Unser wilder Strand Günter Günter Klingebeil- Berlin
Fehmarn
Als Gott die Welt erschaffen hatte, so zitierte der Inselpfarrer eine Anekdote, hielt er noch eine Handvoll Erde in seinen Händen. Er überlegte nicht lange und warf sie ins offene Meer. Aus diesem Erdklumpen erwuchs unter der Sonne eine fruchtbare kleine Insel zwischen dem deutschen Festland und dem dänischen Lolland: Fehmarn. Von Wäldern durchzogen träumte diese Insel ihren ersten Erdentraum. Nach und nach entdeckten Menschen das kleine Reich für sich, siedelten sich an, rodeten sich freie Lebensräume, betrieben Ackerbau und Viehzucht, und entwickelten ihre eigene Inselkultur, die bis zum heutigen Tag ihre Nachfunken schlägt.
Als neu Hinzugezogene haben wir diese Insel unter dem weiten Himmel auf besondere Weise schätzen gelernt. Sie wurde für uns zu einem Versteck für das Glück. Kaum hast du den Sund überquert, verlangsamt sich das Leben, tauchst du ein in eine Landschaft zwischen Gestern und Morgen. Du entrückst dir selbst, deinem Alltag, um dich neu finden. Du wirst zum Inselmenschen, der den Tag Tag sein lässt und die Nacht Nacht, der zuweilen das Datum vergisst und die Uhrzeit, der die Urkräfte der Natur erlebt im unermüdlichen Wellenschlag und sich einlässt auf etwas ungewöhnlich Neues.. Und du begegnest „eingeborenen“ Inselmenschen, die dich faszinieren in ihrer Art, präsent zu sein auf ihrem kleinen Fleck Heimaterde. Die gute Luft schenkt ihnen einen langen Atem, sie wirken gelassen und gewappnet gegen Stürme.Sie lassen sich nicht leicht umblasen, nichts holt sie aus dem Inselfrieden.
Wir erlebten den Postboten als freundlichen Besucher an jedem Tag, der auch eine quietschende Tür ölte und uns frisch gefangenen Fisch anbot, den uns seine Frau brachte und inselgerecht zubereitete und nebenbei mit uns Insellieder anstimmte.
Wir erlebten in unserer Siedlung ein Hausmeister-Ehepaar wie leise gute Geister, den Gästen das alltägliche Leben zu erleichtern mit Rat und Tat. Inselmenschen mit ruhigem Schritt, von der Sonne durchwärmt, vom Wind gestählt mit dieser besonderen Gemütsruhe. Da war der originelle Inselpfarrer und Geschichtenerzähler, ein prägender Mensch für Jung und Alt. Der Elektromeister, der Installateur wie alte Bekannte und Freunde mit Zeit für ein Gespräch über die Arbeit hinaus. Inselmenschen auf Wegen zwischen den Dörfern, zwischen den Zeiten, die ihr fruchtbares Land bearbeiten, die auf Du und Du sind mit den Gewalten der Natur, die mit ihrem Fischerboot hinaus zum Fischen fahren, die auf Wegen zwischen Rapsfeldern untertauchen, sich an Dorfteichen austauschen und auf dem Wochenmarkt ihre vielgestaltigen Produkte anbieten.
Eine Welt für sich, diese Insel mit ihren Menschen
Wie lange noch werden sich Inselmenschen ihre Eigenart bewahren können unter dem Einfluss sie mehr und mehr vereinnahmender Festlandkultur? Betörendes und Verstörendes nebeneinander auf diesem Eiland zwischen den Welten. Was wird eine die Insel zerschneidende Brücke über den Belt anrichten?
Wird sie verschluckt werden vom Monster Technik und Fortschritt? Die Küsten und Strände werden weiter ihre Sprache sprechen. Die Wellen schlagen unermüdlich an Land. Schwäne ziehen stolz ihr Bahn. Nachtwache hält der Mond. Der Himmel umarmt tagaus tagein schützend das Inselkleinod mit seinen Menschen, den Inselmenschen. Es gibt etwas Unzerstörbares hinter den Umbrüchen der Welt, Lebensfunken, die nie verglühen.
Auf dem Küstenhochweg zum Leuchtturm Günter Günter Klingebeil- Berlin
Aufbruch zu Dritt über die Fehmarnsund-Brücke
Einmal die Insel zu Fuß zu umwandern, strandentlang-wegweiserlos, das war unser Ziel Drei Inselliebhaber, ein munteres Gespann, planten im Sommer vor der Jahrtausendwende jenseits der vielversprechenden Fehmarnsund-Brücke einmal zu Fuß an den Stränden entlang die Insel zu umwandern, vorangetrieben vom Wellenschlag des Meeres.
Am Südstrand der Start über schmale Pfade zwischen Kamille, Korn und Mohn, vorbei an wild blühenden Sträuchern bis zum Leuchtturm Staberhuk. Und weiter zur Stein- und Steilküste bis zur ersten Pause im Gasthaus Katharinenhof. An diesem Strand hat der Winter ein wüstes Spiel getrieben. Aufgerissen der gesamte Rand der Küste. Bäume vom Sturm gefällt. Barrieren im Sand. Riesige Wurzelberge und Steine wie Brocken aus Sterngestein. Ein gefährdeter, wilder Landstrich, ausgeliefert einer unzügelbaren Natur.
Auf dem Plateau, ausgebreitet unter der Sonne kunterbunte Campingplätze, die Nomadenlager des Sommers. Freundliche Menschen, Musik und kleine Blumengürtel im Dschungel der Zelte und Wohnwagen. Endlich frei sein im eigenen kleinen Paradies unter Sonne und Wind. Wie Sturmvögel aufs Surfbrett steigen. In Segelbooten sich fortträumen in die Weite.
Wir ziehen weiter über langhingestreckte Schmalspur-Pfade am Saum der Küste - Stunde um Stunde - an der idyllischen Hoch-Siedlung Marienleuchte vorbei bis zum umtriebigen Hafen von Puttgarden.
Ende des ersten Tages! Sechs Stunden über ungewohnte Wege. Die Füße zum Zerbrechen! Nur heim zum erfrischenden Duschbad und kühlen Bier! - Am nächsten Tag Fortsetzung der Tour ab Puttgarden. Wie neu und anders diese Landschaft! Ein müheloses Wandern über den Deich, rechts und links große Grasflächen, auf denen Schafherden weiden. Ein weiter Strand. Riesendampfer in der Ferne. Linkerhand ein kleiner niedriger Wald, Tümpel und Seen und neu gewonnenes Land. Schutzgebiet für seltene Vögel. Vor uns das Niobe- Denkmal, diese Erinnerungsstätte an den tragischen Untergang des Segelschulschiffes Niobe 1932 in einem unerwartetn Sturm vor Fehmarn. Gedanken, die sich aus dem Augenblick lösen, sich selbständig machen, Jahrzehnte überfliegen und verweilen im Unvorstellbaren.
Herrlich der Meerblick - ruhig der Strand. - Ein angenehmer Rückenwind treibt uns voran.Wir wandern weiter bis zum Belt, dieses zur Zeit fast orientalisch wirkendes Fleckchen Erde. Hinter geheimnisvollen Schilfseen das bunte Treiben der Campingfreunde. Rundum Schwäne und Enten einbezogen in die Insel-Idylle. Überall säumen zufriedene Schafe unsern Weg. Ein übermütiges Wolkenspiel am Himmel! Die große Hitze hat noch nicht eingesetzt. Bis zur Wallnau, dem Vogelschutzgebiet, tragen uns die Füße an diesem Tag.
Wir verweilen und staunen und beobachten das bunte Treiben der Ostseevögel. Von Bojendorf aus geht es dann zunächst wieder heimwärts zum Ausruhen. Frühmorgens brechen wir gut erholt mit dem Ferienexpress wieder auf zur Wallnau, die Inselumrundung fortzusetzen!
Von dort aus liegt ein weiter Weg vor uns Richtung Orth am Yachthafen. Angenehm die Pfade am Ufer entlang. Überwiegend Radfahrer sind es, die uns hier begegnen, nur wenige Wanderer! Wir entdecken reizvolle Uferstrecken, streifen den Flügger Leuchtturm und beschleunigen unsern Schritt- bei einem sich verdunkelnden Himmel. Doch das Gewitter zieht vorüber.
Über den Deich geht es vorbei an romantischen Binnenseen. Wieder eine lange Strecke- und dann eine kleine Erholung und Stärkung auf der Terrass einer Gaststätte in Orth mit Blick auf das spannende Treiben im Yachthafen vor der letzten Strecke Weg an diesem Tag.
Der Ehrgeiz treibt uns weiter. Eine große Strecke liegt beim 4. Start wieder vor uns von Orth aus über Lemkenhafen und weiter am „Gold“ufer entlang. Viele Surf-Vögel sind mit uns unterwegs in den Tag. Segelboote bevölkern die Meerlandschaft. Die Fehmarnbrücke in neuer Perspektive! Als neues Malmotiv eingeprägt! Schwieriger Weg unter der Brücke her über Zäune und Bauhalden. Über uns das Dröhnen der Autos. Fort von hier - am Fehmarnsund entlang - zu den südlichen Gestaden der Insel bis hin zum Wulfener Hals!
Unterwegs überall ein munteres Strandtreiben. Romantisch zwischen schattigen Bäumen der Erholungsplatz in Wulfen! Von hier aus noch ein langhingezogener Weg über den Deich am Binnensee in Begleitung mit uns sympatisierender Schwäne bis Burgstaaken. Hier die verdiente Pause am Hafenbecken. Bald sind wir am Ausgangsziel, unserm kleinen Domizil! Vom Hochsitz aus noch ein weiter Blick zurück! Drei Wanderer heimgekehrt von einer faszinierenden Inselumrundung.
22 Stunden Laufzeit liegen hinter uns. Knapp 80 km verteilt auf vier Ferientage! Das muß gefeiert werden! Wir haben uns die Insel, die wir schon lange lieben, nun endgültig erobert, per pedes in den Hochsommertagen vor dem Beginn eines neuen Jahrtausends!
Fehmarn home - sweet home
here is a place you have known for years,
a place that grew close to your heart;
and now to give it up pains you ever very hard
no longer to go there, to see it again, to delve in memories
and make new ones again I can feel with your loss,
but remember the times
you spent there to write your beautiful rhymes
Herbert Windolf
Der erte Enkel Arne unter dem Fehmarnhimmel
Strandkorbkauf mit Hannemarie
Eine Insel entdecken, die dir großmütig den Himmel freigibt!
Feier des 70.Geburtstages 1995
Der 70. Geburtstag mit den "Amis" auf Fehmarn
im Zeiches des Abschieds von der Insel mit Dörthe Rutkowsky aus Berlin
Aufnahmen von Günteer aus Berlin:
So viel Spannung
hinter der Stirn
wieviel Volt
hält dich wach
zum Weitergehen
Insel-Brücke Bin auf der Insel
Nah vor dir bei mir zuhaus
die stählerne Brücke über den Sund gehe ein gehe auS
über die Insel gespnnt ein Regenbogen bin angekommen
von Wellen sicher getragen sein Fuß
bin bei mir
welche Brücke welche der Brücken bin nirgendwo
welche wählst du wie hier bei mir
Mein Reisetag Wanderwege
eingetaucht in Sonne am Meer entlang
in den Taschen Pulsschläge im Gleichtakt der Wellen
mein Trödel
Tagschmuck Schaumträumee
und Nachtkleid
für unterwegs die im Sand zerrinnen
Auf Schatzsuche Mit dem Fahrrad
am Strand der Zeit querfeldein durch goldgelben Raps
von Wellen verwischt wer fragt nach dem Ziel
die Spuren der Tage dem verblassten
vom Sturm verstreut mitten im Gelb
die Schätze des Sommers
was in dir aufbewahrt
bleibt unverloren
Mein Hochsitz
blickweit aufs Meer
zu überschauen den Tag
Freundschaft zu feiern
ein Stückchen
über der Erde
Diesen Maitag
halte ich fest Dem Gedicht eine Heimat geben
mit leichtem Federstrich wo es wächst aus dem Wasser
die Insel in Sonnenarmen zu Ufern schlägt mit spritzigem Schaum
übersät mit Schaumschwänen mit den Schwänen Bahnen zieht
das aufgebrachte Meer auf schwankendem Grund
versunken ins Gold der Felder
Dächer und Türme
duftschwer die Luft
die dich nicht losläßt
beim Abschied
an der Brücke nach drüben
Aufbruch Eine Insel
Steig über den Zaun hinter dem Tag
in den neuen Tag dir zu bewahren
lass den Himmel anwachsen ein Versteck
über der Stirn für das Glück
trau dem Wind
der weiterträgt
Zaungast Unser Tag
mit silbernen Bändern dies ist unser Tag
schmückt sich das Meer wir ziehen hinaus unter den Himmel
mir scheint es feiert einzusammeln das Licht
ein Fest mit der Sonne dies ist unser Tag
mag sein es feiert sich selbst einzuholen die Träume
sein Geheimnis die Dauer dies ist unser Tag
verloren als Zaungas wir verweilen im Augenblickt
steh ich am Ufer einzufangen die flüchtige Zeit
Nachts Wir wollten den Mond einfangen
Das Rendezvous der Möwen ihn zwischen die Zweige
auf meinem Dach unserer Tanne setzen
ihre Welt souverän hoch wo er verweilte im Jahr zuvor
über meiner so sehr wir uns mühten
er ließ sich nicht rückwärts rücken
auf den Platz vergangener Tage
Gästebuch
Das offene Buch in der Hütte am Meer
Fundgrube für Flügel-Worte
der Freundschaft
für Erinnerungen in Skizzen und Bildern
an Skurriles und Kühnes
für Gedanken hinaus über die Grenzen
des Gestrigen ins Gültige
Hannes Pinselstrich
aus Deinen Farben
springt die Freude
in den Tag
Deine Leidenschaft
bringt das Lachen
ans Land
Dein Pinselstrich
probt das Glück
macht es möglich
Neujahr am Meer
Unter Wellenrauschen
in ein neues Jahr
wir flüchtigen Wesen
verrauschender Zeit
hingeworfen
ans nackte Ufer
festzuhalten den Tag
fortzuschreiben den Weg
Ferngerückt
Zwischen uns ein Meer
ferngerückt die Küste im Nebel
umspült von unwägbaren Strömungen
wenn das Treiben
des Tages umkippt
ein Lichtstreif am Horizont
Vibration von fern Vertrautem
Steinreich
der Strand
steinreich
an Glück
die Tage
zwischen Steinen
am Strand
Unser Tag
dies ist unser Tag
wir ziehen hinaus unter den Himmel
einzusammeln das Licht
dies ist unser Tag
wir fliegen fort mit den Wolken
einzuholen die Träume
dies ist unser Tag
wir verweilen im Augenblick
einzufangen die flüchtige Zeit
Auf Streifzügen
Fündig geworden
auf Streifzügen durch Sand
in glasklarer Luft
den klaren Kopf gefunden
in Distanz zum Tag
Träume wieder-entdeckt
im Blick übers Meer
Horizonte ermessen
in mir
Fundstück: Rasselstein
(Für Helmut )
Zerrieben von Gezeiten
geworfen gestoßen
zerstoßen
Stein in Stein versteckt
verschlossen vergessen
bis du ihn findest
ihn aufhebst
an dein Ohr hältst
im Rasseln
ein Rufen zu hören
Sommertag
Noch ist Sommertag
und offen der Himmel
die Luft voller Samen
und süßem Duft
in den Feldern der Mohn
in den Gärten Margeriten
am Steilhang zwischen Moos
mein kleines Gedicht
Noch ist Sommertag
und offen der Himmel
es dreht sich der Drachen
lautlos im Wind
der Surfer spannt den Flügel
zum Flug über Fluten
am Spinnennetz spinnt
mein kleines Gedicht
Noch ist Sommertag
und offen der Himmel
es atmet die Erde
ganz arglos im Traum
was tun- wenn durch Menschen
Zerstörung einbricht
schon wachsen Taubenflügel
meinem kleinen Gedicht
Meine Wolke
kleine Schaumflocke
mein Segel unter der Sonne
windgetriebener Traum
durch den Tag durch die Nacht
kleine Schaumflocke
mein Segel unter der Sonne
mein Haschen nach Wind
unter dem Himmel
Eine Hütte bauen
brückenschlagnah
brückenschlagfern
vom Festland
offener Fragen
Zurück vom Meer
bleibt dir lange noch
im Gedächtnis das Meer
bleibt dir erhalten
im Spiel der Wolken hinter
gelb-verfänglichen Feldern
bleibt unverloren hinter den
Steinfassaden der Stadt
bleibt dir gegenwärtig
im horizontarmen Alltag
als schäumender Impuls
aufzumischen den Boden
unter den Füßen
Am Ende der Nacht
wie verloren
der Mond über dem Meer
ein wachsames Auge
groß und rund
im Dämmer der Frühe
ich ging hinaus wie gebannt
blieb hängen im Zauber
einer verglühenden Nacht
Wieder am Meer
Verloren unter Wolken
hochgewirbelt von Wellen
fortgetrieben vom Wind
eingefangen
von den Armen der Sonne
Wie sie dich mitreißt
die Melodie des Meeres
dich überspült mit Glück
dich einhüllt
in den weißen Schaum
wacher Träume
dich treibt zum Weiter-
und Weitergehen
Neujahr
Aus der Nacht sind wir gestiegen
heut früh ans Land
Schnee zu den Füßen
mit dem Morgenlicht
Hand in Hand
wir gingen zu zweit
mit wehendem Haar
landhinein in ein neues Jahr
Schneeweiß deine Segel
wie Hoffnungszeichen
hochgerichtet
auf dunklem Meer
unter verschleiertem Himmel
Wolkenzüge
Wie sie fortziehen
windgetrieben
weiß und dunkel
einzeln und in Formationen
Bilder zu werfen
gegen das Gewölbe des Himmels
sich spurenlos aufzulösen
im sprachlosen All
Menschenzüge
wie sie fortziehen
windgetrieben
dunkel und hell
einzeln und in Massen
Bilder zu werfen
auf das Rund der Erde
sich spurentief einzumischen
in den Fortgang der Welt
Die Enkel-Schatzsucher
Auf flinken Füßen
unterwegs
Schätze zu sammeln
am Strand
Muscheln und Steine
und Schnecken
ein Fund in den Händen
in den Augen das Glück
und frei die Stirn
aufzustöbern
die Schätze der Welt
Am Meer
Diese Stille die sich füllt
mit Möwengeschrei
in der Früh die Morgensonne
die dich lautlos mitnimmt
dich entführt in einen neuen Tag
Allein am Strand
das Meer macht leer
das Meer macht frei
ich schwebe
Wellen waschen die Steine
waschen die Stirn
waschen mein Herz
blank liegen die Sinne
Es ist gut
barfuß zu gehen
sich fußfest
einzudrücken
in die ziehende Zeit
Sand zu spüren
zwischen den Zehen
Sand zu bewegen
im Wettlauf
mit wütigen Winden
März am Meer
ans Land gespült ein Frühling
du und ich allein am Strand
du und ich
ozeanisch ins Schweigen gefallen
du und ich
unwiederbringlich du und ich
Rapsfeld
Im Farbrausch die Königin der Felder
wie sie dich einfängt
mit ihrem Duft
dich umgarnt mit ihrem Gelb
dich mitreißt inselweit
ins ungebrochene Gold der Sonne
Wieder unterwegs mit Dir
durch die lange Lindenallee
im Taumel
tanzender Sonnenfunken
bedrängt von Duft und Kühle
fortgetragen
zu Ufern des Sommers
brückenschlagnah
brückenschlag fern
vom Festland
offener Fragen
Von Wellen geworfen zum Strand
mit dem Morgenwind Hand in Hand
barfuß taghinein über Gestein
Gezeiten
im Wechsel der Gezeiten
hinter der weichenden Flut
zu Bewahrendes finden
im ausgewaschenen Sand
Schreiben
Hinter der Ebbe
heute die Flut
Aufgestautes
das sich Bahn bricht
über leergefegtem Land
Am Abend
im Hafen
beklemmende Klänge
im Windspiel der Seile
ein Harfenkonzert
hoch in den Wipfeln
nachtvertäuter Segelboote
Gegenüber
auf dem Flachdach
liegt wie eine Kugel
der Mond
du möchtest ihn anstoßen
mit mir das Mondspiel spielen
nach einem Tag voll Sonne
doch du weißt
unfaßbar ist Glück
Wenn die Insel
Anker wirft zur Nacht
wenn die Konturen schwinden
letzte Schimmer ins
Schilfgras fallen
Häuser verschwimmmen
zu Lichtpunkten
Steine aufleuchten
wie von Zauberhand
wenn der Himmel im Schwarz
einen Sternteppich knüpft
rund um die Insel
wird es märchenhaft am Meer
wird dein Blick geschärft
für die Traumhälfte
des Seins
Weit übers Meer
würd ich gehen
über die Brücke des Mondes
zu Dir
Im Dämmer allein
im Dämmer
über hingeduckten Häusern
ein magerer Mond über dem Meer
am letzten Tag des Jahres
allein dem Menschen möglich
das Zugehen auf Zukunft
von Jahr zu Jahr
von Neumond zu Neumond
zu neuem Ziel
Nie endet der Schöpfungstag
Stumm das Meer
groß und gelassen
Mutter aller Flüsse
fortdrängender Fragen
nie endet der Schöpfungstag
wo Ende scheint
wird Neubeginn
wo Nebel fallen
fallen Tränen ins Meer
Ruth
Leih mir dein weißes Hütchen
für den Husch durch den Sommer
leih mir deine Gummischuh
für den Sprung über Muschelgestein
leih mir deine Sonnenbrille
ungeblendet Bilder zu bündeln
Ich weiß
es trug ein Golfstrom
uns rüber zum Strand
noch brennt uns das Salz auf den Lippen
noch spüren wir Wärme im Blut
noch treibt uns die Strömung voran