Lesungen:    (Northeim Hotel Schere)



          Lesung am 10. 9. 15

           im Heinrich Heine-Raum 
      des Hotels Schere in Northeim
auf Einladung der Donnerstagsgesellschaft

      

    Gedichte wie Zugvögel

 
                                                                                    Manfred Paß

Liebe Lyrikfreunde!
Ich möchte Sie  heute  einladen zu einer kleinen „aktiven Pause",  in der die Zeit  für eine  Weile stillsteht.  Heute stehen Gedichte auf dem Programm des Abends  
Ohne ein Innehalten, ein Anhalten im Getriebe kann  Künstlerisches nicht  aufgenommen und zu eigen gemacht werden. Hilde Domin sagte einmal :  “Ein  Gedicht ändert sich unmerklich, wenn es sich mit dem „Ich“ des Lesers füllt.....“  und heute Abend ergänze ich: Wenn es sich mit dem „Ich“ des Zuhörers" füllt ??
Es gibt die  Inseln der Künste neben aller wissenschaftlichen  Erkenntnis und allem  technischen Fortschritt. Kunst findet zur eigenen Sprache. Ihr Atem zaubert eine Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit des Alltags.  Auf diesem Hintergrund - in Nischenräumen - kreiert sie eine
Sprache, die Begegnung, Nachdenken und Kommunikation bewirkt.

Der Titel meiner Lesung lautet:  „Gedichte wie Zugvögel“–   für „Eine aktive Pause im Mahlstrom aller Geschäftigkeit. (Hilde Domin)

Ich beginne mit ein par einführenden Texten,  dann folgen weitere unter den Titeln:  „Der Lauf der Dinge“ und „Atempausen“.  Die so entstehende Dreiteilung meines  Vortrags schließe ich jeweils mit einer kurzen musikalischen Einlage ab. Dabei handelt es sich um eine Auswahl  aus den Goldberg-Variationen, die  ich sehr liebe.  Sie haben auf originelle Weise ihren Namen bekommen: Bach komponierte 30 kleine Arien,  die er - auf Anfrage - bei einem Zarenbesuch in  Dresden von einem jungen hochbegabten Schüler vortragen ließ. Der spielte die Stücke so hervorragend, dass Bach sie nach ihm benannte: Die Goldberg-Variationen!


   Einleitung:

     Gedichte wie Zugvögel

     dich mitzuziehen
     in wärmere Zonen

 

Ereignis

einem anklopfenden Gedanken
die Tür des Tages öffnen
dass er eintrete Licht zünde
und dich fortziehe ins Freie

 

Poesie

das beflügelte
beflügelnde Wort
das aus der Luft gegriffene
das freigesetzte
zum Flug in die Ferne

 

 Zuweilen halte ich an

 Worte zu finden   
 im Fluss des Tages
 fange sie ein fülle mein Netz
 eh sie forttreiben
 in der Flut des Vergessens
mich zurück lassen
wortlos am Weg

 

Meine Freunde

die Worte
wie nahe Wesen
unterwegs mit mir
auf geheimen Wegen

    

Festgehaltenes

an weiten Stränden
aufgelesene Gedanken
gefügt zur Form im Vers


Eine Weile noch bleiben

nah am Wort
 im Spielraum der Sprache
im Lichtkreis der Sonne
zu erwärmen die Stirn
Verborgenes heimlich
zum Blühen zu bringen

 

    Es gibt sie                           

    die poetische Wahrheit hinter                     
    der Wahrheit der Welt
    die andere Sicht der Dinge
     die dich bannt dich wach
hält
     die das Leben neu rundet                         

                                                                           gespielt von Jeremy Denk in guter Erinnerung!

Der Lauf der Dinge

Manchmal
wache ich auf
mit großem Elan
plane tausend Dinge
schweren Gewichts  
am Ende       den Tag zu
beschließen – mit Nichts

 

 Ein  Slam   - (Versuch)

wie du
auf der Stelle trittst
wie du trippelst
wie du trampelst
wie du taumelst
wie du wankst 
wie du stolperst 
wie du stöhnst
wie du suchst 
in allen Ecken 
Dich selber  zu entdecken

 

 In jungen Jahren

 der Versuch
 freihändig zu radeln
querfeldein
in späten Zeiten
der Versuch
freihändig zu gehen
mutig geradeaus

 

Es kommt eine Zeit

da fährt dir das Leben
davon wie ein Zug
in ungeahnte Ferne
du winkst ihm nach
stumm und staunend
und du hältst an wie
ein verwurzelter Baum
am stillen Fleck

 

Wir  Weitgewanderten

blicken zurück
auf den Weg den langen
den unwiederholbaren
der hinter uns liegt
wir halten an
den Himmel im Rücken

die Welt vor Augen
wagen uns weiter
anzukommen
hinter dem Tag

 

 Wie Erntezeit

  das Alter
  wie Wink und Abgesang
  ein neuer Zeitgewinn  
  am
Ende turbulenter Tage
  nach allem Bergauf
  das Ankommen in luftiger Höhe 
  das Verweilen hinter
dem Gestern

  

Immer auf der Suche

nach Zusammenhängen
die tragen
die dich weiterbringen
auf Wegen nach vorn
im Unbeständigen
etwas Beständiges
zu entdecken


Was ist es

das dich bewegt
das dich am Leben hält
welche Fragen treiben dich weiter
wie viel Antwort
fällt dir vom Himmel
wie viel bleibt hängen im Raum      
es ist das Ungelöste das dich drängt
Lösung zu finden zum Weiterlauf

 

Wo ortest du dich

im Dschungel der Eindrücke
im Kunterbunt des Alltags
im Netz der Möglichkeiten
wie gehst du dir nicht selbst
verloren in der Vielfalt der Welt
wie findest du die Wegmarkierung
wo fasst du Fuß  wo kommst du an
wirft Vielfalt dich um 
wird sie dein Zuhause
auf den Wegen voran
stolperst du oder wachsen 
dir Flügel zum Flug ins Gelingen

 

Nichts ist mehr

wie es  war
nichts bleibt  alles bleibt
im Kommen im Gehen 

nenn mir Beständiges
hinter den Dingen
etwas Lohnendes
anzuhalten und
weiter zu gehen mit
dem Zukunftsblick 
der Hoffnung


Man müsste mal

ja man müsste mal 
aus seinen alten Kleidern
steigen in ein neues Gewand
mit freundlicheren Farben
leichter zu knöpfen
mit besserem Sitz
um sich neu zu entdecken
sich sicherer zu bewegen
im zweiten Gang

 

       Der Weitblick

       als Rückblick
       auf Generationen
        im Wandel der Zeiten
       Der Weitblick
       als Hoffnungsblick
       auf Zukünftiges

Dein Flug in die Ferne            

wir wagen Kühnes
bewegen uns weiter
suchen ein Ziel
lassen uns tragen
durch Lüfte
im blinden Vertrauen 
aufgefangen zu sein

 

Position beziehen

gut zu wissen  wo du stehst
wohin du gehst 
wo    deine Wurzeln
um Undeutliches
deutlicher zu sehen
um eindeutig zu werden
um Position zu beziehen

 

  Wo ist Beständiges

  Im Wandel der Zeiten
  etwas das bleibt hinter
  dem Fliehenden
  etwas das trägt
  wie Töne dich  tragen
  über den Tag

 

Zuweilen

zerreißt es dich
landest du im Loch
mitten am Tag
ohne Aussicht
ohne Lichtblick
bis ein Gedanke
ein heller dir hilft
über die Hürde


Es gibt sie

die Trauer hinter dem Lachen
die Suche nach Sinn 
es gibt sie  die Augenblicke
des Ankommens
einsamen Stränden

 

Aufstieg oder Abstieg

Wohin zieht die Menschheit
zu welchen Höhen bergan
wie sehen sie aus
die Ziele der Zukunft
die Utopien des Fortschritts
die Türme  der neuen
Bauten von Babel

 Die Farbe der Nacht

 zerstörende Bilder
 rundum in der Welt
 wo ist Hoffnung auf Rettung
 wo das wache Ohr für
 den Aufschrei der Stummen
 kein Land in Sicht
 auf der Flucht über Meere
wer zählt die Schicksale
verschluckt von der Farbe der Nacht               Goldberg- Variation

                                                                        gespielt von Jeremy Denk 

Atempausen 

Atempausen

im Galopp der Zeit
ein Anhalten
in Räumen der Ruhe
einzufangen die Stille
hinter dem Sturm

 

 Momente  

wie warme Impulse
zum Neuanfang
Eine Begegnung
ein Bild   ein Buch
eine Melodie  ein Duft
ein Gedicht
dich wunderwirksam
zu verwandeln 

Alles bleibt offen          

im Zuge der Zeit
alles bleibt in Bewegung
im Fluss   im Weiterlauf
einer Antwort entgegen


Das Nischendasein

  Es ist die Nische

  in der du dich sammelst
  die Nische
  aus der du herauswächst
  in die turbulente Welt
  es ist die Nische
  die dich auffängt

  im Rückflug zu dir


Ein Leben

mit Gedichten
zwischen Gedichten
hinter Gedichten
mit Psalmen
zwischen Psalmen
hinter Psalmen
traumstark
auf ein Mögliches zu

 

Ein Psalm (Versuch)

Gott – Du – Unwiderlegbarer
Du – das Kraftfeld des Menschen
Du  - der Atem des Lebens
Du  - der Lichtpunkt im Dunkel
Du  – das ewige Feuer
          am Rande der Tage

 

Das Schicksal

dein Geschick mein Geschick
was ist es das Schicksal
das unser Leben beschickt
sich einzeichnet in dein Sein
das Schicksal
dem keiner entrinnt
dem du gewachsen sein musst
mit wachem Kopf
 
mit klaren Sinnen

          

Der Glückliche

ein Träumer
im Lächeln am Morgen

im Aufblick zum Himmel 
auf der Suche nach Licht
im Lauf durch die Welt

                                                                                       

Eines Tages  

herrscht Stille
hinter dem Sturm
wächst ein Lichtstrahl 
im Tunnel der Fragen
fällt Antwort dir zu im
Fortgang der Dinge
eines Tages ein Auferstehen
leichteren Fußes weiter
zu gehen

 

Das Gebet

ein Prozess
eine Haltung 
ein Anhalten
zum Selbstgespräch
als Gespräch mit Gott

 

Ein Zipfel Zeit

das Leben geht weiter
über unzählige Zeiträume
hinaus in ein Uferloses
ein Zipfel Zeit in deiner Hand
anzuhalten das Unanhaltbare

   

Erinnern

Ins Erinnern versinken
wie ein Schatzsucher
und wieder auftauchen
in die Gegenwart
hellhöriger geworden und
hellsichtiger für Dinge –
die dauern                                        Goldberg-Variation                                 

                                                                             gespielt von Jeremy Denk

Lesung in Fredesloh

         

Lesung in der Klosterkirche Fredesloh 

   am 2.Mqi 2014     

mit Frau Zsuzsanna Bényei-Büttner
im Rahmen der Ausstellung:„Ende - Anfang“ (Evdokia Kulikowa)


„Im Gespräch mit Gott“

...                         

Lyrik versteht sich als „gebundene“ Sprache.(Ruth Klüger) Sie bringt unsere vertraute Prosasprache auf den Punkt, lässt uns ab und zu anhalten auf Wegen unserer eingeschlagenen Sprachgewohnheiten. Heute geht es um den Blickwinkel religiöser Frauenlyrik. Ich erlebe, dass in ihr ein Stück Sprachkunst in die Nähe des Gebetes rückt


Lyrik

                                           Im Gespräch mit Gott

Und manchmal

deckt Stille dich zu wie ein Tuch

manchmal fühlst du dich
 verlassen 
von allen guten Geistern
 
fühlst dich allein

manchmal hältst du sie aus

die Stille unter dem Tuch

die Erfahrung von Einsamkeit

mitten im Wirrwarr der Welt

manchmal merkst du

dass du sie brauchst 

diese Stille unter dem Tuch 

um weiter zu kommen 
über Brüche hinaus

in die Begegnung mit Gott

und manchmal wächst Er in dir

wird dir zum Freund

wenn du mit ihm
sprichst
in der Stille unter dem 
Tuch

 

Gott - ich weiß

Wenn ich weine
weinst Du mit
wenn ich lache
lachst Du mit
wenn ich singe
singst du mit
wenn ich tanze
tanzt du mit
wenn ich gehe
gehst du mit
wenn ich träume 
träumst du mit
den hellen Traum 
einer heileren Welt

 

          Wie denn sprechen mit Gott

         dem Unsichtbaren
         dem Unnahbaren 
         dem Unfassbaren

           Gott finden                             im Verstummen
Gott nahe kommen                im Gebet
             Gott erfassen                         im  Vertrauen      
        Im Gespr
äch mit Gott

       bleibt aufbewahrt
       was sein wird
                                 und    was war
                      

 

   Gib mir – oh Gott

ein Gehör für D e i n e Stimme
unter den Stimmen der Welt
dass sie mir nicht verloren geht 
im Lärm
dass sie mich anstößt 
zum Aufstehen
mich  weckt 
zum Weitergehen
dass sie mich auffängt im Fallen
 dass sie mich beflügelt zum Aufbruch

 

 

Gott – Du bist

im Dahinströmen des Meeres

im Licht des Tages

in der Dunkelheit der Nacht

im Rhythmus der Gestirne

im Geschehen der Welt

im Unglück - im Glück -

im Tod - im Leben

Du bist der Du bist

eingebrannt
ins Gedächtnis
des Menschen
 
           

                                             

Du - das Meer

dahin die Flüsse fließen

Du - der Horizont

dahin die Jahre ziehen

Du - der Abend
 
dahin die Stunden fliehen

Du - der Morgen

dahin die Träume drängen

von einer Welt

in der Dein Gesicht

sich widerspiegelt

im Gesicht des Menschen

 


Immer wieder
 ein neuer Tag
der vom Himmel fällt

neue Stunden

die zu füllen sind

Frust und Frohsinn

Steine im Weg
und 
Rosen am Rande

ihr betörender Duft

 etwas von Dir - Gott-

Deine Gegenwart
Dein Zuspruch
der hellhörig macht



            


 Mein Psalm am Morgen 

Schenke mir  - Gott

an jedem neuen Tag

 flinke Füße die tragen  
warme Hände für andere
Augen die neu sehen
Ohren die neu hinhören
schenke mir – Gott
die Selbstvergessenheit 
in der Du spürbar wirst


 
Gott 

Du bist- der Du bist
Licht ist Dein Kleid
das Du uns alle Morgen 
neu um die Schultern legst
Du bist der Wind 
in den Segeln
 unseres Aufbruchs
Du bist der Fels im Fluss der Zeit
Du bist das Zuhause am Abend
 

Du zündest das Gebet
auf unseren Lippen
eins zu werden mit Dir


2006


Bilderausstellung von Berni PattenIm Lieraturhaus Köln) mit Lesung von
Annemarie Schnitt mit 
Interview vonThomas Böhm 

(Siehe vorne 4.Eintrag in der Inhaltsangabe!)


am 5. März 2006

Lesung und Ausstellung in der Inneren Mission (Northeim

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Gedichte von Annemarie Schnitt
Musik von Conny Schnitt
Fotografien von Berni Patten
Grafische Arbeiten von Tatjana Deus

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Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen heute die vergrößerten Aufnahmen der Foto-Künstlerin Berni Patten aus Köln, die die Gedichte von Frau Schnitt entdeckte wie kleine Fundstücke, die sie im Einklang brachte mit ihren faszinierenden Fotos sowie Kunstwerke von mir, die in Bezug zur Lektüre – Schatzsuche am Strand von Frau Schnitt –stehen. Aber was sehen Sie wirklich? Sie sehen die Arbeit einer Lyrikerin und die Interpretation dieser Gedichte durch zwei Künstlerinnen. Der Unterschied dieser Arbeiten ist wohl vergleichbar mit gegenständlicher und abstrakter Malerei. Obwohl es sich bei beiden Arbeiten um Fotografie handelt. Im Folgenden möchte ich nun Berni Patten zitieren, denn nur sie selbst kann mit ihren wunderbaren Worten die Aussagekraft ihres Arbeitens und ihrer Bilder beschreiben.„Für mich ist es faszinierend, die Schönheit und Ästhetik der Natur wiederzugeben, kleine Dinge, die dem flüchtigen Blick häufig entgehen festzuhalten und darzustellen.       Ich fotografiere nur noch mit einer digitalen Kamera und bearbeite oder verändere die Fotos nachher am Computer in Photoshop, das ist für mich dann noch einmal ein neuer, kreativer Prozess. Den Winter hatte ich oft auf einer kleinen Kanarischen Insel verbracht, dort gibt es den "ewigen Frühling", Natur pur und bestes Fotolicht. Dort sind auch di meisten meiner Aufnahmen entstanden. An dieser Stelle möchte ich noch einen Satz zitieren, und zwar von Ansel Adams:

„Naturfotografie ist ein Weg, zu erzählen, was man fühlt über das,was man sieht". 

Komme ich nun zu meinen Arbeiten: Es muss Weihnachten 2000 gewesen sein, da lag der kleine Gedichtband „Schatzsuche am Strand“ unter unserem Weihnachtsbaum – meine erste Begegnung mit Frau Schnitt. Ihre Gedichte faszinierten mich sehr, so dass ich sie vor nun mehr sechs Jahren für eine meiner damaligen Semesterarbeiten verwandte. Es entstanden faszinierende grafische Farbwelten im Spannungsverhältnis von Wort und Typografie – dabei sind die Bilder (meine abstrakten Fotografien) nicht eine Beschreibung der Gedichte, sondern die Verbindung zwischen dem, was man in den Worten entdeckt und den Farben – einfach eine neue Dimension. Der Betrachter begibt sich, wenn er die Bilder ansieht, auf eine andere auch neue Betrachtungsebene. Gedicht und Farbwelt verschmelzen und ergänzen sich dabei zu einem Gesamtkunstwerk. Ich möchte Sie einfach bitte, meine Bilder und natürlich spreche ich hier auch für Berni Patten ihre Bilder als ganzes auf sich wirken zu lassen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihre Entdeckungsreise durch diese Ausstellung und reiche weiter an Frau Schnitt – denn ohne Frau Schnitt und ihre Gedichte, die uns so viel Inspiration gegeben haben, wären diese Bilder nicht entstande

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Auch ich möchte  mich als Schreiberin auch noch zu Wort melden! Herrn Wehr ist es gelungen, mich - nach anfänglichem Zögern -  für diese Ausstellung zu  begeistern!

Bild und Titel  „Entdeckungen“  haben wir einer Broschüre entnommen, die vorne ausliegt neben weiteren, in die Sie einen Blick werfen können und die auch zu erwerben sind, worauf schon hingewiesen wurde!

Nach einigen Überlegungen einigten wir uns auf den Titel  „Entdeckungen“ für diese Ausstellung, denn nie im Leben hören wir auf,  etwas Neues zu entdecken. Von Kindheit an sind wir auf Entdeckungsreise! Im frühen Augenaufschlag  entdecken wir staunend die Welt. Die Reise setzt sich fort bis ins hohe Alter mit jeweils neuem Blickwinkel. Wir Betagten sehen nicht mehr so scharf wie die Jungen, haben unsere Probleme mit Stufen und Steinen. Aber - vielleicht schärft sich unser Blick für neue Dinge, erkennen wir deutlicher als in jungen jahren Lebenszusammenhänge, gewinnen jenen Blick nach innen, ohne den das Leben flach bleibt?  Neues entdecken wir -  immer aufs Neue! Vielleicht wird auch diese Ausstellung für den einen oderen zu einer kleinen Entdeckungsreise?

        Oktavio Paz:

Das Gedicht, sei es offen oder verschlossen, fordert die Abschaffung des Dichters, der es schreibt, und die Geburt des Dichters, der es liest!“


Nie wird die Sonne müde

in dir aufzugehen
wennn du den Tag betrittst
mit heißem Herzen
nie wird der Mond müde
wachzubleiben für dich
wenn du in Nicht-Räumen
dich zu entdecken suchst

 Die Augen öffnen

 um Neues zu entdecken
sch frei schwimmen
um weiterzukommen
tanzen um nicht festzuwachsen
singen um nicht zu kapitulieren
Abstand gewinnen
um gegenwärtig zu sein

 

Entdeckungen

Eigentliches entdecken in der Vielfalt
Eindeutiges im Undeutlichen
Befreiendes inder Anbindung
Gewichtiges im Leichten

sich selbst entdecken    im Gegenüber

( und weitere Gedichte……..) 

Lassen Sie sich  - nach einer kleinen Stärkung   - im Rundgang ein auf diese Ausstellung, auf  dieses doppelte Zusammenspiel von Bild und Sprache, von  freundschaftlicher  Berührung im kreativen Austausch.

Fundstücke aufgehoben

in der Sprache der Bilder

Augenblicksblüten gebannter Zeit

und am Ende Musik

  (Conny Schnitt-Geige)


Jan von Lingen & Annemarie Schnitt

Vertonte Gedichte

Streifzug durch ein Jahr

  • Rundfunkpastor Jan von Lingen und die Northeimer Lyrikerin Annemarie Schnitt eröffnen die neue Literaturkirche in Schnedinghausen.
  • Prägnante Kürze kennzeichnet die Werke Schnitts. Atmosphärisch dicht, nachdenklich und zutiefst menschlich. Ein Genuss auch für Lyrik-Skeptiker.
  • Jan von Lingen, Rundfunkpastor beim NDR in Hannover, Herausgeber vieler Bücher und Liedermacher, singt eigene Lieder und von ihm vertonte Gedichte von Annemarie Schnitt.

Internetseite vn Annemarie Schnitt

Radiokirche auf NDR 1 Niedersachsen 

Lesung mit Jan von Lingen 2005 in der Literaturkirche

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1. Teil: Der Mensch und seine Zeit

Musik -Jan von Lingen - Lied: Schöner Moment
Texte:Annemarie Schnitt

Lesung:

 Die  Zeit                                                     Der andere Stundenschlag
Jahrmiliionen Jahre vor uns                       der geheime hinter den Gedanken
Jahrmiliionen Jahre nach uns                    von Wort zu Wort   von Gedicht zu Gedicht
dazwischen                                                   von Tag zu Tag   von Jahr zu Jahr                                              
deine Zeit meine Zeit                                   der andere Stundenschlag
gezündete Lebenszeit                                  der geheime
wach aufzufangen                                        der sich anhaltn lässt
einen Funken                                                mitten im Stundenschlag
Ewigkeit                                                         dahineilender Zeit

 

Wieder neu buchstabiert                             Mittendrin

die Anfragen ans Leben                                zwischen den hellen
die ewig jungen                                             den Tagen des Glücks
In welchen Gärten                                         der dunkle Tag
wachsen dir Flügel zu                                    an dem kein Gedanke gedeiht                                    
unter welchem Himmel                                kein Lachen gelingt
wohnt der Geist der befreiende                   keine Frage sich klärt
der Scherben beiseite räumt                        diese Tag
der  Licht schaltet im Dunkel                         der dich einfängt in sein Netz
der Menschen neu bedrängt                         dem zu entkommen
deutlicher zu erkennen                                  eine Schere not tut
klarer zu sehen  was Sache ist                      die Schere im Kopf
auf dieser Welt                                               das Netz zu zerschneiden


Die Pause                                                     Unsichtbar

Zeit zum Atemholen                                     zwischen Himmel und Erde
im Versteck zum Verweilen                        ein Netz gespannt
hinter dem umtriebigen Tag                       das dich auffängt
ein Buch  das mich bannt                            bei den Sprüngn voran
eine Laube   die mich lockt
eine Rose zum Reden
ein Bild   das mir Brücken baut
zu einem anderen Ufer
leichtfüßig weiter zu wandern
auszumachen was bleibt im Brüchigen

 

Lied: Streifzug durchs Jahr
Interview :

Wo wohnst du 

fragt mich wer   -  ich?
drüben  im Winkel der Poesie
schon lange?  Oh ja-
so lange ich denken kann
hat's dieser Winkel mir angetan


Lied: Alte Freunde
Text: Jan von Lingen - Grönemeyer

 2. Teil: Die Gottesfrage


 Baust du auf Gott                                                 Gott -                                  
baust du am Himmel                                             nach Dir zu fragen
Stein um Stein                                                         trägt meilenweit an stille Strände
Stufe um Stufe                                                        nach Dir zu fragen
Ziegel um Ziegel                                                     holt uns heraus aus Fesseln     
ein Dach über dem Leben                                    nach Dir zu fragen                                
                                                                                  zieht uns in den Sog der Liebe


Du -Gott                                                                    Gott

bist der Horizont                                                       gehe auf in mir
der unerreichbare                                                    wie die Sonne am Tag
vor dem wir leben                                                    dass sie mich erhelle
der Horizont                                                              dass sie mich erwärme
der nie zu fassende                                                  dass sie Dunkles überstrahle
den wir schauen                                                       dass sie mir leicht mache
aus der Ferne                                                            den Lauf durch die Stunden
der Horizont                                                               schenke mir Gewissheit
der uns festhält                                                         hinter dem Ungewissen
der die Welt umfasst                                               einer wirren Welt
ohne den alles zerfiele                                            den beschwingen Gang über 
im ein Nichts 
                                                            über ungewisse Wege


Der fremde Gott                                                      O  Gott

der große Unbekannte                                          wie ratlos der Mensch 
der ganz Andere                                                      ohne Rat
der Unfassbare                                                        wie hilflos ohne Hilfe
der  nahe Gott                                                          wie trostlos ohne Trost
der befreiende                                                         ich lehne den Kopf 
fassbar im Menschen                                             an ein Versprechen
                                                                                   zünde mir Zuspruch


Sag mir                                                                      Meine Seele                       

Wo wäre Gott                                                           singt  Dich - Gott
andernorts                                                                 mit leisem Ton
deutlicher zu finden                                                 sie singt Dich
als in deiner  Zuversicht                                           bei Tag und bei Nacht
                                                                       Melodien im Fluss zu Dir
                                                                       Dich zu erfahren
                                                                       als Quelle als Ziel

3. Teil   Ausklang
Musik: Ich liebe das Leben                                   
Lyriklesung:

Wo wohnen die Engel                                       Erlebniswellen                                       
wo kommen sie her                                            die dich weit tragen
fragst du, ganz sicher                                         im grpßen Weltgefüge
als müsst es                                                       dich an neue Ufer werfen 
ganz sicher sie geben                                         dir Horizonte erschließen

Soll ich dir sagen:                                              om Lichtraum der Zeit           

sie kommen vom Himmel                                    Denkwellen  die dich bannen

So sicher, als müsst es                                        dich hochtreiben                            
ganz sicher sie geben?                                        dich in die Tiefe ziehen

Allein wo du dich überschreitest                         Untergründiges zu entdecken

m Gesang im Gebet                                            als Balance zum Leben

berührst ganz sicher
du den Himmel
wo ein Engel steht  



Das Helle retten                                            Wieder ein neuer Tag

 aus der Verdunklung                                        der vom Himmel fällt

das Weiche                                                       wieder neue Stunden

aus der Verhärtung                                           die zu füllen sind

die klare Kontur                                                wieder Frust und Frohsinn

aus der Verzerrung                                            Steine im Weg

die Erinnerung                                                  und Rosen am Rande

aus der Asche                                                   etwas von Dir - Gott

das Heile                                                          von Deiner Gegenwart

vom Himmel holen

auf äußersten Zehenspitzen.


 

Immer wieder                                                                Warum schreiben

über Schatten springen                                                   Ln Nebelwelten anhalten

die dich lähmen                                                                 Lichtpunte ausmachen

die großen die kleinen                                                      das Chaos zu babnnen
die den Tag verdunkeln                                                    im begreienden Wort

immer neu ankommen
auf der Seite des Lichts

im Sprung über dich selbst



Ausklang:
Musik Jan von Lingen   Abendlied


Auf  Wegen nach vorn
                                          

 Nie hörst du auf  zu träumen
 auf dem Weg nach vorn
 es gibt kein Zurück
 ins Gestern
 es gibt nur ein Weiter
 vielleicht an Strände
 närrischer Vernunft
 vielleicht an Ufer
 vergessener Weisheit

Auslegung von Jan von Lingen - Zeile um Zeile im Dialog

(Siehe Kapitel "Kirchenjahr und  Kirchentage")

 

Segenswort:

Es sei mit dir der Segen Gottes
wieein Lächeln der Freundschaft
so nah wie ein Zunicken
so spürbar wie ein Kuss

Es sei mit  dir Segen Gottes
im Atemholen im Träumen
im Wachen im Denken  im Tun
in der Freude im Schmerz
im Verweilen im Fortgehen

Es sei mit Dir ser Segen Gottes
wie eine Hand auf deiner Schulter