Anka Röhr
Wie denn Kunst
wenn Worte Welten schaffen zu wecken die schlafende Schöne
wenn Worte zu Bausteinen werden zu erhorchen in Lüften ein Lied
neuer Welten ohne Zwietracht zu berühren zum Leben den Stein
ohne Kleinmut und Übermut zu deuten die Welt im Wort
Welten für den ortlosen Menschen zu verwandeln das Chaos in Kraft
dass Boden wächst unter den Füßen
sicherer zu gehen unter der Sonne
leichter zu werden unter dem Wort
Eine Sprache finden Die Poesie
die dich befreit ein Spiel auf stimmigen Seiten
ie dich befreit auszuhalten das Unstimmige
wie Gesang einzufangen das Tröstliche
wie Gebet Sterne zu säen ins Dunkel
§terne zu pflücken
am Rande des Tages
Der Flügel Poesie Ereignis
ein Kopf zu erkennen das Ziel Einem anklopfenden Gedanken
zwei Füße zu durchforsten die Tür des Tages öffnen
die Weite der Welt Licht zünden ihn einlassen
zwei Hände zu hüten das Heil dass er dich fortziehe ins Freie
ein Herz aufzufangen
den Fluss der Dinge
ein Flügel Poesie
Unfassbares zu erfassen
im Fliegen Ein Bild
ich male mit Worten ein Bild
flliege mit Farben über die Zeilen
betupfe mit Tönen ein Blatt
Unterwegs mische mich ein
unterwegs schreibe ich
schreibe mich fest
im Davonfahren Bin angekommen
Im Wort
im Raum der Poesie
In einem Zuhause
hinter dem Tag
auf leisen Sohlen
auszuleuchten das Leben
So leicht
wie im Tanz
weiterkommen
nicht festwachsen
am Boden
so leicht
wie im Lied
fortfliegen
hochgetragen
von Tönen
Das Gedicht
ist mein Haus
mein Dach
meine Stadt
mein Strand
meine Welt
ich reise
wo immer
in den Hafen
der Worte
die ein Ziel
markieren
die landeinwärts
Wege öffnen
zu Bildern
des Verstehens
Am Wortgitter
halt ich mich fest
im Weitergehen
verorte mich dort
wo Gedanken wo Bilder
die bunten
Gestalt gewinnen im Wort
wo Worte sich aufrichten
zum Gitter gegen das Vergessen
zum Halt im Ortlosen
Manchmal halte ich an
mitten am Tag
Worte zu finden
im Fluss der Gedanken
fange sie ein
fülle mein Netz
eh sie forttreiben
in der Flut des Vergessens
mich zurücklassen
wortlos am Weg
Mein Lieblingsplatz
der Schreibtisch
einzutauchen in eine Welt
hinter der Welt
wo Spielraum ist
Sprache zu finden
Worte zu setzen
ins wortlose Feld
wieder aufzutauchen
mit befreiter Stirn
Ein Gedicht
zerbrechlich wie ein Glas
aus Kristall
nimm behutsam
das zarte Gebilde
und halt es gegen den Tag
vielleicht erkennst du
im Zauberkreis
sich brechenden Lchts
Spuren gebrochenen Seins
aufgefangen im Spiel
gezündeter Farben
Aus Worten
eine Welt zaubern
in der sich leben lässt
Wort um Wort
wie ein Dach über dir
Wort um Wort
wie ein winziges Terrain
wo du verweilst
wo dir ein Licht aufgeht
für ein kurzes Lebenslang
Eines Tages
holen sie dich ein
die Worte die vielen
die du gefunden unterwegs
eine Straße zu bauen
um sicherer zu gehen
sie holen dich ein
die Worte die vielen
sie fragen an
sie bestürmen dich
stellen dich in Frage
suchen Antwort in dir
Es ist das Wort
das wärmt
es ist das Wort
das mündig macht
es ist das Wort
Schöpfung
Nie endet
die Geschichte
der Schöpfung
Neujahr
Neutag
Neustunden
Neuschnee
für neue
Spuren
Das Gedicht
ein bewohnbarer Raum
die Zeit wie gebannt
Gedanken sammeln sich
Träume nisten sich ein
Sterne blitzen auf über
dem verdichteten Leben
Sag
wo wohnst du
fragte sie
Ich?
drüben
im Winkel der Poesie
Schon lange?
Oh ja
solang ich denken kann
hat`s der Winkel
mir angetan
Poetisches Denken
Perlen aufziehen
zur Kette kühner Gedanken
Denken andersherum
über alles Wissen hinaus
begreifen was gilt
Ankommen im Gedicht
m Lichtkegel
klarer Gedanken
etwas festhalten
das sich verdichtet
Reimgedichte
münden in den Reim
ungereimte laufen
lustvoll ins Offene
Etwas
das mich hochtreibt
in der Frühe
mich begleitet
ins Bad
zum Kaffeetisch
verweilt
auf der Stirn
in steiler Falte
mit mir rotiert
durch den Tag
durch die Stunden
Gestalt zu finden
in Zeichen
auf weißem Papier
Anschreiben
gegen Resignation
gegen Müdigkeit
gegen Angst
gegen die Kälte
die durch die Poren
der Zeit zieht
mit der Kraft
einer Feder
Felsen verrücken
Gewagter Weg
Die Straße der Gedichte
quer durch die Zeit
Stein um Stein
gewagter Weg
aus Ausweglosigkeit
Zuweilen
öffnen sich Schleusen
und es fließt es fließt
aus der Feder
Linien wie Flüsse
nicht zu fassen
im Fluss voran
Nicht stehen bleiben
an dem Platz
der dich zuschnürt
Lähmendes
überschreiten
in die Weite
befreiender Sprache
Reim
den Reim
gibt es
nicht mehr
nichts reimt sich
auf Reim
es sei denn
Reim
geht einem Reim
auf den Leim
Lyrik
Worte gewachsen aus Dunkel
Unsichtbares sichtbar
Unfassbares fassbar
Fundstücke
aufgehoben
in der Sprache
der Bilder
Dort wohnen
wo der Wind Worte sät
zum Leben
wo pulsierender Herzschlag ist
Blut in den Adern der Silben
dort wohnen
wo Hoffnung aufblitzt
in Metaphern
wo Sprache Atem schenkt
zu befreitem Sein
Gezündetes Licht
Aus Worten
gezündetes Licht
dir zu erhellen
den Weg
Als der Eisregen kam
floh ich unter ein Dach
schlug Feuer aus den Gedanken
mit warmer Stirn
zu trotzen der Kälte
Gedichte wie
Früchte
aufgefangen
vom Baum des Lebens
Früchte zum Überleben
Kaum zu glauben
wie Worte
die losen
Halt finden
am Gedankengerüst
wie Gedanken
die freien
sich formieren
zum Gedicht
Zugfahrt
im Räder-Rausch
Gedanken fortschreiben
einsamer nie
zweisamer nie
auf Wegen nach vorn
Wolfenbüttel
wieder unter die Poeten gemischt
zum Spiel der leisen Töne
hinter dem lauten Tag
mir ans Herz gewachsen
in die Sinne geschrieben
ins Ohr getragen
betörende Töne der Stille
Sprache finden
Immer neu
Sprache finden
für den Weg
in die Weite
frei zu werden
vom Schmerz
aufzulösen
Lähmendes in dir
Zeile um Zeile
Wort um Wort
ein Schutzwall
aus Gedanken
Bildern Träumen
festzuhalten
das Tragende
Wortweit
Sich wiederfinden
wortweit im Grün
gezündeter Hoffnung
Dem Wort vertrauen
Von Wort zu Wort
weitergehen
über Worte hinaus
ins Verstehen
Am Anfang das Wort
Sinn setzen
mit Worten
Eis auftauen
mit Worten
Trübes klären
mit Worten
Leben wecken
mit Worten
Glaub mir
das Wort
das beflügelte
hat zu aller Zeit
Verzagte
hochgezogen
zum zündenden Flug
Fuß fassen
Fuß fassen vor Ort
sich anbinden
um frei zu sein
zum Flug ins Gelingen
Gewichtige Zeit
Wenn ich schreibe
fliegt mir die Zeit davon
verliert ihr Gewicht
wird zu meiner
gewichtigen Zeit
zwischen den Zeiten
Aussöhnung im Gedicht
mit der Trauer:
mit dem Fragwürdigen
dem Unverstandenen
dem Unvermögen
dem Unvollendeten
Gedankensprössling
Ein Wortgewächs
kleine Eintagsblüte
Königin der Nacht
die sich lustvoll entfaltet
den Tag zu überblühen
Verse
Schmerzfäden
gefädelt zum Spinngeweb
zerbrechliches Gebilde
zwischen den Zeiten
aufzufangen
die unzerbrechlichen Träume
Und plötzlich
springt dir am Wegrand
das mich hebt über die Hürden
Poesie
Bilderspiel der Sprache
Atemraum der Gedanken
Augenblicksblüte gebannter Zeit
und am Ende Musik
Der Flügel Poesie
ein Kopf zu erkennen das Ziel
zwei Füße zu durchforsten
die Weite der Welt
zwei Hände zu hüten das Heil
ein Herz aufzufangen
den Fluss der Dinge
der Flügel Poesie
Unfassbares zu erfassen
im Fliegen
Gedichte
wie Zugvögel
die dich mitziehen
in wärmere Zonen
Der andere Stundenschlag
der geheime
von Wort zu Wort
von Zeile zu Zeile
von Gedicht zu Gedicht
von Taa zu Tag
von Jahr zu Jahr
der andere Stundenschlag
der geheime
der dich anhalten lässt
mitten im Stundenschlag
dahineilender Zeit
Ereignis
Einem anklopfenden Gedanken
die Tür des Tages öffnen
dass er er eintrete
Licht zünde und
dich fortziehe ins Freie
Wie denn
wenn Worte Welten schaffen
wenn Worte zu Bausteinen werden
neuer Welten ohne Zwietracht
ohne Kleinmut und Übermut
Welten für den ortlosen Menschen
dass Boden wächst unter den Füßen
sicherer zu gehen unter der Sonne
leichter zu werden unter dem Wort
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