Lesung am 10. 9. 15
im Heinrich Heine-Raum
des Hotels Schere in Northeim
auf Einladung der Donnerstagsgesellschaft
Gedichte wie Zugvögel
Manfred Paß
Liebe Lyrikfreunde!
Ich möchte Sie heute
einladen zu einer kleinen „aktiven Pause", in der die Zeit für eine Weile stillsteht. Heute stehen Gedichte auf dem Programm des Abends
Ohne ein Innehalten, ein Anhalten im Getriebe kann Künstlerisches nicht aufgenommen und zu eigen gemacht werden. Hilde Domin sagte einmal : “Ein Gedicht ändert sich unmerklich, wenn es sich mit dem „Ich“ des Lesers füllt.....“ und heute Abend ergänze ich: Wenn es sich mit dem „Ich“ des Zuhörers" füllt ??
Es gibt die Inseln der Künste neben
aller wissenschaftlichen Erkenntnis und
allem technischen Fortschritt. Kunst
findet zur eigenen Sprache. Ihr Atem zaubert eine Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit des Alltags. Auf diesem Hintergrund - in
Nischenräumen - kreiert sie eine
Sprache, die Begegnung, Nachdenken und Kommunikation bewirkt.
Der Titel meiner Lesung lautet: „Gedichte wie Zugvögel“– für „Eine aktive Pause im Mahlstrom aller Geschäftigkeit. (Hilde Domin)
Ich beginne mit ein par einführenden Texten, dann folgen weitere unter den Titeln: „Der Lauf der Dinge“ und „Atempausen“. Die so entstehende Dreiteilung meines Vortrags schließe ich jeweils mit einer kurzen musikalischen Einlage ab. Dabei handelt es sich um eine Auswahl aus den Goldberg-Variationen, die ich sehr liebe. Sie haben auf originelle Weise ihren Namen bekommen: Bach komponierte 30 kleine Arien, die er - auf Anfrage - bei einem Zarenbesuch in Dresden von einem jungen hochbegabten Schüler vortragen ließ. Der spielte die Stücke so hervorragend, dass Bach sie nach ihm benannte: Die Goldberg-Variationen!
Einleitung:
Gedichte wie Zugvögel
dich mitzuziehen
in wärmere Zonen
Ereignis
einem anklopfenden Gedanken
die Tür des Tages öffnen
dass er eintrete Licht
zünde
und dich fortziehe ins Freie
Poesie
das beflügelte
beflügelnde Wort
das aus der Luft
gegriffene
das freigesetzte
zum Flug in die Ferne
Zuweilen halte ich an
Worte zu finden
im Fluss des Tages
fange sie ein fülle mein Netz
eh sie forttreiben
in der Flut des Vergessens
mich zurück lassen
wortlos am Weg
Meine
Freunde
die Worte
wie nahe Wesen
unterwegs mit mir
auf geheimen Wegen
Festgehaltenes
an
weiten Stränden
aufgelesene
Gedanken
gefügt
zur Form im Vers
Eine Weile noch bleiben
nah am Wort
im Spielraum der Sprache
im Lichtkreis der Sonne
zu erwärmen die Stirn
Verborgenes heimlich
zum Blühen zu bringen
Es gibt sie
die
poetische Wahrheit hinter
der Wahrheit der Welt
die andere Sicht der Dinge
die dich bannt dich wach hält
die das Leben
neu rundet
gespielt von Jeremy Denk in guter Erinnerung!
Der Lauf der Dinge
Manchmal
wache ich auf
mit großem Elan
plane tausend Dinge
schweren Gewichts
am Ende den Tag zu
beschließen – mit Nichts
Ein Slam - (Versuch)
wie du
auf der Stelle trittst
wie du trippelst
wie du trampelst
wie du taumelst
wie du wankst
wie du
stolperst
wie du stöhnst
wie du suchst
in allen Ecken
Dich selber zu entdecken
In jungen Jahren
der
Versuch
freihändig zu radeln
querfeldein
in späten Zeiten
der Versuch
freihändig zu gehen
mutig geradeaus
Es kommt eine Zeit
da fährt dir das Leben
davon wie ein Zug
in ungeahnte Ferne
du winkst ihm nach
stumm und staunend
und du hältst an wie
ein verwurzelter Baum
am stillen Fleck
Wir Weitgewanderten
blicken zurück
auf den Weg den langen
den unwiederholbaren
der hinter uns liegt
wir halten an
den Himmel im Rücken
die Welt vor Augen
wagen uns weiter
anzukommen
hinter dem Tag
Wie Erntezeit
das Alter
wie Wink und Abgesang
ein neuer
Zeitgewinn
am Ende
turbulenter Tage
nach allem Bergauf
das Ankommen in luftiger Höhe
das Verweilen hinter dem Gestern
Immer
auf der Suche
nach Zusammenhängen
die tragen
die dich weiterbringen
auf Wegen nach vorn
im Unbeständigen
etwas Beständiges
zu entdecken
Was ist es
das dich bewegt
das dich am Leben hält
welche Fragen treiben dich weiter
wie viel Antwort
fällt dir vom Himmel
wie viel bleibt hängen im Raum
es ist das Ungelöste das dich drängt
Lösung zu finden zum Weiterlauf
Wo ortest
du dich
im Dschungel der Eindrücke
im Kunterbunt des Alltags
im Netz der Möglichkeiten
wie gehst du dir nicht selbst
verloren in der Vielfalt der Welt
wie findest du die Wegmarkierung
wo fasst du Fuß wo kommst du an
wirft Vielfalt dich um
wird sie dein Zuhause
auf den Wegen voran
stolperst du oder wachsen
dir Flügel zum Flug ins Gelingen
Nichts ist mehr
wie es war
nichts bleibt alles bleibt
im Kommen im Gehen
nenn mir
Beständiges
hinter den Dingen
etwas Lohnendes
anzuhalten und
weiter zu gehen mit
dem Zukunftsblick
der Hoffnung
Man müsste mal
ja man müsste mal
aus seinen alten Kleidern
steigen in ein neues Gewand
mit freundlicheren Farben
leichter zu knöpfen
mit besserem Sitz
um sich neu zu entdecken
sich sicherer zu bewegen
im zweiten Gang
Der Weitblick
als Rückblick
auf Generationen
im Wandel der Zeiten
Der Weitblick
als Hoffnungsblick
auf Zukünftiges
Dein Flug in die Ferne
wir wagen Kühnes
bewegen uns weiter
suchen ein Ziel
lassen uns tragen
durch Lüfte
im blinden Vertrauen
aufgefangen zu sein
Position beziehen
gut zu wissen wo du stehst
wohin
du gehst
wo deine Wurzeln
um Undeutliches
deutlicher zu sehen
um eindeutig zu werden
um Position zu beziehen
Wo ist Beständiges
Im Wandel der Zeiten
etwas das bleibt hinter
dem Fliehenden
etwas das trägt
wie Töne dich tragen
über den Tag
Zuweilen
zerreißt es dich
landest du im Loch
mitten am Tag
ohne Aussicht
ohne Lichtblick
bis ein Gedanke
ein heller dir hilft
über die Hürde
Es gibt sie
die Trauer hinter dem Lachen
die Suche nach Sinn
es gibt sie die Augenblicke
des Ankommens
einsamen Stränden
Aufstieg oder Abstieg
Wohin zieht die Menschheit
zu welchen Höhen bergan
wie sehen sie aus
die Ziele der Zukunft
die Utopien des Fortschritts
die Türme der neuen
Bauten von Babel
Die Farbe
der Nacht
zerstörende
Bilder
rundum
in der Welt
wo ist
Hoffnung auf Rettung
wo das wache
Ohr für
den
Aufschrei der Stummen
kein Land in Sicht
auf der Flucht über Meere
wer zählt die Schicksale
verschluckt von der Farbe der Nacht Goldberg- Variation
gespielt von Jeremy Denk
Atempausen
Atempausen
im Galopp
der Zeit
ein Anhalten
in Räumen der Ruhe
einzufangen die Stille
hinter dem Sturm
Momente
wie warme Impulse
zum Neuanfang
Eine Begegnung
ein Bild ein Buch
eine Melodie ein Duft
ein Gedicht
dich wunderwirksam
zu verwandeln
Alles bleibt offen
im Zuge der Zeit
alles bleibt in Bewegung
im Fluss im Weiterlauf
einer Antwort entgegen
Das Nischendasein
Es ist die Nische
in der du dich sammelst
die Nische
aus der du herauswächst
in die turbulente Welt
es ist die Nische
die dich auffängt
im Rückflug zu dir
Ein Leben
mit Gedichten
zwischen Gedichten
hinter Gedichten
mit Psalmen
zwischen Psalmen
hinter Psalmen
traumstark
auf ein Mögliches zu
Ein Psalm (Versuch)
Gott – Du – Unwiderlegbarer
Du – das Kraftfeld des Menschen
Du - der Atem des Lebens
Du - der Lichtpunkt im Dunkel
Du – das ewige Feuer
am Rande der Tage
Das Schicksal
dein Geschick mein Geschick
was ist es das Schicksal
das unser Leben beschickt
sich einzeichnet in dein Sein
das Schicksal dem keiner entrinnt
dem du gewachsen sein musst
mit wachem Kopf
mit klaren
Sinnen
Der Glückliche
ein Träumer
im Lächeln am Morgen
im Aufblick zum Himmel
auf der Suche nach Licht
im Lauf durch die Welt
Eines Tages
herrscht Stille
hinter dem Sturm
wächst ein Lichtstrahl
im Tunnel der Fragen
fällt Antwort dir zu im
Fortgang der Dinge
eines Tages ein Auferstehen
leichteren Fußes weiter
zu gehen
Das Gebet
ein Prozess
eine Haltung
ein Anhalten
zum Selbstgespräch
als Gespräch mit Gott
Ein Zipfel Zeit
das Leben geht weiter
über unzählige Zeiträume
hinaus in ein Uferloses
ein Zipfel Zeit in deiner Hand
anzuhalten das Unanhaltbare
Erinnern
Ins Erinnern versinken
wie ein Schatzsucher
und wieder auftauchen
in die Gegenwart
hellhöriger geworden und
hellsichtiger für Dinge –
die dauern Goldberg-Variation
gespielt von Jeremy Denk
Lesung in der Klosterkirche Fredesloh
am 2.Mqi 2014
mit Frau Zsuzsanna Bényei-Büttner
im Rahmen der Ausstellung:„Ende - Anfang“ (Evdokia Kulikowa)
„Im Gespräch mit Gott“
...
Lyrik versteht sich als „gebundene“ Sprache.(Ruth Klüger) Sie bringt unsere vertraute Prosasprache auf den Punkt, lässt uns ab und zu anhalten auf Wegen unserer eingeschlagenen Sprachgewohnheiten. Heute geht es um den Blickwinkel religiöser Frauenlyrik. Ich erlebe, dass in ihr ein Stück Sprachkunst in die Nähe des Gebetes rückt…
Im Gespräch mit Gott
Und manchmal
deckt Stille dich zu wie ein Tuch
manchmal fühlst du dich
verlassen
von allen guten Geistern
fühlst dich allein
manchmal hältst du sie aus
die Stille unter dem Tuch
die Erfahrung von Einsamkeit
mitten im Wirrwarr der Welt
manchmal merkst du
dass du sie brauchst
diese Stille unter dem Tuch
um weiter zu kommen
über Brüche hinaus
in die Begegnung mit Gott
und manchmal wächst Er in dir
wird dir zum Freund
wenn du mit ihm
sprichst
in der Stille unter dem
Tuch
Gott - ich weiß
Wenn ich weine
weinst Du mit
wenn ich lache
lachst Du mit
wenn ich singe
singst du mit
wenn ich tanze
tanzt du mit
wenn ich gehe
gehst du mit
wenn ich träume
träumst du mit
den hellen Traum
einer heileren Welt
Wie denn sprechen mit Gott
dem Unsichtbaren
dem Unnahbaren
dem Unfassbaren
Gott finden im Verstummen
Gott nahe kommen im Gebet
Gott erfassen im Vertrauen
Im Gespräch mit Gott
bleibt aufbewahrt
was sein wird
und was war
Gib mir – oh Gott
ein Gehör für D e i n e Stimme
unter den Stimmen der Welt
dass sie mir nicht verloren geht
im Lärm
dass sie mich anstößt
zum Aufstehen
mich weckt
zum Weitergehen
dass sie mich auffängt im Fallen
dass sie mich beflügelt zum Aufbruch
Gott – Du bist
im Dahinströmen des Meeres
im Licht des Tages
in der Dunkelheit der Nacht
im Rhythmus der Gestirne
im Geschehen der Welt
im Unglück - im Glück -
im Tod - im Leben
Du bist der Du bist
eingebrannt
ins Gedächtnis
des Menschen
Du - das Meer
dahin die Flüsse fließen
Du - der Horizont
dahin die Jahre ziehen
Du - der Abend
dahin die Stunden fliehen
Du - der Morgen
dahin die Träume drängen
von einer Welt
in der Dein Gesicht
sich widerspiegelt
im Gesicht des Menschen
Immer wieder
ein neuer Tag
der vom Himmel fällt
neue Stunden
die zu füllen sind
Frust und Frohsinn
Steine im Weg
und
Rosen am Rande
ihr betörender Duft
etwas von Dir - Gott-
Deine Gegenwart
Dein Zuspruch
der hellhörig macht
Mein Psalm am Morgen
Schenke mir - Gott
an jedem neuen Tag
flinke Füße die tragen
warme Hände für andere
Augen die neu sehen
Ohren die neu hinhören
schenke mir – Gott
die Selbstvergessenheit
in der Du spürbar wirst
Gott
Du bist- der Du bist
Licht ist Dein Kleid
das Du uns alle Morgen
neu um die Schultern legst
Du bist der Wind
in den Segeln
unseres Aufbruchs
Du bist der Fels im Fluss der Zeit
Du bist das Zuhause am Abend
Du zündest das Gebet
auf unseren Lippen
eins zu werden mit Dir
2006
Bilderausstellung von Berni PattenIm Lieraturhaus Köln) mit Lesung von
Annemarie Schnitt mit Interview vonThomas Böhm
(Siehe vorne 4.Eintrag in der Inhaltsangabe!)
am 5. März 2006
Lesung und Ausstellung in der Inneren Mission (Northeim
Gedichte von Annemarie Schnitt
Musik von Conny Schnitt
Fotografien von Berni Patten
Grafische Arbeiten von Tatjana Deus
Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen heute die vergrößerten Aufnahmen der Foto-Künstlerin Berni Patten aus Köln, die die Gedichte von Frau Schnitt entdeckte wie kleine Fundstücke, die sie im Einklang brachte mit ihren faszinierenden Fotos sowie Kunstwerke von mir, die in Bezug zur Lektüre – Schatzsuche am Strand von Frau Schnitt –stehen. Aber was sehen Sie wirklich? Sie sehen die Arbeit einer Lyrikerin und die Interpretation dieser Gedichte durch zwei Künstlerinnen. Der Unterschied dieser Arbeiten ist wohl vergleichbar mit gegenständlicher und abstrakter Malerei. Obwohl es sich bei beiden Arbeiten um Fotografie handelt. Im Folgenden möchte ich nun Berni Patten zitieren, denn nur sie selbst kann mit ihren wunderbaren Worten die Aussagekraft ihres Arbeitens und ihrer Bilder beschreiben.„Für mich ist es faszinierend, die Schönheit und Ästhetik der Natur wiederzugeben, kleine Dinge, die dem flüchtigen Blick häufig entgehen festzuhalten und darzustellen. Ich fotografiere nur noch mit einer digitalen Kamera und bearbeite oder verändere die Fotos nachher am Computer in Photoshop, das ist für mich dann noch einmal ein neuer, kreativer Prozess. Den Winter hatte ich oft auf einer kleinen Kanarischen Insel verbracht, dort gibt es den "ewigen Frühling", Natur pur und bestes Fotolicht. Dort sind auch di meisten meiner Aufnahmen entstanden. An dieser Stelle möchte ich noch einen Satz zitieren, und zwar von Ansel Adams:
„Naturfotografie ist ein Weg, zu erzählen, was man fühlt über das,was man sieht".
Komme ich nun zu meinen Arbeiten: Es muss Weihnachten 2000 gewesen sein, da lag der kleine Gedichtband „Schatzsuche am Strand“ unter unserem Weihnachtsbaum – meine erste Begegnung mit Frau Schnitt. Ihre Gedichte faszinierten mich sehr, so dass ich sie vor nun mehr sechs Jahren für eine meiner damaligen Semesterarbeiten verwandte. Es entstanden faszinierende grafische Farbwelten im Spannungsverhältnis von Wort und Typografie – dabei sind die Bilder (meine abstrakten Fotografien) nicht eine Beschreibung der Gedichte, sondern die Verbindung zwischen dem, was man in den Worten entdeckt und den Farben – einfach eine neue Dimension. Der Betrachter begibt sich, wenn er die Bilder ansieht, auf eine andere auch neue Betrachtungsebene. Gedicht und Farbwelt verschmelzen und ergänzen sich dabei zu einem Gesamtkunstwerk. Ich möchte Sie einfach bitte, meine Bilder und natürlich spreche ich hier auch für Berni Patten ihre Bilder als ganzes auf sich wirken zu lassen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihre Entdeckungsreise durch diese Ausstellung und reiche weiter an Frau Schnitt – denn ohne Frau Schnitt und ihre Gedichte, die uns so viel Inspiration gegeben haben, wären diese Bilder nicht entstande
Auch ich möchte mich als Schreiberin auch noch zu Wort melden! Herrn Wehr ist es gelungen, mich - nach anfänglichem Zögern - für diese Ausstellung zu begeistern!
Bild und Titel „Entdeckungen“ haben wir einer Broschüre entnommen, die vorne ausliegt neben weiteren, in die Sie einen Blick werfen können und die auch zu erwerben sind, worauf schon hingewiesen wurde!
Nach einigen Überlegungen einigten wir uns auf den Titel „Entdeckungen“ für diese Ausstellung, denn nie im Leben hören wir auf, etwas Neues zu entdecken. Von Kindheit an sind wir auf Entdeckungsreise! Im frühen Augenaufschlag entdecken wir staunend die Welt. Die Reise setzt sich fort bis ins hohe Alter mit jeweils neuem Blickwinkel. Wir Betagten sehen nicht mehr so scharf wie die Jungen, haben unsere Probleme mit Stufen und Steinen. Aber - vielleicht schärft sich unser Blick für neue Dinge, erkennen wir deutlicher als in jungen jahren Lebenszusammenhänge, gewinnen jenen Blick nach innen, ohne den das Leben flach bleibt? Neues entdecken wir - immer aufs Neue! Vielleicht wird auch diese Ausstellung für den einen oderen zu einer kleinen Entdeckungsreise?
Oktavio Paz:
Das Gedicht, sei es offen oder verschlossen, fordert die Abschaffung des Dichters, der es schreibt, und die Geburt des Dichters, der es liest!“
Nie wird die Sonne müde
in dir aufzugehen
wennn du den Tag betrittst
mit heißem Herzen
nie wird der Mond müde
wachzubleiben für dich
wenn du in Nicht-Räumen
dich zu entdecken suchst
Die Augen öffnen
um Neues zu entdecken
sch frei schwimmen
um weiterzukommen
tanzen um nicht festzuwachsen
singen um nicht zu kapitulieren
Abstand gewinnen
um gegenwärtig zu sein
Entdeckungen
Eigentliches entdecken in der Vielfalt
Eindeutiges im Undeutlichen
Befreiendes inder Anbindung
Gewichtiges im Leichten
sich selbst entdecken im Gegenüber
( und weitere Gedichte……..)
Lassen Sie sich - nach einer kleinen Stärkung - im Rundgang ein auf diese Ausstellung, auf dieses doppelte Zusammenspiel von Bild und Sprache, von freundschaftlicher Berührung im kreativen Austausch.
Fundstücke aufgehoben
in der Sprache der Bilder
Augenblicksblüten gebannter Zeit
und am Ende Musik
(Conny Schnitt-Geige)
Jan von Lingen & Annemarie Schnitt
Vertonte Gedichte
Streifzug durch ein Jahr
- Rundfunkpastor Jan von Lingen und die Northeimer Lyrikerin Annemarie Schnitt eröffnen die neue Literaturkirche in Schnedinghausen.
- Prägnante Kürze kennzeichnet die Werke Schnitts. Atmosphärisch dicht, nachdenklich und zutiefst menschlich. Ein Genuss auch für Lyrik-Skeptiker.
- Jan von Lingen, Rundfunkpastor beim NDR in Hannover, Herausgeber vieler Bücher und Liedermacher, singt eigene Lieder und von ihm vertonte Gedichte von Annemarie Schnitt.
Internetseite vn Annemarie Schnitt
Radiokirche auf NDR 1 Niedersachsen
Lesung mit Jan von Lingen 2005 in der Literaturkirche
j
1. Teil: Der Mensch und seine Zeit
Musik -Jan von Lingen - Lied: Schöner Moment
Texte:Annemarie Schnitt
Lesung:
Die Zeit Der andere Stundenschlag
Jahrmiliionen Jahre vor uns der geheime hinter den Gedanken
Jahrmiliionen Jahre nach uns von Wort zu Wort von Gedicht zu Gedicht
dazwischen von Tag zu Tag von Jahr zu Jahr
deine Zeit meine Zeit der andere Stundenschlag
gezündete Lebenszeit der geheime
wach aufzufangen der sich anhaltn lässt
einen Funken mitten im Stundenschlag
Ewigkeit dahineilender Zeit
Wieder neu buchstabiert Mittendrin
die Anfragen ans Leben zwischen den hellen
die ewig jungen den Tagen des Glücks
In welchen Gärten der dunkle Tag
wachsen dir Flügel zu an dem kein Gedanke gedeiht
unter welchem Himmel kein Lachen gelingt
wohnt der Geist der befreiende keine Frage sich klärt
der Scherben beiseite räumt diese Tag
der
Licht schaltet im Dunkel der dich einfängt in sein Netz
der Menschen neu bedrängt dem zu entkommen
deutlicher zu erkennen eine Schere not tut
klarer zu sehen was Sache ist die Schere im Kopf
auf dieser Welt das Netz zu zerschneiden
Die Pause Unsichtbar
Zeit zum Atemholen zwischen Himmel und Erde
im Versteck zum Verweilen ein Netz gespannt
hinter dem umtriebigen Tag das dich auffängt
ein Buch das mich bannt bei den Sprüngn voran
eine Laube die mich lockt
eine Rose zum Reden
ein Bild das mir Brücken baut
zu einem anderen Ufer
leichtfüßig weiter zu wandern
auszumachen was bleibt im Brüchigen
Lied: Streifzug durchs Jahr
Interview :
Wo wohnst du
fragt mich wer - ich?
drüben im Winkel der Poesie
schon lange? Oh ja-
so lange ich denken kann
hat's dieser Winkel mir angetan
Lied: Alte Freunde
Text: Jan von Lingen - Grönemeyer
2. Teil: Die Gottesfrage
Baust du auf Gott Gott -
baust du am Himmel nach Dir zu fragen
Stein um Stein trägt meilenweit an stille Strände
Stufe um Stufe nach Dir zu fragen
Ziegel um Ziegel holt uns heraus aus Fesseln
ein Dach über dem Leben nach Dir zu fragen
zieht uns in den Sog der Liebe
Du -Gott Gott
bist der Horizont gehe auf in mir
der unerreichbare wie die Sonne am Tag
vor dem wir leben dass sie mich erhelle
der Horizont dass sie mich erwärme
der nie zu fassende dass sie Dunkles überstrahle
den wir schauen dass sie mir leicht mache
aus der Ferne den Lauf durch die Stunden
der Horizont schenke mir Gewissheit
der uns festhält hinter dem Ungewissen
der die Welt umfasst einer wirren Welt
ohne den alles zerfiele den beschwingen Gang über
im ein Nichts über ungewisse Wege
Der fremde Gott O Gott
der große Unbekannte wie ratlos der Mensch
der ganz Andere ohne Rat
der Unfassbare wie hilflos ohne Hilfe
der nahe Gott wie trostlos ohne Trost
der befreiende ich lehne den Kopf
fassbar im Menschen an ein Versprechen
zünde mir Zuspruch
Sag mir Meine Seele
Wo wäre Gott singt Dich - Gott
andernorts mit leisem Ton
deutlicher zu finden sie singt Dich
als in deiner Zuversicht bei Tag und bei Nacht
Melodien im Fluss zu Dir
Dich zu erfahren
als Quelle als Ziel
3. Teil Ausklang
Musik: Ich liebe das Leben
Lyriklesung:
Wo wohnen die Engel Erlebniswellen
wo kommen sie her die dich weit tragen
fragst du, ganz sicher im grpßen Weltgefüge
als müsst es dich an neue Ufer werfen
ganz sicher sie geben dir Horizonte erschließen
Soll ich dir sagen: om Lichtraum der Zeit
sie kommen vom Himmel Denkwellen die dich bannen
So sicher, als müsst es dich hochtreiben
ganz sicher sie
geben? dich in die Tiefe ziehen
Allein wo du dich überschreitest Untergründiges zu entdecken
m Gesang im Gebet als Balance zum Leben
berührst ganz sicher
du den Himmel
wo ein Engel steht
Das Helle retten Wieder ein neuer Tag
aus der Verdunklung der vom Himmel fällt
das Weiche wieder neue Stunden
aus der Verhärtung die zu füllen sind
die klare Kontur wieder Frust und Frohsinn
aus der Verzerrung Steine im Weg
die Erinnerung und Rosen am Rande
aus der Asche etwas von Dir - Gott
das Heile von Deiner Gegenwart
vom Himmel holen
auf äußersten Zehenspitzen.
Immer wieder Warum schreiben
über Schatten springen Ln Nebelwelten anhalten
die dich lähmen Lichtpunte ausmachen
die
großen die kleinen das Chaos zu babnnen
die den Tag verdunkeln im begreienden Wort
immer
neu ankommen
auf der Seite des Lichts
im Sprung über dich selbst
Ausklang:
Musik Jan von Lingen Abendlied
Auf Wegen nach vorn
Nie hörst du auf zu träumen
auf dem Weg nach vorn
es gibt kein Zurück
ins Gestern
es gibt nur ein Weiter
vielleicht an Strände
närrischer Vernunft
vielleicht an Ufer
vergessener Weisheit
Auslegung von Jan von Lingen - Zeile um Zeile im Dialog
(Siehe Kapitel "Kirchenjahr und Kirchentage")
Segenswort:
Es sei mit dir der Segen Gottes
wieein Lächeln der Freundschaft
so nah wie ein Zunicken
so spürbar wie ein Kuss
Es sei mit dir Segen Gottes
im Atemholen im Träumen
im Wachen im Denken im Tun
in der Freude im Schmerz
im Verweilen im Fortgehen
Es sei mit Dir ser Segen Gottes
wie eine Hand auf deiner Schulter