Eine Tochter im Rosenmonat Juni. Ein winziges Wesen, wie von Engeln in die Arme gelegt.
Eine Tochter mit einem Samtwesen. Eine Perle im Schoß der Familie. Eine Tochter, die dazugehört mit allen Fasern des Seins, sensibel und hochbegabt.
Vielleicht ist es für eine Tochter nicht so gut, dazuzugehören mit allen Fasern des Seins?
Vielleicht ist es für eine Tochter nicht so gut, eine Perle zu sein im Schoß der Familie?
Eine Tochter zu sein mit einem Samtwesen?
Wie dann sich befreien aus einem Glashaus? Zu groß die Distanz zwischen drinnen und draußen.
Schwierig und spannend dein Aufbruch ins Leben: Quo vadis?
Die Uni in den Nachwehen der Studentenrevolte mit Fragen und Vorwürfen an die bestehende Gesellschaft. Die feministischen Thesen, die Politische Theologie. Das Engagement mit Demonstrationen und Mahnwachen. Die "Kritische Theorie". Der Weg in die Postmoderne. Vieles neu angedacht, pragmatisiert und bodenständig gehobelt. Neue Freunde auf Wegen nach vorn.
Die Reisen und Auslandserfahrungen. Begegnung mit fremder Kultur. Fragen, Probleme und Krisen.
Auf deinem Weg auch Lichter, sonnenhell. Stunden voll Musik und Lachen. Jahre unterwegs auf der Suche nach dem Ureigenen. Im Hinterkopf, symbiotisch festgehakt, die intensive Welt der Jahre daheim.
Und dann dein gewagter Aufbruch zu neuen Ufern, zum Ufer des Du-Selbst.
Heute bist du nicht mehr zu finden an frühvertrauten Orten. Heute bist du ein starkes Gegenüber. Eine befreite Tochter - mit einem Samtwesen.
Es bedeutet Glück, dir zu begegnen an neuen Orten des Vertrauens.
C3
Ein dritter Winzling in unsern Armen! Ein Sonntagskind! Vollständig nun unser Töchter-Trio, unser Töchter-Glück! Corinna, ein kleines energisches Bündel mit ausgeprägter Stirn, mit wachen Augen. Unsere Aufgaben wuchsen an und mit ihnen Kinderfreuden und -sorgen. Intensive Jahre gemeinsamer Wege bergauf für Eltern und Nachwuchs. Du - als Jüngste originell und sprühend vor Temperament, eine eigenwillige Tochter, die die Famlie von unten her aufmischt mit Phantasie und Ideen.
Und eines Tages gingst auch du fort, wie Töchter fortgehen in ihr Leben. Am Flughafen dein Winken zurück mit dieser unverwechselbaren Geste der Zärtlichkeit, die zu deinem Wesen gehört. Dann warst du den Blicken der Eltern entschwunden.
Zum Abschied: Ein großer Rosenstrauß. Rosen aus Amsterdam! Es gibt sie heute noch, die letzten gepressten Blütenblätter.
Was für ein Augenblick! Eigentlich sollten wir ihn feiern, wie man ein Fest feiert. Aber geht das? Kunterbunte Gedanken tanzen durch den Kopf, die keine lähmende Trauer zulassen. Nicht jetzt. Und hoffentlich nie.Wir trinken in ganz kleinen Zügen ein Glas Chery!
Die Tochter ist nun unterwegs. Die Linien des Elternhauses haben sich verflüchtigt zugunsten neuer Linien kreuz und querdurch die Welt. Mit ausgeprägten künstlerischen Ambitionen ist sie hineingeworfen in die Moderne. Fragen zuhauf, die Niederschlag finden in kreativen Filmen und Bildern: Intelligentes, Aberwitziges, Zartes und Absurdes: Auseinandersetzungen mit einer Zeit im Umbruch mit allen Merkmalen der Globalisierung und unüberschaubar virtueller Vielfalt. Wach und aufmerksam mitten darin: Die Tochter als Künstlerin.
Und die Eltern? Sie zeichnen Bilder der vergangenen Jahre nach aus neuer Perspektive. Vergangenes auch als Omen für Zukunft? Sie fragen alle guten Geister und Engel an, Obacht walten zu lassen, Sterne zu zünden für den Lebensweg dieser Tochter und für den ihrer beiden Schwestern.
Liebe Töchter!
Eine neue Woche beginnt ohne Karlo, ohne euern Vater.
Als mich meine Füße nicht mehr trugen nach den anstrengenden letzten Wochen, kaufte ich mir ein Paar samtweiche neue Schuhe. Und nun laufe ich solo weiter auf leisen Sohlen.
Das Briefpapier, auf dem ich euch schreibe, fängt die bunten Blüten auf, die weit verstreut auf dem Familiengrab lagen, als ich endgültig Abschied nahm an der Stätte der Trauer.
Daheim bleibe ich auf den Spuren seines Lebens. In den Träumen lebt Karlo, lächelt mich an, streicht mir über den Kopf, fragt mich nach Plänen. Einmal saß er auf dem Fahrrad hinter mir auf der abendlichen Rundtour über unsere geliebte Insel. Als ich mich umschaute, da rief er: Fahr ruhig weiter!
Irgendwo fließen Tod und Leben ineinander über. Unser Dasein birgt Züge von Ewigkeit. Sie ist nichts Fernes und Abstraktes. Sie ist der ewige Fluss der Dinge, der sich stetig wiederholende Wellenschlag ans Ufer der Zeit. Und mittendarin dein Wellensprung, dein Mut, Ewigkeit zu leben im Jetzt, Ewigkeit zu erfahren heute am Tag als Geheimnis gelingenden Lebens auf den Spuren Gottes.
Mein Dank zu euch für euern Einsatz rund um den Vater!
gedankengrüße an die töchter:
hallo........der ganz spezielle abend mit dir zum abendbrot am küchentisch zum ausklang der woche mit dem rücklauf durch die woche, dem vorlauf durch die zeit - das hat was, das hält uns wie mit einem seidenfaden verbunden in der hektik dahinjagender tage und jahre. eine kostbare Stunde für mich, auf die ich zulebe von Mmontag bis freitag!
yat yat hou yat (chinesisch: jeder Tag ein guter tag!)das bleibt mein lieber wunsch für dich!
deine mulan -"ma"
wenn du da warst, ist die Wohnung noch lange warm und hell. dieser abend mit dir auf schwarzen rundsofa! wir beide uns zugewandt - die beine hochgezogen - dein reden, mein reden, dein lachen, mein lachen, deine sorgenfalte, meine zugezogene stirn. ein erzählstrom tief hinaus in die nacht. solch ein abend hat gewicht, weil zärtlichkeit irritationen aufwiegt.
dein glas wein, mein glas wein. der leise zusammenklang.
mulan
guten morgen! ......dir ein besonderes dankeschön für die poetischen pinselstriche! sie machen meine kleinen texte vollends zum gedicht. es vergeht kein tag ohne einen seitenblick auf das schmale kunstwerk. es hat seinen platz gefunden neben dem notenbuch am klavier. töne, die ineinander übergehen in farbe, sprache und klang. gerade spielte ich schumanns "erster verlust". eine hauchzarte melodie. wechselspiel des lebens zwischen verlust und gewinn! immer wird das so sein. was bleibt, das ist frei von erdenschwere. Ich habe euch im traum doch tatsächlich noch einmal begleitet zur querflöte, geige und cello, besser, als ich je spielen konnte!
mulan
hallo..........wir fragten uns, wie man es hinkriegt, zu erfahren, was man wirklich will. nicht außengelenkt, beeinflusst und unter druck. sicher spielt bei diesen überlegungen auch das umfeld eine rolle, das klima, in dem ich heranwachse? begeisterungs- und entschlussfähigkeit auch genetisch bedingt? mut, sich auszuprobieren das ist es doch, in sich hinein zu horchen: wo ist mein platz im leben, wo finde ich festland unter den füßen? was blockt mich, zu spüren, was mir wirklich wichtig ist?
mulan
weißt du,..........immer sind hürden zu nehmen. es ist auch wichtig, glaube ich, zu erkennen, wo mein handikap liegt, um an dem Punkt an mir zu arbeiten, ......vielen dank für deine "aufgelesenen" zeilen über das "glück"! sie hängen in meiner küche und entlocken mir immer wieder ein lächeln mitten am tag:
“Mein Glück hat Sand zwischen den Zähnen,
Schwielen an den Händen und Blasen an den Füßen.
Es duftet wie frisch gepflügter Acker, wie reife Ähren.
Es schmeckt wie junger Wein....
Mein Glück schielt ein wenig.
Es ist mir treu, keiner sonst will es haben,
doch des Nachts, wenn die andern träumen,
dann flüstere ich mit meinem Glück - und wir schmunzeln ins Kissen.“
behalte dein glück lieb!
mulan
ja.....das glück "schielt ein wenig"! du erkennst es manchmal nur schemenhaft. es versteckt sich oft, geht dir verloren. jede gute beziehung ist ein glücksfall: den anderen sehen, wie er ist. sein leuchten wahrnehmen, glück erfahren im umgang miteinander! .....
möcht noch einmal mit euch pferde stehlen, etwas auf die beine stellen, vertrautes lachen zünden, die Welt verändern - sie ab und zu umfliegen, schwerelos sein
mulan
..... am anfang eines neuen jahres ein engel an eurer Seite der eure füße lenkt, fußfest zu stehen in stürmen, der euch hält, euer herz anrührt, der über euch wacht und den blick schärft für wesentliches...ein engel, der ein lächeln zündet auf euern gesichtern, mutig weiter zu gehen an seiner unsichtbaren hand!
ich winke euch zu von fern:
mulan
Nie hörst du auf zu träumen. Das ist Weg nach vorn, denn es gibt kein Zurück ins Gestern, es gibt nur ein Weiter. Vielleicht an Strände närrischer Vernunft, vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?
Das "Schlösschen"
Kommst du mit? Nur noch ein paar Schritte die Straße hinunter bis zum Wald. Ich weiß ein Schlösschen. Dort wohnte für eine Weile das Glück. Irgendwann kam es durch das geöffnete Erkerfenster hinein und lebte fortan dort zwischen drei kleinen Mädchen. Das Glück war ein winziger Lichtstrahl, körperlos und doch sichtbar, wo immer er sich niederließ.
Wenn die Kinder schliefen, huschte der kleine Lichtstrahl von Stirn zu Stirn und erhellte die Träume. Wenn der Tag begann, sprang er in die geöffneten Augen und weckte das Staunen an der Welt und die Freude am leben.
und die Kinder liebten den kleinen Lichtstrahl, weil er so flink war und überall auf einmal sein konnte.
Wo immer sie hüpften, treppauf, treppab, durch den Garten rund ums Schlösschen herum zu Freunden, der kleine Lichtstrahl lief mit.
Nur Kinder schließen so enge Freundschaft mit ihm. Er kennt ihre tausend eiligen kleinen Schritte, immerzu Neues zu entdecken.
Auch der Lichtstrahl liebte die Kinder, weil sie helle, schnelle Gedanken hatten, weil sie bunte Zauberwelten aufbauten im Spiel. Darin ließ sich wohnen und lachen und tanzen. Und der kleine Lichtstrahl tanzte mit.
Diese drei Kinder hatten lustige Namen: Sweety, Kecky und Goldy. Hinten immer der gleiche Buchstabe, damit sie nicht verlorengehen konnten und jedermann wusste, zu welcher Sippe sie gehörten.
Goldy trug kurze Lederhosen und machte sich morgens nach dem Frühstück auf in den Wald, den weißen kleinen Hund an der Leine. Er hieß Betty. Goldy und Betty liebten sich sehr. und stand der Tagesplan fest, schoss Betty in die Höhe, spitzte die langen Ohren und stieß ein Bellgejauchze aus, denn niemand tollte begeisterter durch den Wald als Betty, sei es auch nur an der langen Leine von Goldy.
Die Hunde, das betrübte Goldy, hatten nicht die Freiheit der Menschenkinder in diesem Revier. Betty aber nahm sich das Vorrecht, den Laufschritt anzugeben für Goldy und ihre Freunde. So sprangen sie miteinander über Baumwurzeln und Steine, durch Sträucher und über große Wiesen. Und der kleine Lichtstrahl eilte mit. Er tanzte durch die Büsche, lugte durch das dichte Blattwerk der Bäume und vibrierte vor Wonne.
Der kleine Lichtstrahl, das sei erwähnt, hat die Sonne zur Mutter. darum kann er sich Glück nennen. Wer aus Licht gewachsen ist, der kann auch das Trübe hell machen.
Denn Kecky war traurig. Sie hatte beide Arme gebrochen beim Rollschuhlauf. Fast wär der kleine Lichtstrahl fortgelaufen vor Kummer. Doch er fing sich sofort wieder, schlich sich ins Krankenhaus und hüpfte auf Kecky`s Kopfkissen. Schnell waren die Schatten des Schreckens verscheucht. Kecky konnte wieder lachen. Sie ließ den Lichtstrahl laufen über Gipsarme und Bettgestell und über die Seiten des Buches, das die Großmutter vorlas. Es gab keinen Stillstand für Kecky. Sie lauschte andächtig den Geschichten aus fernen Ländern. Und eines Tages schoss das warme Blut wieder in Kecky`s Arme und weckte ein ganz neues lebensgefühl: Wieder nach Hause können! Wieder dabei sein!
Übermütig hüpfte der kleine Lichtstrahl durchs Schlösschen. Er freute sich mit Kecky und begleitete sie auf Schritt und Tritt.
Das tat auch Sweety. Sweety wusste immer Rat. Sie packte Kecky am Mantelkragen, damit sie sicher zur Schule kam. Sie behielt sie liebevoll im Auge. Sweety wurde als Sweety geboren. Da war kein anderer Name möglich. Am Kahlköpfchen zwei Ringellöckchen, eins rechts, eins links. Sweety war quicklebendig. Der kleine Lichtstrahl konnte sie kaum einholen bei ihrem Sauseschritt durch den Tag. Und Sweety`s Herz schlug immer für zwei. Sie war da, wo ein Kind weinte. Sie war da, wo ein Kind lachte. Sie hatte rundum Freunde. Und der kleine Lichtstrahl folgte tagauf tagab der kleinen Sweety mit den hüpfenden braunen Zöpfen und dem lustigen roten Röckchen.
Alle drei hatten diese Röckchen. Sie trugen sie über viele Jahre. Sie waren an ein schwarzes Samtmieder angekräuselt und unten von Herzbordüren umrahmt. Ein Samtbändchen vorne am Mieder - sorgsam überkreuz gebunden - diente als Verschluss. Darunter erstrahlte ein weißes Blüschen mit Puffärmeln, wie aufgeblasene kleine Luftballons, die Erdenschwere zu verringern. Der kleine Lichtstrahl liebte diese roten Röckchen über alles, weil Sweety, Kecky und Goldy darin wie Blumen aus dem Garten sprangen und das Blühen auf die Straße verlegten.
Doch eines Tages packten Sweety, Kecky und Goldy ihre Siebensachen zusmmmen, um aus dem Schlösschen auszuziehen. Der kleine Lichtstrahl wurde ganz blass. er wusste zwar, dass jedes Kind, wenn es groß wird, sein Schlösschen verlässt, um selbst ein Haus zu bauen. Trotzdem lief er aufgregt hin und her. Er sprang von Rucksack zu Rucksack und wollte hineinschlüpfen. Doch alle waren fest verschnürt. Da huschte der kleine Lichtstrahl zum Abschied noch einmal über die Gesichter der Kinder und küsste sie.
Solltest du Sweety, Kecky und Goldy suchen in dieser Welt, dann erkennst du sie - wie gesagt - an dem hinteren gleichen Buchstaben in ihren Namen . Und an einem kleinen Lichtfleck auf ihrer Stirn.
Streifzug durch die Welt einer Wohnung
Ein Knacken durchfährt den Korbsessel. Ist was mit Dir, fragt sein Gegenüber. Nein, gibt der Sessel zurück, ich habe nur laut gedacht!
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Der rote Sonnenball auf der Fensterbatik ist blass geworden. nach vielen Jahren intensiven Leuchtens.Es ist wie es ist, sinniert er, allein die Erinnerung zaubert Farben zurück.
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Das schwarze Ecksofa wird plötzlich tiefsinnig. So viele Jahre stehe ich schon auf einem Fleck, stöhnt es. Wie bitte, kontert der nahe Tisch: Ein guter Standpunkt ist doch immer viel wert!
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Der alte Schreibtisch schluchzt vor sich hin. Was ist mit dir?, tönt neben ihm das Klavier. Meine Stunden sind gezählt, morgen steh ich beim Sperrmüll auf der Straße. Du bleibst unvergessen, tröstet das Klavier den Freund mit einer letzten kleinen Nachtmusik.
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Die Tenorflöte schwärmt von alten Tagen. Sie flötet den kleinen Schwestern zu: Wißt Ihr noch? O ja, rufen die kleinen Flöten, werden wir je wieder gemeinsam erklingen? Und ob, brummt die Bassflöte: Für gute Töne gibt es nie ein Aus!
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Der Achteck-Tisch staunt nicht schlecht, als ihn wieder rundum Gedecke zieren. Wie in alten Zeiten! Das hält mich jung, freut er sich!
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Die hochlehnigen Stühle haben ihren Stolz. Haltung, mahnt einer den anderen: Wir sind dazu da, den Menschen das Rückgrat zu stärken! Meint Ihr im Ernst, lästert der Fensterstuhl, das könnte uns gelingen?
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Auf der Anrichte zwei ungewöhnliche Musikanten, eine Cellistin, eine Geigerin, kunstvoll aus Schrauben und Muttern gestaltet, Ob unsere Töne verstanden werden, raunt die Cellistin der Geigerin zu. Denk daran: Verstehen braucht Zeit und ein weites Herz!
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Das Glockengebimmel an der Essischlampe hält den Atem an. Es belauscht ein Gespräch. Hilfe, ruft die kleinste Glocke, sie wollen uns verschrotten! Nicht doch, fällt ihr die größte ins Wort: Es gibt Dinge, die gibt man nicht auf, es sei denn, man gibt viel von sich selber auf!
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Am Tischende die beiden Bronze-Figuren aus der Hand einer Künstlerin: Eine Sitzende, eine Stehende. Rückt doch näher zum Licht, singt der kleine Tonvogel, der unter der Lampe hängt. Nein, kommt es zurück: Wir wahren gerne Distanz zu den Dingen !
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Die geschliffenen Steine an der Gardine zaubern Regenbogenfarben in bunten Flecken quer durch den Raum. Ich mag Eurern übermütigen Tanz,verrät das große chinesische Bild, der meine dunkle Landschaft zum Leben erweckt!
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Ich bin ein alter Esel, murmelt der Teewagen vor sich hin: Seit 40 Jahren auf Trab und noch nie gestreikt! Na und, konntert das Kanapee auf seinen vier Rädern: Ich blieb der Sippe treu, Gäste aufzufangen quer durch die Nächte!
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Ich, säuselt der der Vorhang rund um das französische Doppelbett, ich bin unentbehrlich! Wieso ächzt das das alte Bett, was wärst du mitten im Raum ohne mich, die Träume der Schlafenden aufzufangen?
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Die ernste Giovanni-Madonna auf dem Bild in der Diele wrft einen Blick hinüber zur alten Orgelpfeife, die in der Nische hängt: Komm zu mir ins Bild, flüstert die Madonna, ich lehne mich gerne an deinen warmen Ton! Sag das noch einmal, vibriert die sich verloren geglaubte Orgelpfeife.
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Zum Greifen nah auf dem niedrigen Schwarzholzhocker die goldene Schale mit dem bemalten Deckel. Ab und zu lüftet sich ihr Geheimnis: Erinnerungen in Fotos, Leben aufgehoben in Bildern. Hin und wieder öffnest du die Schale, ein Foto-Puzzle-Spiel zu spielen mit wachem Blick. Und wenn du sie wieder schließt, bleibt aufgehoben zwischen bunten Bildern dein Lächeln.
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Aus einem Bilderrahmen heraus rufen die Enkel „Guten Morgen“ in den Raum. Da breitet ein neuer Tag seine Arme aus, sie aufzufangen!
Gedanken zur Karwoche
Mit dem Palmsonntag gehen Christen auf die Karwoche zu mit dem krönenden Osterfest zum Abschluss. Eine über 2000 Jahre lange Gedenk- und Feiertradition, die Menschen immer wieder neu anhalten lässt!
Es geht um Jesus, den Wanderprediger den Weisen, der durchs Land zog und Menschen aufrief zu einem aufmerksameren Leben, zum Krafttanken im Vertrauen auf Gott.
Jesus, der aufrechte Mensch, der Mahner und Weiterdenker. Er blieb unverstanden in seiner Welt, man machte ihm, dem „Anstößigen“, einen zweifelhaften Prozess und kreuzigte ihn.
Und die ihn verstanden, standen weinend unter dem Kreuz und an seinem plötzlich leeren Grab.
Sie ließen nicht ab, trugen die Botschaft Jesu weiter und weiter in die Welt hinein, seine Gedanken , seine Weisungen, Menschen wachzurufen, das Leben mit seinen Augen neu zu sehen.
So feiern wir Osterm seine Auferstehung alle Jahre wieder, sein Ncht-tot-Sein, sein Uns-Nahesein als Anstoß zum gelingenden Leben.
Ein festgehaltenes Pfingstfest! (2006)
Liebe Freunde in Gladbeck:
Die Pfingst-Einladung zur Nacht der offenen Kirchen in die altvertraute Gemeinde hatte etwas Reizvolles für mich. So habe ich mir eine Zusage nicht lange überlegen müssen, in der Hoffnung, fit zu bleiben für dieses Unternehmen!
Über all die Jahre hinweg gab es eine gute Kommunikation mit Freunden aus den hiesigen Gemeindekreisen. Unvergessen bleiben mir die Gespräche in der ökumenischen Runde, die verbindenden Aktivitäten in der „Eine-Welt“-Arbeit, die adventlichen Meditationsabende in der Christuskirche, der „Spinn“kreis beim Superintendenten und die Gesprächsrunden und kreativen Auseinandersetzungen auch bei uns in der Dorfheide, unserm geliebten Domizil auf Zeit!
"Kommunikation" - ein Stichwort für Pfingsten! Sprachfähig zu werden, das hat etwas mit Pfingsten zu tun. Pfingsten holt uns heraus aus der Sprachlosigkeit, aus der Sprachverwirrung von Babel. Pfingsten schenkt uns die Sprache des Verstehens über alle Grenzen und Unterschiede hinaus!
Da, wo Verstehen gelingt im Dialog, emotional und „geist“beschwingt, wo wir angefeuert werden zum versöhnlichen Tun und Miteinander, da erleben wir Pfingsten.
Bei mir fließt nach wie vor viel Nachdenken in Gedichte ein. So stelle ich einige zu diesem Thema einfach mal in den Raum:
Pfingsten
unser Glaube
aufbewahrt
wie kostbarer Wein
in Klosterkellern
des Lebens
zu Pfingsten
Freiheit schenken
dem Geist des Weins
das Leben zu füllen
mit neuem Atem
Wir feiern ein Fest:
wir feiern das Leben
wir feiern den Geist Gottes
gegen Sprachlosigkeit
gegen Atemlosigkeit
gegen Hilflosigkeit
wir feiern den Geist Gottes
als Durchbruch zum Leben
Gott suchen
in vielen Sprachen
und Formen
Gott entdecken
in Gesang und Gebet
Gott verwirklichen
heute am Tag
Wenn sich Pfingsten
einmischt
in unsern Tag
stirbt unter Stürmen
die Sprache der Feindschaft
wächst unter Wolken
vergessene Saat
fällt wie ein Feuer
Verstehen ins Herz
Es gibt den weiten schwierigen Menschenweg von Babel bis zum Pfingstfest, die große Zerstreuung und ein Wiederfinden in allen Sprachen.
Vor Jahren las ich das Gedicht von Nelly Sachs: Der Turm zu Babel und schrieb es damals spontan in Umkehrung.
("Lasst nicht locker! Ihr müsst den Turm bauen,)
immer größer, immer höher, immer schöner..
seid ihr die Herren der Welt - oder nicht?.....")
Neu gefasst ( ein Versuch):
Lasst nicht locker
baut den Turm ab
den Turm zu Babel
Stein um Stein
immer mutiger
seid Diener der Erde
horcht hinein
in die Geheimnisse der Natur
haltet die Erde im Gleichgewicht
und spielt nicht mit ihr
nach euerm Belieben
eure Angst wird vergehen
lasst nicht locker
übertrefft euch nicht
in der Eroberung
des Universums
mit allen Mitteln
übertrefft euch selbst
in der Achtsamkeit für die Welt
des Menschen Lebensraum
ist nicht das Universum
lasst nicht locker
ihr müsst den Turm abbauen
koste es was es wolle
versöhnt euch untereinander
setzt den friedlichen Dialog fort
gegen alle Kriege
lasst nicht locker
ihr müsst den Turm abbauen
zeigt euch solidarisch mit
allen Lebewesen auf der Erde
begreift euch als Diener
und nicht als Herren der Welt
Und unvergessen blieb mir auch ein Abend im Bonhoefferhaus mit Annemarie Schimmel, den ich mir festhielt mit folgenden Zeilen:
Stunden im Handschlag
unterschiedlicher Kulturen
ein Mal nur klarer schauen
mit geschlossenen Augen
Zerreißproben auszuhalten
Versöhnungszeichen
zu erkennen
unter bleiernem Himmel
aufzufangen
zerbrechliche Blüten der Hoffnung
(Auch der Künstler Gaugin sagt:
Ich schließe meine Augen, um zu sehen!)
Pfingsten ermuntert uns, die Augen
zu schließen zu neuem Hören und Sehen!
(Kennen Sie die kleine Anekdote aus Tirol, wo in einem Gottesdienst verabredet wurde, dass der Messner beim Pfingstlied eine Taube durch ein kleines Seitenfenster durch den Kirchenraum fliegen lassen sollte? So
wiederholte die Gemeinde in Erwartung des Ereignisses zigmal den gleichen Choralvers: Komm heiliger Geist,
bis das Fenster sich öffnete und ein bärtiges Gesicht rief:
Net weiter singen! Es gibt sie net mehr! Sie wurde von der Katz gefressen!
Ja, diese Geschichte erinnert uns daran,
wie viele Friedenstauben bei all unsern Bemühungen immer wieder von der Katz gefressen werden)
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Zeit ist Gnade
(Radiosendung zu Neujahr 2008 im NDR1)
Ein Neujahrspsalm für 2 Sprecher/innen
(Gedicht: Annemarie Schnitt/ Zwischentexte: Jan von Lingen
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Ach, Träume habe ich viele! Kleine und große Träume.
Gesundheit, ein bisschen mehr zu mir selbst finden,
Menschen, die es gut mit mir meinen, nicht ganz so viel Hektik.
Aber diese Träume kenne ich schon aus dem letzten Jahr
erfüllt haben sie sich leider eher selten
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Das sagst Du so leicht: Es gibt kein Zurück!
Dabei stecke ich noch mittendrin im "Gestern".
So viel ist liegen geblieben.
Ein Streit ist noch immer nicht beigelegt.
Manche Gelegenheit habe ich verpasst und ich trauere ihr noch hinterher.
Was wäre gewesen, wenn ... wer weiß?
Aber Du hast ja recht.
Man müsste das alte Jahr abstreifen können wie nasse Kleider.
Das wär's!
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Weiter? Aber wohin?
Dass ich das alte Jahr verlängere ins neue Jahr?
Dass ich nur wieder 12 Monate älter werde?
Wohin geht es weiter? Das wüsste ich schon gerne.
Und ich wünschte, ich könnte das Ziel mehr bestimmen.
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Ach, dieser "Strand närrischer Vernunft" wäre schon ein lohnendes Ziel.
Heißt es nicht: Gott liebt die Kinder und die Narren?
Ich möchte mich überraschen lassen
und staunen wie ein Kind auf einer Sommerwiese.
Ich möchte mein Leben leichter nehmen -
wie die Narren.
Sie sagen selbst dem König die Wahrheit
und können lachen - auch über sich selbst.
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?
An Ufer vergessener Weisheit: Das wär's!
Und du stehst plötzlich da und begreifst:
Ich gehöre hierhin ! Ich lebe! Ich atme!
Jede neue Sekunde ist mir geschenkt.
Und das neue Jahr ist ein wunderbares Land,
das vor mir liegt.
Alles ist Gnade.
Und ich möchte aufstehen und vorangehen
mit offenen Armen und einem weiten Herzen.
Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?
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Sieben Beiträge aus der
"Augenblick-mal"-Rundfunksendung
im Ruhrgebiet 1991
das ziel in großer ferne
vorbei der sommer am meer. jeder suchte seinen schattenplatz, an dem er luft bekam, sich kühlen konnte, sei es am wasser, im wald, in den Bergen.
du und ich, wir versteckten uns im strandkorb. wir rückten ihn so, dass uns eine kühle meerbrise streifte. poeten-klause tauften wir unser nestartiges domizil, in dem wir uns zum lesen zeit nahmen. ich erinnere mich an unsern „brecht“-morgen. wie ein psalm mutete uns sein gedicht „An die nachgeborenen“ an. solche zeilen:
wirklich, ich lebe in finsteren zeiten!
das arglose wort ist töricht....
der lachende hat die furchtbare nachricht nur noch nicht empfangen...
.....wie kann ich essen und trinken, wenn ich dem hungernden entreiße, was ich esse.....
...ich wäre gerne auch weise. In den alten büchern steht, was weise ist: sich aus dem streit halten und die kurze zeit ohne furcht verbringen.... ohne gewalt auskommen, böses mit gutem vergelten- seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen - gilt für weise.
und auch dieses: dass der mensch dem menschen ein helfer ist!
wie schaffen wir die bedingungen, daß sich das erfüllt in unserer welt? Diese große persönliche und gesellschaftliche aufgabe? mit wachen augen wahrnehmen, was passiert und helfen?
und wie geht das: sich aus dem streit halten und ohne furcht leben? ist es liebe, die über dem streit steht, die uns fähig macht, die kurze zeit mutig und ohne furcht zu verbringen?
aber wird es nicht immer so sein, wie brecht sagt:
die kräfte waren gering. das ziel lag in großer ferne
augenblick mal:
tschüß lieber gott! das abendgebet des 5jährigen arne blieb mir noch bis zum morgen im gedächtnis. dort hieß es am schluß: tschüß, lieber gott, ich wüßte ja gerne, wer Du bist und wo Du bist. aber wenn Du es mir nicht verraten willst, dann bin ich Dir auch nicht böse! tschüß lieber gott!
ich fühlte mich hineingezogen in ein sehr enges vertrauensverhältnis. wie nah wohnen kinder an den geheimnissen des menschseins. wie unmittelbar gelingt ihnen das sprechen mit gott. mit kindern zu beten, das bedeutet, eine beziehung mit ihnen anzuknüpfen über alle beziehungen hinaus. da öffnen sich früh türen in ungeahnte räume und möglichkeiten.
das gebet erschließt das wissen um sich selbst. beten ist auch eine art tagträumen. wüßten psychologen manchmal mehr über den inhalt von gebeten, vielleicht kämen sie noch ein stück weiter als bei den versuchen, die träume der nacht zu deuten?
ohne gebet zu leben, das ist für mich wie leerlauf. oft ist es das wortlose gebet der suche nach übereinstimmung. das Du des gebets ist das ja zum leben mit all seinen herausforderungen.
wieviel urvertrauen liegt im gebet des 5jährigen jungen.wieviel übereistimmung und schubkraft kommt da herüber: tschüß, lieber Gott, wie ein: wir bleiben uns treu!
Anuschka
Die kleine Anuschka malte ein Bild: viele Wolken mit zeltartigen Gebilden. Wenn ihr alle tot seid, meinte sie, dann wohnt ihr in diesen Zelten auf den Wolken! Dieser Gedanke gefiel mir: Die Erde umkreisen ohne Erdenschwere, dann, wenn das leben unten zu mühsam geworden ist? Ein Übergehen in eine andere Ebene. Mühelos malte das Kind seine Gedanken zum Tod.
Erinnert wurde ich an die Zeile eines Gedichtes von Else lasker- schüler:
....wie soll ich fort? Möchte in den Wolken begraben sein, überall wo Sonne wächst
Das Kind gestaltet in Farben, die Dichterin malt mit Worten Gedanken zum Tod. Es gibt in der Dichtung eine reiche Auswahl an Texten zum Tod.
Annette von Droste-Hülshoff sagt:
Geliebte, wenn mein Geist geschieden, so weint mir keine Träne nach, denn wo ich weile, da ist Frieden, da leuchtet mir ein ewiger Tag
Und Rilke in seiner unverwechselbaren Sprache:
Der Tod ist gro,
wir sind die seinen lachenden Munds, wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns.
Was habe ich denn zu versäumen, schreibt Lessing,
Ist nicht die ganze Ewigkeit mein? Niemand kennt den Tod, meint Sokrates, weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist.
Und in Jochen Kleppers Tagebuch lesen wir:
Ich wüsste nichts schöneres als den Tod nach all den irdischen Zusammenbrüchen, Anfang ohne Ende und immer am Ziel und immer daheim sein.
Was für ein Hoffnungsbogen von Anuschkas Wolkenzelten bis hin zu Kleppers leidgeprüften Glauben des am Ziel- und Daheimseins.
tagesbeginn
es gibt eine kleine geschichte aus dem judentum, in der ein jüdischer weiser seine schüler fragt: wie kann man den augenblick bestimmenn,wo die nacht zuende ist und der tag anbricht?
was würden wir antworten, stellte uns heute jemand diese frage?
wenn der wecker schrillt? wenn die laster draußen losbrummen,
die autos in bewegung geraten?
der schüler des weisen reagiert so: wird es tag, wenn man in der ferne einen feigenbaum von einer palme unterscheiden kann?
der weise schüttelt den kopf. er dachte nicht an den kleinen alltag, nicht an das heller werdende licht in der natur, in dem sich langsam ein baum von dem anderen unterscheiden läßt. er meinte etwas, das tiefer den menschen angeht. er sagt: wenn du in das gesicht eines menschen schaust und darin den bruder oder die schwester erkennst, dann ist die nacht zuende, dann bricht der tag an.
erraten!
dreimal darfst du raten, witzelte mein gegenüber im zug. und was, wenn ich es rate? dann lacht dir das herz! diese antwort gefiel mir. als gewinn ein herz, das lacht.
ich fühlte mich wie in ein märchen versetzt, etwas prickelndes lag in der luft. so fing ich an zu raten: hast du deine prüfung bestanden?
was sind denn schon prüfungen, kam die antwort. es war also etwas wichtigeres!.Gibt es neue pläne für dich? pläne hin - pläne her, nein, keine pläne! pause. nachdenken.
ja, hast du dich etwa verliebt? genau - erraten!
und sie erzählte mir ihre ganz große liebesgeschichte. ich folgte zuhörend ihren sprüngen ins glück.mit lachendem herzen, ja, das herz lachte. mein gegenüber hatte sternchen in den augen. ein stück himmel war auf die erde gezaubert. das war es also!. was sind schon prüfungen? pläne hin - pläne her!
mir gefiel diese gewichtung. ich begriff es augenscheinlich: wo liebe im spiel ist, verändert sich die welt.
Das Transparent
An meinem Küchenfenster hängt im Advent ein großes weihnachtliches Transparent. Das warme Grün einer hügeligen Landschaft vermittelt eine Atmosphäre der Ruhe, die wohltuend ist. Du erkennst Gestalten, die von allen Seiten die Hügel besteigen, auf deren Anhöhe sich eine erleuchtete Stadt entlang zieht. Hoch über der Stadt am Nachthimmel der Weihnachtsstern, das Auge Gottes über der Menschheit. so möchte man ihn verstehen.
Friedlich diese Stadt, eine Traumstadt. die Häuser nah aneinander gelehnt. Da können Gespräche stattfinden von Fenster zu Fenster. die Türen sind geöffnet für Nachbarn, für Freunde, für Fremde. Hier wohnen Menschen glücklich beieinander. So scheint es.
Alle Jahre wieder träumen wir den Traum von einer solchen Stadt, von einer sicheren Wohnung für alle Menschen, von einem warmen Zelt, das nicht abgebrochen wird, wie die Bibel verheißt.
Und unsere Städte heute? Ist über ihnen der Stern erloschen, der Menschen Mut machen möchte, aufzubrechen aus dem Gestrigen zu neuen Möglichkeiten?
ich ahne
Menschenmögliches
zwischen Menschen
aller Rassen und Nationen
zwischen Menschen
aller Generationen
zwischen Mann und Frau
ich ahne
Menschenmögliches
im Unmöglichen'
Menschenunmögliches
als Mögliches
unter dem Zuruf
des Himmels
wir träumen die zukunft
eine tagebuchnotiz:
der erste tag im eigenen heim, ein provisorium noch, doch es funktioniert: ein klavier, ein bett, ein elektrischer kocher, ein mixer, ein minibad, eine stehlampe ein hocker, ein stuhl, ein balkon zum luftschnappen. noch viele koffer rechts und links. auf dem schrank bücher über bücher. und von der wand schaut der frisch gerahmte blaue fuchs gelassen in unser treiben.
unser erstes frühstück haben wir gefeiert mit dem kleinen korb aus cousines hand. unser winziges reich eingehüllt in oktobersonne. wir lassen sie wärmend um uns sein. noch immer leben wir zeitlos glücklich. doch morgen beginnt der dienst.
zum abschied von unserer ferien-und hochzeitsreise noch ein herbstspaziergang im wald. ein knisternder laubteppich zu unseren füßen. um uns und in uns eine seltsame spannung. mit den bunten blättern lassen wir noch einmal alle farben der vergangenen wochen aufleuchten. auch die trauer des hebstes liegt in der luft. werden und vergehen. beides wird uns streifen auf den wegen durch neue jahreszeiten. wie ernst sich menschen nehmen in stunden der liebe! wie stArk wird das band sein? wieviel wird es aushalten? noch sind wir auf entdeckungsreise. wir träumen die zukunft.
abends brot, butter, käse, wein.wir zünden eine kerze an. es schmeckt uns. mitten in der nacht hast du mir noch einmal zugeflüstert, wie gut der wein war. so schön wie dieser tag war keiner auf der langen reise. wir sind daheim. das macht es. unser leben hat ganz neue konturen. möcht mit dir zu den mutigen gehören in dieser welt, zu den liebenden und betenden, denn sie sind das salz der erde
------------------------------------------------------------------------------------------------------- Erlebnis: Kirchentage
Kirchentag 2001 in Frankfurt (Auf der Rückfahrt geschrieben)
Wieder ein Kirchentag als Ort der Auseinandersetzung mit Fragen unserer Zeit auf dem Hintergrund biblischer Texte! Im Mittelpunkt der Interreligiöse Dialog und die 3 großen „G“: Glaube - Geld - Gentechnologie. Aus der Vielfalt der Angebote ließ sich nur punktuell ein eigenes Programm erstellen, symptomatisch auch für die Alltagsbewältigung in unserer pluralen Welt.
Der Kirchentag stand unter dem Motto: “ Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, angelehnt an die Geschichte von Abraham und Sarah mit ihrem Aufbruch ins verheißene Land. Ein gefahrvoller neuer Raum!
Es gilt, in Freiheit zu bestehen, nicht auf Freiheit zu bestehen um jeden Preis, sich in Freiheit entdecken in Beziehung zu dem, der uns den freien Raum eröffnet hat.
Heute müssen wir lernen, den Glauben in unsere Zeit zu rücken, ihn „zeitgenössisch“ zu machen. (Steinacker) Religion muß durch Aufklärung gegangen sein, um neu vertretbar zu sein!?
Wir brauchen eine neue Identitätsfindung als Basis für das Verständnis unserer Welt.
Wir sollten unsern Glauben leidenschaftlich und mutig lebendig werden lassen! Nur gelebter Glaube befähigt zum tragenden Miteinander und zu Toleranz gegenüber dem Fremden. Toleranz darf sich nicht erschöpfen in billiger Harmonisierung. Sie bedeutet Akzeptanz . Die eigene Identitätsbildung ist die Grundlage für einen gelingenden Dialog mit dem „Anderen“. Nichts erkaufen mit der Aufgabe der eigenen Kultur!
Das „Milieubildende“ der christlichen Gemeinde muß heute neu entdeckt werden, um Menschen zu befähigen, Position zu beziehen im globalen Umfeld.
Darf man fragen: Was hat der Kirchentag gebracht?
Ich denke, er füllte Kopf, Herz und Sinne! Er gab Mut für den Weg durch den oft irritierend weiten Raum unserer Zeit, in der Identitätsstiftendes und Verbindliches nur noch schwer auszumachen sind.
Er gab Rüstzeug für den notwendigen Dialog mit Fremden und uns Fremdgewordenem und auch einen Schuß Abraham-Vertrauen mit auf den Weg weiter ins Ungewisse.
weiterer Kirchentags- Bericht:
Ich möchte beginnen mit einer kleinen Sölle-Provokation: Kirchentage sind die lieblichen und rotzigen Töchter der alten Dame Kirche!...............
Kirchentage wollen Brücke zur Gesellschaft sein. Sie sind Evangelische Zeitansage, Seismograph für Kirche und Welt, Forum des offenen Dialogs, Ökumenische Sammlung und ein Fest der Begegnung. Es geht in erster Linie um Klärung protestantischer Fundamente in einer Zeit des Religionspluralismus. Wer sind wir, wo stehen wir, was bedeutet uns der Glaube?
Ich frage mich: Wie sähe unsere Kirche aus ohne den großen Kirchentagsdialog alle 2 Jahre seit 1949! Immer wieder wurden Fragen geklärt, Auseinandersetzungen gewagt, Beschlüsse gefaßt. Das Kirchenvolk wurde einbezogen in offene Diskussionen.
Kirchentag ist das Pfingstfest der Christen, wo Verstehen möglich wird in vielen unterschiedlichen Sprachen.
Auf Kirchentagen tanken Pfarrer und Gemeindeglieder gemeinsam auf, suchen miteinander nach Antworten auf zentrale Fragen.
Jeder Kirchentag hat sein eigenes Motto. Dieses Mal stand er unter dem Psalmwort: Du stellst meine Füße auf weiten Raum! (Aus Psalm 31) Wie deutlich kennzeichnet dieser Text unsere heutige Situation, auch unsere ganz persönliche Erfahrung: Der undefinierbare, unüberschaubare Raum, in den wir hineingeworfen sind! Ein Raum, in dem alles möglich, nichts unmöglich zu sein scheint . Unser Geworfensein ins Offene, von dem auch der Philosoph Heidegger spricht. Dieser offene Raum:
Eine Last? Eine Chance für uns? Schon lange war Kirche nicht mehr so herausgefordert, sagte Steinacker, wenn es um Fragen der Ethik, Moral und Verantwortung der Wissenschaft geht! Der weite Raum der Gentechnik- wie läßt sich forschen und handeln ohne die Orientierung zu verlieren? Friedrich Schorlemmer hatte wenig Hoffnung , daß der Kirchentag es vermöchte, ethische Impulse auszusenden! Der ethische Dammbuch sei längst vollzogen! Der Kirchentag ist eineZeitansage: Er läßt Argumente nebeneinander stehen und regt eigenes Nachdenken an! Wer hat hier die Scheuklappen, fragt der Psychiater Klaus Dörner aus Hamburg. Er riet den Christen, sich nicht einschüchtern zu lassen . Er drehte den Spieß um und meinte, es könnte ein Akt christlicher Nächstenliebe sein, zum Wohl der Gentechniker und zu unserm eigenen Wohl, die Gentechniker von ihren ideologischen Scheuklappen zu befreien! Was ist zu tun im weiten Raum- auch im weiten Raum der Forschung?
Klare Antworten fallen heute immer schwerer! Es gibt sie nicht.
Dorothee Sölle ging hart ins Gericht mit der Ökonomie: „Sie ist barbarischer geworden als alles bisher Dagewesene! Wir brauchen eine antikapitalistische Bewegung!“ Nur sehr langsam schreiten die Alternativen zum Kapitalismus voran, wenden sich die Banken und Anlagestrategen ethischen Geldanlagen zu! Mit einem goldenen Kalb zog ein Demonstrationszug durch die Innenstadt Frankfurts mit lautem Protest.
Darüber hinaus ging es um Ost-West- Konflikte, um feministische Fragen , um interkulturelle Wohngemeinschaften zum besseren gegenseitigenVerstehen! Wir saßen auch in einem gediegenen kleinen Kreis mit einem Pfarrer aus dem Kongo, jungen Frauen aus Indonesien und Männern aus Latein-Amerika. Drei Dolmetscher versuchten Licht ins Sprachgewirr zu bringen!
Kaum ein Zeit-Thema wurde ausgeblendet auf diesem Kirchentag. Es gab keine perfekten Antworten, aber es gab ein debattierendes Voneinander-Lernen, Auseinandersetzungen in großen und kleinen Gruppen, viele Gedankenanstöße und am Freitag Abend das alle verbindende Feierabendmahl! Im Vorfeld fanden schwierige Auseinandersetzungen statt über die Abendmahls-Einsetzungsworte. Man suchte nach Worten, die dem Hingabe- und nicht dem Opfergedanken gerecht werden sollten!( Ist nicht seit Abraham das Menschenopfer abgeschafft ?) In der alternativen Form hieß es: Wenn wir das Brot teilen, denken wir daran, wieJesus Brot und Leben teilte. Wenn wir den Becher kreisen lassen, denken wir daran, wie Jesus Hoffnung und Freude geteilt hat! Oder: Schmeckt und seht, was stärkt und zum Leben befreit! „ Shalom! Leben für Dich, so reichten sich Menschen einander Brot und Saft in der Kirche Sankt Katharinen.
Überglückliche Menschen haben sich zum Schluß bedankt beim Gestaltungsteam!
Im Zentrum der Tage standen die morgendlichen Bibelarbeiten allerorts zum gleichen Text! Eine Vertiefung und Bereicherung des Glaubens. Die Hallen waren zum Teil überfüllt!
Der Kirchentag versucht Schneisen zu schlagen in unsere unübersichtliche Welt. Er hilft ein Stück, die Chancen der Vielfalt zu entdecken, Ängste abzubauen, in der Weite des Raums auch die Befreiung von Einengung zu erleben! Wir haben es neu erfahren: Christsein bedeutet eine Utopie zu haben, die trägt! Gut zu wissen:
Gottes Freundschaft
ist von Dauer
du geshst dir nicht verloren
du wohnst im Geheimnis
du brichst auf im Vertrauen
du wahgst Schritte ins Ungewisse
Die spürst Nähe die trägt
Lass mich Sprünge wagen
„Adonai“
Sprünge mit Dir
im weiten Raum
Sprünge über die Hürden
der Leere
Der Kirchentag 2007 in Köln
rund um den feurigen Fisch
lebendig und kräftig und schärfer
nah am Pulsschlag der Zeit
nah am Gipfel G8
kühn und fröhlich und bunt
Gemeinschaft gefeiert
auf dem Areopag der Gegenwart
mit Blitzlichtern auf Zukünftiges
mit gezündeten Fragen rund um die Uhr
welche Wege wagst du neu zu gehen
welche Träume träumst du
(ein Volk ohne Träume geht unter)
alles erdenklich Mögliche entdeckt
auf dem Markt der Möglichkeiten
in offenen Dialogen dabei gewesen
für Toleranz neue Spielräume gesucht
wie lässt sich Böses als Böses erkennen
wie die unguten Geister verjagen
wie das tägliche Brot teilen und
die Luft zum Leben bewahren
wach werden und hinhören
auf den Appell der Vernunft
auf die Frage Gottes an Kain:
Wo ist dein Bruder Abel?
In der Poesie der Psalmen erfahren:
Gott schenkt den Neuanfang
Gott der Lebendige macht lebendig
Gottes Geist ist ein Samenkorn
das aufgehen möchte in dir
lebendig und kräftig und scharf
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Ist nicht mein Wort wie Feuer? Gottes Wort ist scharf! Jesus sagt: Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Es geht um klare Entscheidung zwischen Gut und Böse!
Gottes Wort kein Kaminfeuer!
Ein Rabbi: Stell dir vor, es brennt, was rettest du? Das Feuer!
Die Bibel ist vieldeutig! Es gibt keine fundamentalistische Eindeutigkeit! Eine eindeutige Antwort ist Schwäche! Wir brauchen den Mut zur Verweigerung eindeutiger Antworten!
Prof. Ebach:
Die Frage nach der Prophetie gefährliche Angelegenheit! Prüft das Prophetenwort! Hört nicht auf falsche Propheten! Propheten sind keine Wahrsager! Wer ist ein wahrer Prophet? Sie sehen nichts voraus, sie sehen die Verhältnisse der Gegenwart und denken nach über die Konsequenz! Sie wollen nicht Recht behalten! Propheten warnen! Der Unheilsprophet spricht schonungslos, ohne Recht behalten zu wollen!Falsche Propheten verschleiern, statt um der Wahrheit willen zu ent-täuschen! Wehe den Schafen, wenn die Hirten mit den Wölfen heulen! Wo blieben wir ohne Visionen? Aber Träume nicht vermischen mit Wirklichkeit! Wer mein Wort hat, der rede mein Wort! Jeremia erfährt: Die Wahrheit macht einsam! Das Prophetenbuch isr ein dichterisches Buch! Wer Gott vertraut wird stark. Er sucht nicht nach Beweisen! Er vertraut!
Das Wort Gottes ist lebendig und scharf! Herausforderer ist der Teufel! Jesus wird ihn bei der Versuchung auf dem Berg los, indem er ihn als Satan „identifiziert“!
5.Mose 6: Einzig Adonai ist Gott!
Gibt es den Teufel als einen von Gott verstoßenen Engel? Gibt s ihn wirklich? Nein, es ist der Name des Verleumders, des Auseinanderbringers auf dieser Welt!
Thielicke über de Nazizeit:
Wir haben dem Teufel ins Auge geblickt! Barth antwortet: Da hat er aber einen Schrecken gekriegt!
Huber:
Religionsfreiheit ist Menschenrecht! Sie gründet im Gewissen des Einzelnen! In islamischen Ländern noch nicht aktuell! Der Zentralrat der deutschen Juden bekennt sich zu diesem Menschenrecht! In unserer Gegenwart ist Religionsfreiheit bedroht! In Deutschland positive Einstellung! Religionsfreiheit ist unteilbar! Wir brauchen den Bruch mit unseligen Traditionen! Heute Religionsfrieden schließen mit Muslimen! Wichtig die Toleranz. Sie ist ein Grundwert des neuen Europa! Aber Toleranz ist nicht Beliebigkeit! Zum Dialog der Religionen gehört, dass inhaltlich Fragen notwendig sind! Das Einigende über das Trennende stellen!
Schwierig noch die Organisationsform der Muslime!
Wenn wir weglassen, was trennt, dann verbindet die Poesie der Psalme die Menschen!
Bert Brecht:
Der Vorhang zu - und alle Fragen offen! Der einzig Ausweg wär aus diesem Ungemach, sie dächten nach.............
Kirchentag in Hannover 2005
Als der Tag zu Ende ging
spielte eine Band
lateinamerikanische Weisen
einige in den ersten Reihen
fingen an zu tanzen
tanzten mit dem fremden Freund
forderten einander auf
tanzten wie losgelöst vom Boden
tanzten mit befreitem Kopf
eng umschlungen tanzte auch
die Jüdin mit der Muslima
Ein paar Erinnerungen in Stichpunkten
Da liegt der Kirchentag nun schon hinter uns, ein brisanter, ein mutmachender wie alle Kichentage, die ich inzwischen erlebt habe! Protestanten wieder in ihrem Element!
Ich stand eine Weile vor einem gelben Plakat:
Wir sind Gäste hier auf Erden
Wo bist du zu Hause?
Darin ist beides ausgedrückt: Unsere Verantwortlichkeit als Gast, behutsam mit Geliehenem umzugehen und die Frage nach dem geistigen Zuhause, dem eigenen Standort, der mich befähigt zur Kommunikation mit Andersdenkenden.
Immer entfacht der Kirchentag eine neue Flamme Hoffnung, den weiteren Weg ein Stück auszuleuchten! Manchmal auch nur für 2 Jahre - dieses Mal bis Köln?
(Eintrag ins Gemeinde-Forum im Internet)
Gedanken aus Bibelarbeiten und Vorträgen:
Prof. Ebach:
Wir müssen wegkommen vom Generations-Imperalismus (nur bis heute denken!)
Ohne Revolten in der Menschheitsgeschichte würden Menschen heute noch in Höhlen leben. Aber- es will gelernt sein, mit Konflikten umzugehen, ohne Kriege zu entfachen!
Große Erwartung an Elia: Die Hoffnung des Exilpropheten hatten sich nur teilweise erfüllt.
Es ging kläglich zu in Maleachis Zeiten. Halbe Erfüllung wird schnell zur großen Enttäuschung . Ökonomischer Druck bringt fatale Probleme und Generationskonflikte.
Elias war kein versöhnlicher Mensch. (1.Kg. 18) Es ging ihm um Alles oder Nichts! Das Volk tanzte auf zwei Hochzeiten. am Ende musste er fliehen. Es gibt nicht nur Allmacht oder Ohnmacht, sondernm auch Zwischentöne! Wer nicht alles kann, kann nicht nichts machen! Weitergehen mit Hilfe eines Engels! Er gab Wasser und Brot!
Maleachi redet mit (Marx)- und Engelszungen. Wo Menschrechte verletzt werden, wird Gott verraten. Es geht um Anschläge auf die Ehre Gottes! Maleachi nennt Rechtsbrüche beim Namen. Mit Gott zu rechnen heißt nicht, dass sich materiell etwas rechnet!. Wo das Leben der Wirtschaft dienen soll, geht es kaputt! Wo Druck entsolidarisiert, werden Menschen einsam. Wo Menschen verletzt werden, wird Gott verletzt! Gesegnete Verhältnisse sind Folge von Gerechtigkeit! Menschen, die Gott ehren, reden miteinander! Thora und Prophetie gehören zusammen (Der kommende Tag wird die Ungerechten verbrennen!)
Gott ist das Weltgemüt - aber er ist nicht gemütlich!
Wenn dein Kind dich fragt - dann hast du Glück!
gib Antwort - sag ihm deine Antwort
wissend, dass es mehr als eine gibt!
halte fest, was du erlebt hast!
Kabarett auf dem Podium: Ein spannendes Telefonat mit Dr. Martin Luther : Schön, Sie am Telefon zu haben. Ich wollte mal mit Ihnen Tacheles reden! Wissen Sie, wir brauchen eine neiue Reformation - und noch was: Ihre 95 Thesen sollten wir kürzen auf höchstens 3 Thesen, die es in sich haben............
Präses Kock: Säkularisierung bedeutet nicht Ende der Spiritualität! Wir brauchen Orte der Vergewisserung! Kirche stellt ein kollektives Gedächtnis dar, sie hat einen Gaubens- und Erfahrungsschatz! Kirche bedeutet nicht Bedrohung unserer Freiheit...
Köhler: Freiheit und Kirche gehören zusammen. Materieller Fortschritt sichert keine gute Zukunft!
Prof. Schroeder: Arbeitslosigkeit muss zentral berkämpft werden! Dabei Globalisierung nicht verteufeln!
Wir brauchen eine Globalisierung mit menschlichem Gesicht!
Die „Denkmüdigkeit“ sagt: Experten wissen alles besser! Heute grassierende Expertengläubigkeit!
Das Christentum setzt sich ein für Werte, die nicht börsenfähig sind! Wir müssen uns wehren gegen die Expertenkultur, die den Menschen auf Ökonomie reduziert!
Schröder hat zum Irak die Expertenmeinung überhört!!! Sonst ist heute Politik blind im Blick auf Experten aussagen! Experten unwesen auch in der Theologie!
Die Gottesklausel symbolisiert die Einsicht, dass es mehr gibt als politisches Land!
Marktradikalismus ist eine Torheit unserer Zeit. Die Institutionen der Intellektuellen sind heute „unmusikalisch!“ Wir müssen die religiöse Grundlage der Gesellschaft neu beschreiben.- Ökonomie und Politik müssen sich der Diskussion heute neu stellen. In der Globaliesierung liegt Chance und Bedrohung.
Wir dürfen nur verbrauchen, was die Natur zurückgibt, sonst rächt sie sich! Die Chance liegt im gerechten Teilen-Lernen in neuer Weit- und Weltsicht.
Bischof Huber: Was geht verloren, wenn Europa auf Religion verzichtet? Dann hat Europa keine Seele mehr! (Anfragen an die Europäische Verfassung ohne Gottesbezug und an die Berliner Schulpolitik ohne Religionsunterricht!) Schule ist nicht wertneutral, Schüler brauchen ein Standbein! Religion ist keine Privatsache, Europa ist eine kulturelle Gemeinschaft!
Wenn Werte wegfallen, wird es kein Rechtssystem mehr geben!
Steffensky: Wie geben wir in säkularen Zeiten Tradition weiter? Eine Legende: Ein Königssohn bricht auf, eine Perle zu finden. Nur mit dieser Perle kann er einmal König werden. Er gerät in das Land der Dunkelheit und vergisst alles, was ihn bewegte und vorantrieb. Er fällt ins Vergessen und lebt wie ein Sklave! Dann kommt Nachricht von den Eltern: Wach auf, erinnere Dch, Du bist ein Königssohn. Ein Adler trägt den Brief zu ihm. Da besinnt sich der Königssohn und bricht auf. Er findet die Perle und kehrt heim und wird König.
So ist die Bibel unser „Alter Brief“! Sie ist en Erinnerungsbrief zum Wachwerden und Neuaufbruch!
Im Gefängnis der Gegenwart sitzt der, der sich nicht erinnert: Gott führte sein Volk aus der Gefangenschaft! Die Taufe des Menschen ist ein Akt der Gnade. Es gibt den Indianernamen und den Taufnamen. Der erstere ehrt die Stärke des Menschen, der Taufname erinnert an Gott.
Gesegnet sein heißt, sich fallenlassen können! Segen ist der Tanz der Hoffnung. Gnade ist, sich nicht bannen zu lassen vom Zweifel. (Zorn ist Eigenschaft eines gebildeten Herzens!)
Kinder müssen etwas erfahren vom Grund unserer Hoffnung! Wir brauchen keine Pisa-Effizienz, Mit der Globalisierung sind die Zeiten vorbei, in denen es nur einen bestimmten Wissenskanon gab!
Prof. Ernst-Ulrich von Weizsäcker: Wir können der Negativentwicklung Einhalt gebieten bei Halbierung des Verbrauchs an Ressourcen! Es gibt eine gigantische Ungerechtigkeit in der Welt! Die Zeche wird immer von Ohnmächtigen bezahlt! Notwendig ist die Verteilungsgerechtigkeit! Aber wie will man Verteilung organisieren? ( An Nachhhaltigkeit denken!) Wichtig: Bei der geografischen Reichweite des Marktes Verhaltensregeln wieder angleichen! Politik vertritt engstirnige Wachstumsdebatte. Wir brauchen soziale und ökologische Nachhaltigkeit bei allen Vorhaben!
Richard von Weizsäcker: Was soll und kann die Politik? Wir müssen der Not auf der Welt Herr werden, dann stoppt der Terror. Welthandelsorganisation als wichtige Institution zum Funktionieren des Weltmarktes. Wir zahlen für Subventionen 6 mal so viele Mittel wie für die Entwicklungsländer. 1000 Milliarden für Rüstung,
60 Milliarden für Entwicklung! Große Herausforderung sind Terror und Immigration. Notwendig der Kampf gegen radikalen Islamismus! Aber Gewalt ist nicht islamspezifisch! Wichtig: Begegnung der Religionen in
interkultureller Kommunikation! Zivilisierte Nationen bekämpfen sich nicht! Wo zwei aufeinanderprallen, ist eine davon barbarisch! Heute ist Einheit in Vielfalt gefragt!
Ursprung des Christentums ist die jüdische Lehre, die griechische Philosophie, das römische Recht!
Wie wird am Ende ein neues Europa aussehen?
Die Macht der Wahrheit
Interreligöser Dialog zwischen einer kath.Professorin für Fundamentaltheologie, einer islamischenReligionspädagogin, einer Rabbinerin, einer schwarzen Sängerin (Buddhistin)
Wenn dein Kind dich morgen fragt: Was ist die wahrheit? Was antworte ich?
Die Katholikin: Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Die Wissenschaft wäre tot ohne die Befruchtung durch Glauben! Glaube als Haltung. es gibt keine neutrale Philosophie. Verbindung von Vernunft und Glauben! Glaube hat etwas mit der praktischen Vernunft zu tun.
Die Jüdin: Der jüdische Gott ist nicht „die Wahrheit“. Es gibt keine absolute Wahrheit, es geht um die Suche nach Wahrhaftigkeit! (2 Juden - 3 Meinungen!) „Praxis“ mit kritischen Fragen, das ist Judentum.
Glauben und Wissen gehören zusammen. Heilsentscheidend ist mein Handeln!:
Die Buddhistin: Der Buddhismus kennt die 4 edlen Wahrheiten: Alles Leben ist Leiden unterworfen - Ursache des Leidens sind die Leidenschaften -Befreiung von den KLeidenschaften hebt das Leiden auf - der Weg zur Aufhebung ist der achtfache Pfad (rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Denken, rechtes Sichversenken.
Die Muslimin: Der Wahrheit können wir uns nur annähern! Wir glauben an den Schöpfer des Universums.
Unsere Glaubensgewissheit wird vom Zweifel nicht berührt. Ich bin von der Vernunft und dem Intellekt her angesprochen vom Koran.
Schlussrunde mit dem Landesbischof aus München, dem Direktor des Parlaments der Weltreligionern aus Chicago, einer Professorin aus Göttingen, einem Professor aus Tübingen
Keine Angst vor Wahrheiten - Wahrheitsaussagen - Gewissheiten!
Gewissheiten prägen unser Leben! Vertrauen setzt Gewissheit voraus! Die Treue Gottes ist die Grundaussage des jüdischen Glaubens.Es gibt die Wahrheit im Blick auf den Gekreuzigten als Dimension der Bewältigung von Leid. In Jesus ist deutlich geworden, was wahr sein könnte! Wahrheit wird „erfahrbar“ in Christus! Es gibt keine absolute Wahrheit! Der Gott der Wahrheit wirkt in allen Religionen. Wer für sich die Wahrheit erkannt hat, teilt sich anderen mit. Im Dialog gilt es, Wahrheits“gewissheiten“ zu diskutieren. Über die Wahrheit kann man nicht verfügen. Sie widerfährt uns! Für Christen ist Jesus normativ. Wir erkennen Gott in Jesus, das nötigt uns dazu, zu glauben, dass die Liebe Gottes über meine Religion hinausgeht. Die Trinität als Stein des Anstoßes für andere Religionen (nicht einer harmonisierenden Sicht opfern!). Dort, wo sich uns die Wahrheit offenbart, wird Gewissheit für uns! Ich erkenne Wahrheit in meiner Lebensgeschichte. Gott überführt uns zur Wahrheit und zum Zeugnis! Ziel des Dialogs ist nicht Konsens, sondern Kooperation der Religionen. Religion ist etwas anderes als ethisches Handeln: Religion ist Vollzug , ist Kult, nicht Ethik.
Kein gemeinsames interreligiöses Gebet, aber ein multireligiöses Gebet ist möglich, ein gemeinsames „Feiern“! Motivationskraft der Religionen nutzen, Aktivität wird freigesetzt (aber auch ambivalente!) Als Christ kann ich nicht leichfertig mit anderen Religionen umgehen! Wenn du betroffen bist von deiner Wahrheit, wagst du weiterzugehen auf den Schultern eines Seiltänzers: Einmal versuchte ein Mann auf einem Seil die Niagarafälle zu überqueren. „Kann ich das“?, rief er. Ja ,rief die Menge, das kannst du!! „Wer von euch kommt auf meine Schulter“?
Die Siebensachen
Es war einmal ein Vater. Der schenkte seiner Tochter eine kostbare Tasche. Für deine "Siebensachen," sagte er. Der Vater machte nie viele Worte. An welche "sieben Sachen" denkst du, fragte die Tochter. "Das musst du selbst herausfinden", antwortete der Vater, „Diese Tasche wird dir Glück bringen, füllst du sie mit den richtigen sieben Sachen!“Da ging die Tochter des Weges und überlegte, wie die Tasche zu füllen sei. F r e i h e i t fiel ihr als erstes ein. Freiheit fülle ich ins größte Fach! Sie packte alle Freiheiten hinein, die sie lockten, die das Leben ihr bot. Eine nach der anderen. Nicht lange danach verliebte sich die Tochter. leichtfüßig ging sie durchs Land. Die sieben Himmel der Glückseligkeit taten sich ihr auf. Und sie sammelte alle Funken der Liebe ein, die ihr entgegensprühten. L i e b e, dachte sie, kannst du nie genug haben. Sie füllte sie mit glücklicher Hand in ihre Tasche. Und dann fiel ihr ein drittes ein: V e r t r a u e n ! Sie saß auf einem Stein, die Beine hochgezogen und träumte vor sich hin. Ohne Vertrauen - so dachte sie - geht nichts. Ohne Vertrauen zerbrechen Freundschaften. Ohne Vertrauen wachsen Ängste ins Uferlose, verliert die Liebe ihre Farbe. Auf etwas vertrauen können, an etwas glauben können muss der Mensch. Das gibt ihm Halt zum Weitergehen. Sie sprang auf und sortierte Vertrauen in die großen Seitenfächer ihrer Tasche. Nach dem ersten Eifer verlor die Tochter die Lust, weiter nach den Siebensachen zu suchen. Sie hatte Wichtigeres zu tun. Sie stellte die Tasche in eine Ecke und hängte sich einen leichten Beutel über die Schulter. So tauchte sie unter im Getriebe der Tage. Was auf sie zukam, kam auf sie zu. Was verloren ging, ging verloren. Die Liebe litt Schmerzen. Die Freiheit nahm Züge von Verlorenheit an.Sieben Jahre gingen so ins Land. An einer Wegkreuzung hielt die Tochter an, die Jahre zu überdenken. Ein Kunterbunt wirbelte durch ihren Kopf. Sie erinnerte sich an vieles, an Reisen durch die Welt, an Glücksmomente, an Strähnen der Trauer, an Stillstand und Aufbruch.Da fiel ihr die Tasche wieder ein. Sollte sie wieder anfangen zu suchen nach wichtigen Siebensachen? W a c h s a m k e i t schoss es der Tochter durch den Kopf. Wachsamkeit gehört noch in meine Tasche. Ohne Wachsamkeit läuft nichts! Und an M u t dachte sie. Davon brauche ich ganz viel, sagte sie sich. Mut gehört für mich zu den wichtigsten Siebensachen. Er ist die Triebfeder zum Vorwärtskommen! Auch T o l er a n z legte sie behutsam hinzu. Toleranz, die zulässt und auffängt. Toleranz, die den Horizont weitet, Toleranz, unter der Verstehen aufblüht im Grau des Alltags. Aber - sprach der Vater nicht von „sieben“ Sachen? Die Tochter hatte erst sechs gesammelt. Sie überlegte: Freiheit - Liebe - Vertrauen - Wachsamkeit - Mut - Toleranz. Die Tasche war schon voll und sehr schwer. Konnte sie noch mehr aufnehmen? Waren sechs Dinge nicht genug? Was könnte zum Glück noch fehlen? Ein wenig ratlos ging die Tochter ihrem Tun nach. Sie malte gerne und schnitzte. Nach sieben Tagen legte sie ihr Schnitzmesser an die Seite. Vor ihr stand eine Holzfigur. „Hoffnung“ nenne ich dich, flüsterte sie und stellte die kleine „Hoffnung“ ins Licht ihres Fensters. H o f f n u n g, ich hab es gefunden, rief die Tochter überglücklich. Die Hoffnung fehlte noch! Und sie füllte Hoffnung in die letzten Freiräume und Ritzen der Tasche. Hoffnung obendrauf als letztes und siebtes der Siebensachen. Vorsichtig schloss sie nun ihre Tasche. Und sie staunte beim Hochheben war sie nun federleicht. Da wusste die Tochter, dass das Maß stimmte, dass mit der Hoffnung die Gewichte des Lebens tragbar werden.
Wassergedichte
Dunkel das Wasser
iim Brunnen der Erinnerung
wenn du dich beugst
über den Rand
den steinernen
wird es lrbendig
spiegelt Gesichter
und tanzende Sterne
spiegelt Zweige im Wind
piegelt dir Leben zurück
Wo sie fließen
die Ströme lebendigen Wassers
wird fruchtbar die Welt
verwandelt sich ödes Land
in blühende Felder
eintöniges Geschehen
in sprühende Geschichte
Ein Wort
wie Wasser
wie Brot
wie ein Kuss
wie ein Ja
zum Leben
Das Heute
fang es auf wie Wasser
in einer Schale
schmeck es
weil Wasser Leben ist
mehr als das Heute
gehört dir nicht
im Heute ist Gestern
und Morgen
Der 80. Geburtstag
80- was für ein Alter! Wirklich verstehen kann es nur der, der es erreicht hat. Ein neu zu entdeckender Lebensraum anderer Größenordnung als alle bisherigen Räume mit einer neuen Welt- und Tiefenerfahrung, so man offen bleibt für Gedankenschritte ins Verstehen!
So reicht denn ein Jahr
dem anderen die Hand
von Händedruck zu Händedruck
zum runden Leben
Und wir Abschiednehmenden ziehen wie kleine Flüsse fort.
(Nelly Sachs)
Paul Celan:
Tief in der Zeitenschrunde
beim Wabeneis
wartet ein Atemchristall,
dein unumstößliches Zeugnis
Liebe Annemarie,
jetzt ist er gekommen, Ihr Festtag. Sie blicken nun auf viele, viele Jahre zurück, und wir als Außenstehende können und müssen sagen: Sie sind ein Mensch, der trotz der vielen Schicksalsschläge seinLeben gemeistert und den Platz gut ausgefüllt hat, der ihm - von wem auch immer - zugewiesen wurde. Karl Jaspers würde sagen: Sie sind sich selbst geschenkt worden. Und wir möchten Ihnen sagen, dass wir froh sind, Sie kennengelernt zu haben. Natürlich haben wir auch viele Wünsche für Sie in unserem Herzen; Wünsche wie Glück und Gesundheit. Da wir aber auch wissen, dass jeder Mensch Glück anders deutet, rufen wir Ihnen zu: Lassen Sie sich beschützen.
>Ihre Berni und Peter
Hallo Frau Schnitt,
herzliche Grüße von Ihrem ehemaligen Mitstreiter aus Gladbeck. Ihre ehemalige Wohnung in der Hochstraße oder Ihr Haus in der Dorfheide oder auch die Christuskirche erinnern an eine lebendige Zeit zusammen mit Ihnen. 80 Jahre? Kaum zu glauben!
Martin Meier-Stier
Anke Wolff
Datum: Mittwoch 11. Januar 2006
Kommentar:
Liebe Frau Schnitt! Ein gutes neues Lebensjahr für Sie! Möge Ihnen dieZukunft nur Gutes bringen und Ihre Lebensuhr noch auf viele beschauliche und arbeitsfreudige Jahre einstellen! Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre bewundernswerte geistige Frische behalten! Das, was Sie schreiben, ist angefüllt mit Lebenserfahrung und Menschenfreundlichkeit. Ihre Poesie ist ein wertvoller Wegweiser auch für jüngere Menschen! Sie sind eine moderne Schreiberin, die in komprimierter Form Aussagen trifft, für die andere viel längere Umwege brauchen! Bleiben Sie noch eine Weile munter in der Welt der Poeten!
29-12-06
Herzliche Glückwünsche!
Der Mensch lebt nicht vom "Buch" allein! (Ein guter Duft lässt ihn auch glücklich sein!)
Claudia und Conny
liebe mutter,
habe eine schöne Definition in der Süddeutschen gefunden, was “Schreiben“ ist.Max Kruse, der die Kindergeschichte Urmel geschrieben hat,sagt: “Schreiben ist gefrorenes Denken. Das Denken festzuhalten und es in Ruhe betrachten. (..)“
liebe grüsse, corinna
Hallo Mutter! Danke für die irische Weisheit! Es war schön mit dir! Das Arbeiten und Diskutieren und Lachen. Gute Woche für dich! Liebe Grüße von Conny
Begegnung
Die lachsfarbene Rose als Erinnerung an einen besonderen Tag. Eine fair gehandelte Rose aus Ecuador. Am 81. Geburtstag die Begegnung mit der Tochter am Grab des Vaters. Ein Wochenend-Ausflug auf der Spur eines geliebten Menschen. Ungewöhnliche Feier im kleinen Hotel nahe am Friedhof. Das verunglückte Menu des Kellners, der Scherbenhaufen zwischen den Tischen. Die Neuauflage des Essens gratis mit einem runden roten Wein. Unser Platz in der warmenholzgetäfelten Nische. Rundherum spürbar die Geister guter Erinnerung.
Wir reden, wir essen, wir trinken, wir lachen. Wir spielen in alter Tradition das chinesische Halma mit den bunten Glaskugeln, springen in großen Sprüngen durch den Abend im Schein einer Kerze, Die Gläser gefüllt mit dem Wein, dem wohligen. Momente, in denen sich verflüchtigt, was das Leben beschwert.. Ganz heimlich tut sich ein neues Jahr auf wie ein neues Spiel, ein herausforderndes mit Verlust und Gewinn, mit Sieg und Niederlage. Und die Nacht im Tiefschlaf, im Halbschlaf, im Wachsein. Du sortierst Gedanken, du liest, du ziehst Bilanz, du springst über Schatten, verlierst dich in bunten Bildern von Gestern. Du versuchst zu deuten, erspürst Kontrapunkte, andere Sichtweisen, begreifst neu den vielfarbigen Bogen am Himmel.
Am Grab der Krug mit Tannen und Tulpen, blühendes Sprachspiel über den Horizont hinaus.
Liebeslied zum 50. Hochzeitstag:
ein Jahreskreis
der den Bogen schlägt
über den Horizont hinaus
der sich schließt hinter den Wolken
der Dich wieder einfängt
nah und lebendig in meinen Tag
ein Jahreskreis
der Töne weckt zum Lied
über die Zeit hinaus
zum Liebeslied mit leisem Ton
für einen leisen weisen
Gefährten lebendiger Tage
Fahrt zum Grab am 50.Hochzeitstag
Ankunft Sonntag Abend mit dem Zug in Oldenburg. Fahrt mit einem kurdischen Taxifahrer zum Hotel in der Nähe des Friedhofs. Unterwegs fragte er: Bleibst Du länger hier? Ich sagte: Nein, ich will nur morgen zum Grab meines Mannes in Erinnerung an einen besonderen Tag! Seine Antwort: Dann musst Du aber heute Abend noch zum Grab! Nein, sagte ich, das ist mir etwas unheimlich so alleine! Daraufhin er: Dann gehe ich doch mit Dir und stelle die Taxi-Uhr ab! Gesagt, getan! Am Grab umarmte er mich und sagte: "Jetzt sind wir beide ein bisschen traurig, doch Du wirst in dieser Nacht gut schlafen....."So treffen Kulturen in Umarmung aufeinander? Und ich habe wirklich gut geschlafen!
Die lange Schlange am Postschalter. An jedem Tag das gleiche Bild. Sie stehen dort hintereinander. Sie warten, bis sie an der Reihe sind, wortlos, beziehungslos. Eine junge Ausländerin mit Kinderwagen vor mir. Nichts tut sich außer Schweigen. Man nimmt sich nur peripher wahr.
Plötzlich dreht sich die junge Frau um: Sie duften ja wie meine Mutter! Sie lebt in Mexiko und konnte nicht kommen, weil sie krank ist!
Ich dufte wie Ihre Mutter? Ja, sagt sie, ich dachte, sie steht hinter mir!
Wir wechseln Worte. In wenigen Sekunden ist alle Fremdheit dahin. Diese Begegnung in der Warteschlange. Begegnung über Grenzen. Mexiko steht im Raum,
Sehnsucht und Heimweh. Ein Duft, der erinnert. Ein zartes Parfüm, das Entfernungen aufbricht.
Schon ist die junge Frau an der Reihe mit ihrem Luftpostbrief in die andere Welt.
Schauen Sie kurz auf mein Kind, bittet sie. Ich beuge mich zu dem kleinen Wesen mit seinen großen erstaunten Augen und halte die winzigen Hände: Alles ist gut!
Und schon bald kommt die Mutter zurück zu einem Blitzabschied mit Umarmung und Kuss auf die Wange;: Adiós, Mama!
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