb träumend halb wach
dein Platz
ein Leben lang
zwischen Heute und Morgen
zwischen Himmel und Erde
festen Fußes flügelleicht
anzukommen am Ziel
Das Fremde in mir
schau
ich in den Spiegel
seh ich mein Gesicht
wie ein fremdes mir gegenüber
Stirn und Nase und Mund
Augen die mich erinnern
an jemand der ich nicht bin
da fließen Linien und Spuren
durch mich hindurch
da lacht ein Onkel mich an
ein Bruder zwinkert mir zu
eine Tochter wohnt auf der Stirn
wer bin ich im Spiegelportrait
mir fremd mir vertraut
ich wachse weiter auf mich zu
im Spiegelbild der Welt
Wohin
treibt dich ein Wind voran
wohin ziehen dich Wolken weiter
wohin schwemmen dich Tage fort
wohin verliert sich dein Traum
Mehr geht nicht
als aufrecht zu gehen
vom Mut getragen
du selbst zu sein
Schritt um Schritt
den Blick zu schärfen
für die Fähigkeit
zum aufrechten Gang
Ein bisschen Winterschlaf
braucht die Seele
die Schneedecke über dir
zu überdecken den Acker
mit seinen dunklen Furchen
schneeweiß zu umhüllen
das Geäst der Trauer der Sorge
heimzuholen das Geheimnis
hinter den Dingen
ein bisschen Winterschlaf
braucht die Seele
unter der weißen Decke
der Träume vom Gelingen
aufzulesen das Ungeschriebene
hinter dem Festgeschriebenen
Erstarrtes aufzutauen zu neuem Leben
Unterwegs sein
das ist es doch
per pedes per Rad
per Bahn per Flugzeug
per Kopf in ferne Zonen
zu finden was unauffindbar
jenseits der Grenzen
deiner selbst
Beim Öffnen des Fensters
flog es mir zu
das lachende Herbstblatt
wie zum Gruß am Morgen
wie zur Zwiesprache
im Flüsterton von Farben
federleicht der Pinselstrich
des zärtlichen Zuspruchs
für den neuen Tag
Zwischen Ebbe und Flut
die Jahre im Auf und Ab
die Tage und Stunden
im Steigen im Fallen
Schübe nach vorn
und Schübe zurück
die Flut die Springflut
die Sturmflut die Ebbe
du verharrst
du gehst suchend durch Sand
du setzt neu dein Boot aus
ins ansteigende Meer
hisst die Segel im Wind
machst klar Schiff
weiterzukommen
an ersehnte Küsten
Der lange Weg
Bin lange durchs Leben gelaufen
war manchmal zum Haareraufen
war manchmal zum Lachen
manchmal zum Weinen
bin lange durchs Leben gelaufen
war verträumt und verliebt
und was es sonst noch gib
warvoller Pläne voller Glück
brachte Kinder auf die Bahn
hielt zum Denken sie an
suchte Klarheit im Gedicht
gab dm Leben Gewicht
im Verweilen
zwischen den Zeilen
Der Trauertag
mittendrin
zwischen den hellen
den Tagen des Glücks
der dunkle Tag
an dem kein Gedanke gedeiht
kein Lachen gelingt
keine Frage sich klärt
ein Tag der dich einfängt
in sein dichtes Netz
in das Dunkel der Trauer
Aufbruch ins Gestern
Wie elektrisiert stehst du
unter dem Himmel der Kindkeit
unter runden Toren
unter Palmen und Bambus
flussauf- flussabwärts
ziehen Kähne dahin
aus dem Gestern ins Heute
findest unter Bananenstauden
Scherben von Krügen
aus Töpferhand
du sammelst sie ein
trägst sie beimwärts
als Bruchstucke einer
heilen Erinnerung
Blüten-Träume
gerade träumt ich den Stiefmütterchentraum
schon überfällt mich der Duft des Flieders
ich tanz durch den Tag mit den Tulpen
vertreibe Trübes mit Tausendschön
der Rosenstock reißt mich hoch ins Staunen
und zurück in zündendes Erinnern
Blüte um Blüte wie gebanntes Glück
Beim roten Mohn halt ich an mitten im Feld
auch die Herbstzeitlose wird wieder blühen
mich begleiten durch Wiesen
im Weitergehen
Der grüne Zweig
der Hoffnung birgt
die zarte Blüte im Gras
der Halm der übermütig winkt
die Hecke die zurückerwacht
die Luft im Frühlingstaumel
du glaubst es kaum
du wagst den Schritt hinaus
du schöpfst Vertrauen
im auferstandenen Raum
Schaust du genau
ist alles schräg
verwirrend verbohrt
schaust du genau
suchst du den Sinn
suchst Erklärung
suchst Antwort
bleibst eine Weile
stehn auf der Strecke
um weiter zu kommen
im Schweigen
Welten
die sich öffnen und runden
im Zeitalter eines Lebens
Welten die aufblitzen und verglühen
neuen Welten Platz zu schaffen
im All der Menschengeschichte
was bleibt
sind Splitter sind Funken
sind Fragen ohne Ende
die virulent weiter wachsen
Antwort zu finden
im antwortlosen Rund
Wieder eine Fahrt
zum Ort der frühen Tage
wie zum Besuch
einer alten Dame
mit selbstvergessenem Blick
mit einer Lupe zum Lesen
zu entziffern die Zeilen
die zerfließenden
mit ihrem Lächeln zurückzuspiegeln
vergessene Orte und Tage
Da blüht Sehnsucht auf
nehm ich die Schale zur Hand
die Schale mit dem Sprung
von einer Freundin bemalt
vor vielen Jahrzehnzten
da blüht Sehnsucht auf
in unwiederbringlichen Farben
Das große Ziel
im Auge behalten
damit die kleinen Schritte
die mühsamen
gelingen
im Weitergehen
Besuch über den Zaun
den niedrigen
von Garten zu Garten
ein Blühen wahrzunehmen
die Farbe von Freundschaft
den Duft von Tagträumen
das Zusammenspiel
von Sonne Licht und Lachen
(Visit over the fence
the low-one
from garden to garden
to notice the bloom
the colour of friendship
the scent of day-dreams
the together-play
of sun light and lauphing)
Im Alter
bist du wie ein Baum
tief verwurzelt neben dem Gleis
dahinrasender Züge in Zukünftiges
zwischen windbewegten Ästen
verfängt sich die Zeit
findet Halt am festen Stamm
löst sich auf im Verweilen
Die späten Tage
Nachlese des Lebens
letzte züngelnde Flammen
die den Horizont durchbrechen
aufzuheben das Trennende
einzufangen das Flüchtige
in feuriger Glut
in dir wächst StilleAm Sonntag
Der Besuch im Altenheim
du traust den Augen nicht
und nicht den Ohren
beim Eintritt ins Haus
aus der Kälte der Zeit
hinein zum flackernden Kamin
umlagert von betagten Menschen
du hältst den Atm an
beim Spiel einer Mundharmonika
in dieser Zufallsrunde
bei Tönen die einen Zauber entfalten
Menschen zu verwandeln
zu glücklichen Menschen
zu angekommenen
aus der Kälte der Zeit
in die Wärme einer
sie tragenden Gegenwart
Aufbruch
bewegt vom Traum
einer anderen Welt
getragen vom Mut
eines David vor Goliath
Der Zaun um meinen Garten
der ihn abgrenzt zu deinem
Blumen und Bäume
auf meiner auf deiner Seite
ich steige über den Zaun
auf fremden Boden
fallen Zäune fallen Hürden
werden Gärten begehbar
wird dein Rasen zu meinem
meine Bank zu deiner
deine Sprache zu meiner
wächst im Zwiegespräch
aus Fremdheit Vertrauen
aus Begrenztheit Weite
und der Mut zum Aufbruch
zwischen Blumen und Bäumen
Du wirst getragen
vom Fluss der Stunden
der Tage der Zeiten
du treibst dahin und voran und fort
im Fluss der eigenen Geschichte
im Fluss deiner Träume von Zukunft
Mein Traumbaum
er steht nicht mehr
Ast für Ast fiel zu Boden
alle die Träume
die eingenisteten
flogen auf und davon
Stück um Stück
erstarb der Stamm
ich suche Verlorenes
im freien Durchblick
zum Himme
Drei Birken
wie Schwestern im Kreis
am Rande des Weges
den ich heute gehe
mit ihnen
Zwiesprache zu halten
als vierte im Bunde
Erinnerung:
New- York- Manhatten
The world at your feet
eine Stadt auf Felsen gegründet
in die Wolken gebaut
eine Welt aus Glas und Glitter
Faszination und Ekstase
Glück und Grauen
gefangen der Mensch
im Überfluß im Schatten
frei die Vögel draußen
über der Müllfracht zum Meer
So einfach:
Umsteigen - wenn du
im falschen Zug sitzt
aussteigen
die Route entdecken
die dich zum Ziel
führt
Unterwegs
du gehst
mit dem Strom
gegen den Strom
durch den Strom
in ein Staunen
du gehst
mit Bildern
durch Bilder
über Bilder
in ein Verstehen
du gehst
durch Straßen
unter Straßen
über Straßen
weiter zu dir
Sich niederlassen
heimisch werden
für eine Weile
vor Ort im Dorf
in der der Stadt
im Getümmel
im Einsatz
heimisch werden
vor dem Aufbruch
ein Leben lang
in Zukünftiges
Am Horizont
malt der Himmel
sein Utopia
an den Rand des Tages
ein Bild
von betörender Leuchtkraft
entzündet wie im Rausch
eingebrannt
in das Herz des Tages
wie Hoffnung
sich entzündet in dir
sich einbrennt
ins Gedächtnis
deiner Tage
Auschwitz
und
immer
noch
und
rund
um
den
Erdball
Wolken
aus
Tränen
Asche
Rauch
Die überlebt haben
Ich sah in ihren Augen
erloschene Sterne
in ihren Blicken
unauslöschliche Nacht
ich sah in Menschenaugen
den ausgelöschten Himmel
Dieses Jahrhundert
der Unmenschlichkeit
der Schrecken
Zusammenbrüche
mitten darin du und ich
in Nischen zwischen
Bergen des Elends
es gibt kein Zuhause
in Nischen
es treibt dich ein Sturm
heraus und voran zu irren
zwischen Irrtum und Einsicht
zu suchen im Unterwegs
ein Zuhause
Weg am Winterstrand
(nach Lektüre von Anke Wolff)
gelöscht die Spuren des Sommers
bald wird die Sonne ver-eisen
in der Januarnebelwand
häng deine Sorgen
an das kahle Astwerk der Bäume
unter den Orgeltönen der rauhen See
wirf sie dort in den Kahn
von Fischern an den Strand geschoben
zum Winterschlaf
wag den Weg zurück
mit befreiter Stirn
ausweglos in ein Neues
Fortgehen
wenn das Festland
dich schnürt
aufbrechen
mit der Brandung
neu ankommen
fesselfrei
Fazit
wer denkt an 80
wenn er jung ist
80 Jahre 8o Träume
80 Schritte quer
durch die Zeit
das Leben
eine Welt in der Welt
zerpflückt in Tage
der Mühsal des Glücks
das Leben
wie ein einziger Atemzug
im Zuge der Zeit
Die große Flutwelle
Das Inferno unter der Sonne
die Sintflut mitten am Tag
die Hölle aus heiterem Himmel
Menschen gesucht
neu zu zimmern
die Arche des Noah
The apocalyptic destruction 2004
Why did you do this - God
what did we do to upset you
asked a collapsing women
this is worse than death
the killer waves came from hell
the sea is full of bodies
survivors fill the hospitals
what's going on here on earth
you are crying
I am crying with you
and I am sure
God is crying with us
Der Orkan
wie ausgewechselt das Meer
am Morgen danach
nicht mehr anzusprechen
auf die Schrecken der Nacht
träge und wie ermattet
von den Peitschenhieben
des Sturms
Eine Möwe hoch oben
im kahlen Geäst
verstört und wie verloren
im launischen Spiel der Natur
klagloses Leben
über den Dächern
nie verstummender Klagelieder
Mein Fenster zur Welt
was bleibt draußen
was dringt ein
hängt sich hinter die Stirn
nistet in Nächten
wärmt den Tag
treibt mich um
legt sich als Träne
auf das Blank der Scheibe
was bleibt draußen
was dringt ein
durch mein geöffnetes
Fenster zur Welt
Fensterblick aus dem Zug
Wolken jagen
den Zug der Gedanken
das Rapsgelb der Felder
weitet die Augen
wächst das Staunen
wachsen Stimmen
sich aus zu Musik
Zwiesprache
Mit der Rose
Zwiesprache halten
sie befragen
nach ihrer Sprache
hinter den Dornen
nach ihrem sanften Wort
purpurrot
Ansteckend
Lachen steckt an
holt dich
über Zäune und Hecken
in die Leichtigkeit
losgelösten Seins
Schrittweise
gehst du
über den Alltag hinaus
in neue Regionen
kein Bleiben
im Garten von Gestern
du wagst den Aufbruch
über die Dächer
pulsierenden Treibens
als Durchbruch
zum Sein
Eine Weile
Eine Weile
werden wir uns
aufhalten
in dieser Welt
im aufrechten Gang
so er gelingt
kopfgetragen
solange der Kopf trägt
herzgebeutelt
solange das Herz schlägt
unter dem Antrieb
der ureigenen Uhr
eine Weile
werden wir bleiben
um weiter zu gehen
zu gesicherten Ufern
Frühling
ein Ahnen
wie Vorfreude
auf Neues
aufgetaut
dein Winterherz
wie es vibriert
in weicher Luft
warm durchpulst
vom Glück
des Kommenden
Der heiße Sommer
Tage
eingefangen
in Sonnenglut
du fächerst dir Wind zu
verharrst im Halbdunkel
wirst zur Schattenpflanze
unter schützendem Dach
wenn der Sommer ausufert
erstarrt das Leben
schreit zum Himmel
mit brüchiger Stimme
bäumt sich auf
wehrlos gegen Verwüstung
Im Strandkorb
dieser Schlaf
wie ein Schlaf
in der Wiege
des Glücks
dieses Erwachen
wie ein Entdecken
der Welt
von Anbeginn
Mai
und im Mai
wenn der Raps blüht
trägt dich sein Duft fort
in fraglose Ferne
Geduld
Sauerstoff
der Gelassenen
im Windschatten von Eile
Sauerstoff
der Unermüdlichen
hinter müde machendem Stress
Sauerstoff
der von Geduld Gelenkten
am Lenkrad der Welt
Und dann
mit jedem Tag
leichter werden
frei von Gewichten
Gewichtiges
wahrzunehmen
Unterschwellig
wie es gärt
unterschwellig
bis deine Zeit
meine Zeit
zu unserer Zeit wird
im Dialog
Ansteckend
Lachen steckt an
holt dich
über Zäune und Hecken
in die Leichtigkeit
losgelösten Seins
dieses Kunststück
Gemeinsamkeit
zu finden
Gemeisamkeit
zu leben
im Windschatten
der Gegensätze
Am Ufer der Zeit
traumverloren am Ufer der Zeit
mit dem Blick zurück
und voran
viel Herzblut
ist in die Strömung geflossen
flußabwärts in Zukünftiges
noch schlägt mein Herz
im Herzschlag der Zeit
schlägt im Takt
des Weltgeschehens
überschlägt es
die Schläge der Zeit
Frust
wirf den Frust
über Bord
dein Boot
nicht zu beschweren
auf Fahrten
voran
Rücksprache (Haiku)
wag die Rücksprache
die dich herausholt
aus der Funkstille des Nichts
Demenz
im Haus
der Gedanken
keine Wohnung
zu wohnen im Heute
kein fester Faden mehr
einzufädeln den Tag
kein Weg mehr
mit wägbarer Zukunft
wo nichts bleibt
als die Leere des Raums
wird zur Wohnung
ein anderer Stern
für Traumtänze
durchs Leben
Bruchstücke
nach Brüchen
nach Beben
Bruchstücke
Gold
im Gesiebe