Dein Platz
zwischen Tür und Angel
immer im Aufbruch
zwischen Gestern und Heute
immer unterwegs
zwischen Tag und Nacht
halb träumend halb wach
dein Platz
ein Leben lang
zwischen Heute und Morgen
zwischen Himmel und Erde
festen Fußes flügelleicht
anzukommen am Ziel
Das Fremde in mir
schau
ich in den Spiegel
seh ich mein Gesicht
wie ein fremdes mir gegenüber
Stirn und Nase und Mund
Augen die mich erinnern
an jemand der ich nicht bin
da fließen Linien und Spuren
durch mich hindurch
da lacht ein Onkel mich an
ein Bruder zwinkert mir zu
eine Tochter wohnt auf der Stirn
wer bin ich im Spiegelportrait
mir fremd mir vertraut
ich wachse weiter auf mich zu
im Spiegelbild der Welt
Wohin
treibt dich ein Wind voran
wohin ziehen dich Wolken weiter
wohin schwemmen dich Tage fort
wohin verliert sich dein Traum
Mehr geht nicht
als aufrecht zu gehen
vom Mut getragen
du selbst zu sein
Schritt um Schritt
den Blick zu schärfen
für die Fähigkeit
zum aufrechten Gang
Ein bisschen Winterschlaf
braucht die Seele
die Schneedecke über dir
zu überdecken den Acker
mit seinen dunklen Furchen
schneeweiß zu umhüllen
das Geäst der Trauer der Sorge
heimzuholen das Geheimnis
hinter den Dingen
ein bisschen Winterschlaf
braucht die Seele
unter der weißen Decke
der Träume vom Gelingen
aufzulesen das Ungeschriebene
hinter dem Festgeschriebenen
Erstarrtes wieder aufzutauen
zu neuem Leben
Unterwegs sein
das ist es doch
per pedes per Rad
per Bahn per Flugzeug
per Kopf in ferne Zonen
zu finden was unauffindbar
jenseits der Grenzen
deiner selbst
Beim Öffnen des Fensters
flog es mir zu
das lachende Herbstblatt
wie zum Gruß am Morgen
wie zur Zwiesprache
im Flüsterton von Farben
federleicht der Pinselstrich
des zärtlichen Zuspruchs
für den neuen Tag
Zwischen Ebbe und Flut
die Jahre im Auf und Ab
die Tage und Stunden
im Steigen im Fallen
Schübe nach vorn
und Schübe zurück
die Flut die Springflut
die Sturmflut die Ebbe
du verharrst
du gehst suchend durch Sand
du setzt neu dein Boot aus
ins ansteigende Meer
hisst die Segel im Wind
machst klar Schiff
weiterzukommen
an ersehnte Küsten
Der lange Weg
Bin lange durchs Leben gelaufen
war manchmal zum Haareraufen
war manchmal zum Lachen
manchmal zum Weinen
bin lange durchs Leben gelaufen
war verträumt und verliebt
und was es sonst noch gibt
war voller Pläne voller Glück
brachte Kinder auf die Bahn
hielt zum Denken sie an
suchte Klarheit im Gedicht
gab meinem Leben Gewicht
im Verweilen zwischen den Zeilen
Der Trauertag
mittendrin
zwischen den hellen
den Tagen des Glücks
der dunkle Tag
an dem kein Gedanke gedeiht
kein Lachen gelingt
keine Frage sich klärt
ein Tag der dich einfängt
in sein dichtes Netz
in das Dunkel der Trauer
Aufbruch ins Gestern
Wie elektrisiert stehst du
unter dem Himmel der Kindkeit
unter runden Toren
unter Palmen und Bambus
flussauf- flussabwärts
ziehen Kähne dahin
aus dem Gestern ins Heute
findest unter Bananenstauden
Scherben von Krügen
aus Töpferhand
du sammelst sie ein
trägst sie beimwärts
als Bruchstucke einer
heilen Erinnerung
Blüten-Träume
gerade träumt ich den Stiefmütterchentraum
schon überfällt mich der Duft des Flieders
ich tanz durch den Tag mit den Tulpen
vertreibe Trübes mit Tausendschön
der Rosenstock reißt mich hoch ins Staunen
und zurück in zündendes Erinnern
Blüte um Blüte wie gebanntes Glück
Beim roten Mohn halt ich an mitten im Feld
auch die Herbstzeitlose wird wieder blühen
mich begleiten durch Wiesen
im Weitergehen
Der grüne Zweig
der Hoffnung birgt
die zarte Blüte im Gras
der Halm der übermütig winkt
die Hecke die zurückerwacht
die Luft im Frühlingstaumel
du glaubst es kaum
du wagst den Schritt hinaus
du schöpfst Vertrauen
im auferstandenen Raum
Schaust du genau
ist alles schräg
verwirrend verbohrt
schaust du genau
suchst du den Sinn
suchst Erklärung
suchst Antwort
bleibst für eine Weile
stehn auf der Strecke
um weiter zu kommen
im Schweigen
Welten
die sich öffnen und runden
im Zeitalter eines Lebens
Welten die aufblitzen und verglühen
neuen Welten Platz zu schaffen
im All der Menschengeschichte
was bleibt
sind Splitter sind Funken
sind Fragen ohne Ende
die virulent weiter wachsen
Antwort zu finden
im antwortlosen Rund
Wieder eine Fahrt
zum Ort der frühen Tage
wie zum Besuch
einer alten Dame
mit selbstvergessenem Blick
mit einer Lupe zum Lesen
zu entziffern die Zeilen
die zerfließenden
mit ihrem Lächeln zurückzuspiegeln
vergessene Orte und Tage
Da blüht Sehnsucht auf
nehm ich die Schale zur Hand
die Schale mit dem Sprung
von einer Freundin bemalt
vor vielen Jahrzehnzten
da blüht Sehnsucht auf
in unwiederbringlichen Farben
Das große Ziel
im Auge behalten
damit die kleinen Schritte
die mühsamen
gelingen im Weitergehen
Besuch über den Zaun
den niedrigen
von Garten zu Garten
ein Blühen wahrzunehmen
die Farbe von Freundschaft
den Duft von Tagträumen
das Zusammenspiel
von Sonne Licht und Lachen
(Visit over the fence
the low-one
from garden to garden
to notice the bloom
the colour of friendship
the scent of day-dreams
the together-play
of sun light and lauphing)
Im Alter
bist du wie ein Baum
tief verwurzelt neben dem Gleis
dahinrasender Züge in Zukünftiges
zwischen windbewegten Ästen
verfängt sich die Zeit
findet Halt am festen Stamm
löst sich auf im Verweilen
Die späten Tage
Nachlese des Lebens
letzte züngelnde Flammen
die den Horizont durchbrechen
aufzuheben das Trennende
einzufangen das Flüchtige
in feuriger Glut
Am Sonntag
Der Besuch im Altenheim
du traust den Augen nicht
und nicht den Ohren
beim Eintritt ins Haus
aus der Kälte der Zeit
hinein zum flackernden Kamin
umlagert von betagten Menschen
du hältst den Atm an
beim Spiel einer Mundharmonika
in dieser Zufallsrunde
bei Tönen die einen Zauber entfalten
Menschen zu verwandeln
zu glücklichen Menschen
zu angekommenen
aus der Kälte der Zeit
in die Wärme einer
sie tragenden Gegenwart
Aufbruch
bewegt vom Traum
einer anderen Welt
getragen vom Mut
eines David vor Goliath
Der Zaun um meinen Garten
der ihn abgrenzt zu deinem
Blumen und Bäume
auf meiner auf deiner Seite
ich steige über den Zaun
auf fremden Boden
fallen Zäune fallen Hürden
werden Gärten begehbar
wird dein Rasen zu meinem
meine Bank zu deiner
deine Sprache zu meiner
wächst im Zwiegespräch
aus Fremdheit Vertrauen
aus Begrenztheit Weite
und der Mut zum Aufbruch
zwischen Blumen und Bäumen
Du wirst getragen
vom Fluss der Stunden
der Tage der Zeiten
du treibst dahin und voran und fort
im Fluss der eigenen Geschichte
im Fluss deiner Träume von Zukunft
Mein Traumbaum
er steht nicht mehr
Ast für Ast fiel zu Boden
alle die Träume
die eingenisteten
flogen auf und davon
Stück um Stück
erstarb der Stamm
ich suche Verlorenes
im freien Durchblick
zum Himme
Drei Birken
wie Schwestern im Kreis
am Rande des Weges
den ich heute gehe
mit ihnen
Zwiesprache zu halten
als vierte im Bunde
Erinnerung:
New- York- Manhatten
The world at your feet
eine Stadt auf Felsen gegründet
in die Wolken gebaut
eine Welt aus Glas und Glitter
Faszination und Ekstase
Glück und Grauen
gefangen der Mensch
im Überfluß im Schatten
frei die Vögel draußen
über der Müllfracht zum Meer
So einfach:
Umsteigen - wenn du
im falschen Zug sitzt
aussteigen
die Route entdecken
die dich zum Ziel führt
Unterwegs
du gehst
mit dem Strom
gegen den Strom
durch den Strom
in ein Staunen
du gehst
mit Bildern
durch Bilder
über Bilder
in ein Verstehen
du gehst
durch Straßen
unter Straßen
über Straßen
weiter zu dir
Sich niederlassen
heimisch werden
für eine Weile
vor Ort im Dorf
in der der Stadt
im Getümmel
im Einsatz
heimisch werden
vor dem Aufbruch
ein Leben lang
in Zukünftiges
Am Horizont
malt der Himmel
sein Utopia
an den Rand des Tages
ein Bild
von betörender Leuchtkraft
entzündet wie im Rausch
eingebrannt
in das Herz des Tages
wie Hoffnung
sich entzündet in dir
sich einbrennt
ins Gedächtnis deiner Tage
Auschwitz
und
immer
noch
und
rund
um
den
Erdball
Wolken
aus
Tränen
Asche
Rauch
Die überlebt haben
Ich sah in ihren Augen
erloschene Sterne
in ihren Blicken
unauslöschliche Nacht
ich sah in Menschenaugen
den ausgelöschten Himmel
Dieses Jahrhundert
der Unmenschlichkeit
der Schrecken
Zusammenbrüche
mitten darin du und ich
in Nischen zwischen
Bergen des Elends
es gibt kein Zuhause
in Nischen
es treibt dich ein Sturm
heraus und voran zu irren
zwischen Irrtum und Einsicht
zu suchen im Unterwegs
ein Zuhause
Weg am Winterstrand
(nach Lektüre von Anke Wolff)
gelöscht die Spuren des Sommers
bald wird die Sonne ver-eisen
in der Januarnebelwand
häng deine Sorgen
an das kahle Astwerk der Bäume
unter den Orgeltönen der rauhen See
wirf sie dort in den Kahn
von Fischern an den Strand geschoben zum Winterschlaf
wag den Weg zurück
mit befreiter Stirn
ausweglos in ein Neues
Fortgehen
wenn das Festland
dich schnürt
aufbrechen
mit der Brandung
neu ankommen
fesselfrei
Fazit
wer denkt an 80
wenn er jung ist
80 Jahre 8o Träume
80 Schritte quer
durch die Zeit
das Leben
eine Welt in der Welt
zerpflückt in Tage
der Mühsal des Glücks
das Leben
wie ein einziger Atemzug
im Zuge der Zeit
Die große Flutwelle
Das Inferno unter der Sonne
die Sintflut mitten am Tag
die Hölle aus heiterem Himmel
Menschen gesucht
neu zu zimmern
die Arche des Noah
The apocalyptic destruction 2004
Why did you do this - God
what did we do to upset you
asked a collapsing women
this is worse than death
the killer waves came from hell
the sea is full of bodies
survivors fill the hospitals
what's going on here on earth
you are crying
I am crying with you
and I am sure
God is crying with us
Der Orkan
wie ausgewechselt das Meer
am Morgen danach
nicht mehr anzusprechen
auf die Schrecken der Nacht
träge und wie ermattet
von den Peitschenhieben
des Sturms
Eine Möwe hoch oben
im kahlen Geäst
verstört und wie verloren
im launischen Spiel der Natur
klagloses Leben
über den Dächern
nie verstummender Klagelieder
Mein Fenster zur Welt
was bleibt draußen
was dringt ein
hängt sich hinter die Stirn
nistet in Nächten
wärmt den Tag
treibt mich um
legt sich als Träne
auf das Blank der Scheibe
was bleibt draußen
was dringt ein
durch mein geöffnetes
Fenster zur Welt
Fensterblick aus dem Zug
Wolken jagen
den Zug der Gedanken
das Rapsgelb der Felder
weitet die Augen
in dir wächst Stille
wächst das Staunen
wachsen Stimmen
sich aus zu Musik
Zwiesprache
Mit der Rose
Zwiesprache halten
sie befragen
nach ihrer Sprache
hinter den Dornen
nach ihrem sanften Wort
purpurrot
Ansteckend
Lachen steckt an
holt dich
über Zäune und Hecken
in die Leichtigkeit
losgelösten Seins
Schrittweise
gehst du
über den Alltag hinaus
in neue Regionen
kein Bleiben
im Garten von Gestern
du wagst den Aufbruch
über die Dächer
pulsierenden Treibens
als Durchbruch
zum Sein
Eine Weile
Eine Weile
werden wir uns
aufhalten
in dieser Welt
im aufrechten Gang
so er gelingt
kopfgetragen
solange der Kopf trägt
herzgebeutelt
solange das Herz schlägt
unter dem Antrieb
der ureigenen Uhr
eine Weile
werden wir bleiben
um weiter zu gehen
zu gesicherten Ufern
Frühling
ein Ahnen
wie Vorfreude
auf Neues
aufgetaut
dein Winterherz
wie es vibriert
in weicher Luft
warm durchpulst
vom Glück
des Kommenden
Der heiße Sommer
Tage
eingefangen
in Sonnenglut
du fächerst dir Wind zu
verharrst im Halbdunkel
wirst zur Schattenpflanze
unter schützendem Dach
wenn der Sommer ausufert
erstarrt das Leben
schreit zum Himmel
mit brüchiger Stimme
bäumt sich auf
wehrlos gegen Verwüstung
Im Strandkorb
dieser Schlaf
wie ein Schlaf
in der Wiege
des Glücks
dieses Erwachen
wie ein Entdecken
der Welt
von Anbeginn
Mai
und im Mai
wenn der Raps blüht
trägt dich sein Duft fort
in fraglose Ferne
Geduld
Sauerstoff
der Gelassenen
im Windschatten von Eile
Sauerstoff
der Unermüdlichen
hinter müde machendem Stress
Sauerstoff
der von Geduld Gelenkten
am Lenkrad der Welt
Und dann
mit jedem Tag
leichter werden
frei von Gewichten
Gewichtiges
wahrzunehmen
Unterschwellig
wie es gärt
unterschwellig
bis deine Zeit
meine Zeit
zu unserer Zeit wird
im Dialog
Gemeinsamkeit
dieses Kunststück
Gemeinsamkeit
zu finden
Gemeisamkeit
zu leben
im Windschatten
der Gegensätze
Am Ufer der Zeit
traumverloren am Ufer der Zeit
mit dem Blick zurück
und voran
viel Herzblut
ist in die Strömung geflossen
flußabwärts in Zukünftiges
noch schlägt mein Herz
im Herzschlag der Zeit
schlägt im Takt
des Weltgeschehens
überschlägt es
die Schläge der Zeit
Frust
wirf den Frust
über Bord
dein Boot
nicht zu beschweren
auf Fahrten
voran
Rücksprache (Haiku)
wag die Rücksprache
die dich herausholt
aus der Funkstille des Nichts
Demenz
im Haus
der Gedanken
keine Wohnung
zu wohnen im Heute
kein fester Faden mehr
einzufädeln den Tag
kein Weg mehr
mit wägbarer Zukunft
wo nichts bleibt
als die Leere des Raums
wird zur Wohnung
ein anderer Stern
für Traumtänze
durchs Leben
Bruchstücke
nach Brüchen
nach Beben
Bruchstücke
Gold
im Gesiebe
Chaos
kein geschlossenes
Weltbild mehr
Chaos
das sich lichtet
am Horizont
dem einzigen
hinter tausend Wegen
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